Am liebsten saufrech, witzig und gut drauf Seit 30 Jahren gibt es die Zeitschrift „Literatur in Bayern“

Das Münchner Neue Rathaus widmet ihr ab 11. Oktober eine zweimonatige Herbst-Ausstellung, in der dortigen Juristischen Bibliothek stellt sich (angeblich Mitte April) die mit Spannung erwartete Jubiläumsausgabe vor: „Literatur in Bayern“, eine 1985 ins Leben gerufene, von Insidern begehrte Zeitschrift mit turbulenter Vergangenheit, feiert so ihr 30-jähriges Bestehen.
Rechtzeitig erschien Ende März die Jubel-Nummer 119. Der Münchner Allitera-Verlag, bei dem das durchgehend ansprechend illustrierte Blatt gelandet ist, machte`s (und macht`s weiter) möglich. Herausgeber ist, nachdem der Gründer, Initiator und Motor der Vierteljahresschrift, der aus Berlin stammende, als Professor an die Ludwig-Maximilians-Universität München berufene Volkskundler und Literaturwissenschaftler Dietz-Rüdiger Moser 2010 gestorben war, nach kurzen, allerdings „schweren“ Zeiten, der nun 65-jährige Münchner Literat, Romancier und Ex-Moser-Mitarbeiter Dr. phil. Gerd Holzheimer aus Gauting. Um ihn versammelt sich ein illustres Redaktions-Team: Norbert Göttler, Klaus Hübner, Brigitta Rambeck, Michael Stephan und Elisabeth Tworek.
Gerd Holzheimer will das Erbe Dietz-Rüdiger Mosers fortführen. Er bietet ein viermal pro Jahr erscheinendes Periodikum, dessen poetische, wissenschaftliche und literaturkritische Texte mit Bayern zu tun haben müssen, keineswegs in Mundart gehalten sein müssen und weg kommen sollen von einer „oberbayerischen Zentriertheit“. Schon Moser habe, wie Holzheimer dem Bayerischen Rundfunk sagte, eine „bunte Truppe“ versammelt – mit der streitbaren Katholikin Luise Rinser, dem „Weltstar“ Michael Ende und dem Erz-Kommunisten August Kühn. Von „konservativ“ sei Moser da schon bis hart an den „linken Rand“ gegangen. Am liebsten hätte Holzheimer jedes neue Heft saufrech, witzig und so gut drauf, wie es zum Beispiel die Liedtexte junger Musiker seien, denen er bereits ein Schwerpunktheft gewidmet habe.
Autoren wie Martin Sperr, Franz X. Kroetz und Herbert Rosendorfer hätten bekanntlich in der Vergangenheit in „Literatur in Bayern“ ebenso veröffentlicht wie etwa Bayerns ehemalige Kultusminister Hans Maier und Hans Zehetmair. Das allein zeige schon die von Anfang an gebotene Offenheit der Hefte. Bereits in der Juni-Nummer 4 (1986) hieß es ausdrücklich, man wolle „der Literatur als Kunst Raum geben“, folglich also „nach der Qualität der abgedruckten oder untersuchten Texte“, nicht aber nach „der Gesinnung ihrer Urheber“ fragen. Die Autorinnen und Autoren der Beiträge schreiben seit jeher gratis. „Literatur in Bayern“ fungiert als Mitteilungsblatt des gleichnamigen eingetragenen Vereins. Heft-Preis: 7,50 Euro. Bezugsadresse: Literatur in Bayern, Postfach 1366, 82118 Gauting.

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Hans Maier, Bayerns ehemaliger Kultusminister, gehörte (wie die Ausgabe Nr. 57 verrät) ebenso zu den Autoren von „Literatur in Bayern“ wie Martin Sperr und August Kühn.

(Foto: Hans Gärtner)

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Über Hans Gärtner 454 Artikel
Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.

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