Aufführung der Beethoven-Oper „Fidelio“ in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus

Die Kulturstiftung des Bundes hat die Inszenierung der Beethoven-Oper FIDELIO im Hof der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus in die Liste ihrer Förderprojekte für 2014 aufgenommen. Damit kann das gemeinsame Projekt des Menschenrechtszentrums Cottbus e.V. und des Staatstheaters Cottbus im Juni 2014 zur Aufführung kommen.
Im Zentrum der Oper FIDELIO steht das Recht des Einzelnen auf Wahrung seiner Würde. Das Geschehen spielt in einem Gefängnis, das jenseits aller Rechtsvorstellungen von Willkür und Gewalt beherrscht wird. Handlung und Musik gipfeln im Appell, sich für Freiheit und Menschenrechte einzusetzen – allen Widerständen und Repressalien zum Trotz. Mit künstlerischen Mitteln behandelt Beethoven damit ein Anliegen, dem sich der Häftlingsverein Menschenrechtszentrum Cottbus intensiv widmet. „Für mich ist der „Gefangenenchor“ die berührendste Szene in der Operngeschichte. Die Befreiungsoper handelt zwar in der Zeit der französischen Revolution, besitzt aber in unseren Tagen große Aktualität. Dass FIDELIO-Inszenierungen einige Male unmittelbar in das politische Geschehen eingriffen, wissen wir seit dem Oktober 1989. Der besondere Ort der Aufführung erinnert uns an diese Zeit. Ich bin allen Förderern dieses Projektes von Herzen dankbar für ihre Unterstützung.“
Die Förderung ist eine weitere Anerkennung der Aufarbeitung von SED-Unrecht, die das Menschenrechtszentrum Cottbus, ein Verein ehemaliger politischer Gefangener des Zuchthauses Cottbus, leistet. Mit Mitteln des Beauftragten für Kultur und Medien des Bundes, des Landes Brandenburg und privater Spender hat der 2007 gegründete Verein, der zugleich Eigentümer des früheren Gefängnisses ist, im September 2012 mit einem Benefizkonzert von Wolf Biermann einen Teil des Zuchthauses Cottbus nach einer einjährigen Sanierung als Gedenkstätte eröffnet. „Unser Ziel als privat geführte Gedenkstätte ist, auf der einen Seite den Tausenden von Häftlingen dieses größten politischen Gefängnisses der DDR eine Stimme zu geben und ihr Schicksal nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Andererseits möchten wir etwas dazu beitragen, aus der Geschichte zu lernen, die Bürger für unsere Demokratie zu stärken, aber sie auch für die aktuelle Menschenrechtssituation in anderen Teilen der Welt zu sensibilisieren. Dazu benötigen wir viele Partner, so dass wir sehr glücklich sind, für dieses Projekt das Staatstheater Cottbus gewonnen zu haben“, sagt die Gedenkstättenleiterin Sylvia Wähling.
Die FIDELIO-Aufführungen werden in ein „Freiheits- und Demokratiefest“ auf dem Gelände der Gedenkstätte eingebettet sein. Im Jahr 2014 gibt es mehrere bedeutende Jahrestage, die den Rahmen dazu bieten und unmittelbar mit der Geschichte des Gefängnisses als Unrechtsort zusammenhängen. 2014 werden wir mit den Auseinandersetzungen konfrontiert, die vor 100 Jahren mit dem Ersten Weltkrieg Europa und die Welt erschüttert haben. Der Zweite Weltkrieg, der die Teilung Europas und Deutschlands zufolge hatte, wird 75 Jahre davor begonnen haben. Die nachfolgenden Jahrzehnte der Teilung, Unterdrückung und des Unrechts fanden mit dem Mauerfall, der sich im November 2014 zum 25. Mal jährt, ihren Abschluss.
Als demokratische Staaten konnten nun die meisten der ehemaligen Ostblockstaaten 2004 der Europäischen Union beitreten. Deutschland feiert 2014 ebenfalls einen eigenen Jahrestag: Die Grundlage für unseren demokratischen Rechtsstaat bildet das Grundgesetz, das 65 Jahre zuvor verabschiedet wurde. Doch 200 Jahre zuvor, am 23. Mai 1814, fand die Uraufführung der 3. und endgültigen Version der Oper FIDELIO statt. Anlässlich dieser Fülle an Jahrestagen werden über 14 Tage mehrere Bildungs- und Informationsveranstaltungen in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus für Groß und Klein, Einzelbesucher und Gruppen angeboten.
Die Entscheidung der Kulturstiftung des Bundes, aber auch die großzügige Unterstützung durch die Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Spree-Neiße sprechen darüber hinaus für ein großes Vertrauen in die Qualität der künstlerischen Arbeit des Staatstheaters Cottbus, für das Intendant und Operndirektor Martin Schüler im Namen aller Mitarbeiter dankt. Er sieht in der Beethoven-Oper „einen der glanzvollsten Belege für den Überlebenswillen des Menschen. Die Inszenierung an einem ehemaligen Ort des Unrechts ist eine spannende Herausforderung für uns Theaterleute.“
FIDELIO im ehemaligen Zuchthaus Cottbus wird auch durch die Unternehmensgruppe UKA (Umweltgerechte Kraftanlagen) unterstützt. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) begleitet das Projekt bereits von Anfang an als Medienpartner. Die Stadtverwaltung Cottbus unterstützt ebenfalls das Projekt.
Die Open-Air-Premiere unter der musikalischen Leitung von GMD Evan Christ und der Regie von Martin Schüler ist für den 28. Juni 2014 im Hof der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus geplant; weitere sechs Vorstellungen folgen bis Juli 2014. Der Vorverkauf beginnt im Herbst 2013 im Besucher-Service des Staatstheaters und an allen einschlägigen Vorverkaufskassen. Der Termin des Verkaufsstarts wird mit einer gesonderten Pressemitteilung angekündigt.

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