BERLIN ART WEEK – Highlights zum Start der Berliner Ausstellungssaison

Bild: Sanja Ivekovic Gen XX, 1997 – 2001, Courtesy: Sammlung Block. Leihgabe im Neuen Museum in Nürnberg

Art Alarm ist in Stuttgart eine Woche später. Die Berliner Kunstwelt muss nicht erweckt werden. Ihre ARTWEEK ist eher eine rasante Beschleunigung im Vernissagekalender, um Kunstinteressierte auf Berlin zu konzentrieren. Wofür auch der namhafte Galerist Johann König gleichzeitig auf der Expo Chicago wirbt. Zuhause präsentiert er das hervorragende Talent von Jorinde Voigt in der ehemaligen Kreuzberger Kirche Sankt Agnes und auf der Kunstmesse ABC. Wie sie mit schwarzen Federn und beschrifteten Verweisbögen aus Graphit räumlich anmutende Strukturen auf Papier schafft, ist einzigartig. Auch wenn man gern noch mehr Ausführungen zu philosophischen und literarischen Themen aus früheren Serien zur Inspiration genutzt hätte. Weiter östlich in Treptow, öffnet sich das Tor zu einer der ehemals größten freitragenden Hallen Europas. Einer wahrhaften Arena für 73 Galerie POSITIONS. So intim es letztes Jahr im Kaufhaus Jandorf an der Brunnenstrasse zuging, hier können sich die POSITIONS ausbreiten und haben dabei noch Luft nach oben. Amrei Heyne zeigt Paul Frahms Bühnenfotografien in umgekehrter Richtung. Von der Kameraposition auf der Hinterbühne blickt der Betrachter erst suchend im scheinbar zweiten Bildrahmen der schwarz gestrichenen Bühnentechnik umher, um sich dann den meist opulenten Farben im Saal zu widmen. Brillante Idee, nur sind die angebotenen Formate für den häuslichen Gebrauch zu mächtig.
Maximilian Verhas zeigt mit seinen Kleinplastiken aus polierter Bronze bei Friedemann Hahn, dass Museumsformat keine Frage der Ausdehnung ist. Form und Dynamik bilden in ihnen eine Einheit.
Dynamik bakterieller Zerstörung auf Gelatineschichten alter Dias dokumentiert Wolf Ganter. Was früher bei zu feuchter Lagerung der Alptraum jedes Fotografen war, züchtet er durch bewusste Impfung in selbst gebauten Brutkästen. Unter dem Mikroskop werden dann nach Monaten oder Jahren bizarre Farbmuster sichtbar. Digitalisiert, wird ein großformatiger Druck daraus, der auf Holz aufgezogen und mit einer besonderen Lichtschutzschicht versehen wird.
Ob, und wie Kartoffelkraut zu archivieren ist, hat sich Joseph Beuys nie geschert. Sein Berliner Galerist René Block schon. Und so wird dieses Überbleibsel beim roden der Kartoffeln im Vorgarten der Galerie im Jahr 1979 nun in einer Vitrine im Neuen Berliner Kunstverein gezeigt. „Ich kenne kein Weekend“ steht sinnbildlich für das Wirken René Blocks als Herausgebers von Grafikmappen und Auflagenobjekten, Biennale Initiator, Leiter des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes und des Museums Fridericianum. Neben Beuys Staubbild mit Kartoffelkraut sind unter anderem Werke von Marcel Broodthaers, John Cage, Mona Hatoum, Sanja Ivekovic und Alicia Kwade zu sehen.

Galerie König, Alexandrinenstrasse 118-121, 10969 Berlin, Di. – So. 11 – 18h
ABC Berlin, Luckenwalder Strasse 4-6, 10963 Berlin, Sa. 11 – 19h, So. 11 – 18h
Positions Berlin, Eichenstraße 4, 12435 Berlin, Sa. 13 – 20h, So. 11 – 18h

Über Löw Jan 27 Artikel
Jan Löw, geboren 1965 in Jena, studierte Kunstgeschichte und Medienwissenschaft in Jena und Weimar. Er war langjähriger freier Mitarbeiter des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. Löw arbeitet als freier Photograph in Berlin und in Thüringen.

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