Das Dreamteam des Rallyesports

Morgan, Foto: Stefan Groß

Der bekannte Rallyefahrer Christian Geistdörfer erzählt die Geschichte des deutschen Rallyeteams Röhrl/Geistdörfer, die von 1977 bis 1987 zusammen im Auto saßen und blind aufeinander angewiesen waren. Eine Innenansicht der Erfolge der beiden Sportler, die zweimal zusammen Weltmeister wurden und viermal die Rallye Monte Carlo gewannen, wird nun erstmals präsentiert. Diese Aufarbeitung bedeutet auch ein Stück Sportgeschichte aus einem anderen Blickwinkel. Es ist ein subjektiver Lebensbericht über die sportliche Partnerschaft mit Walter Röhrl und andere Wegbegleiter in den zehn Jahren Zusammenarbeit. Kritisch, direkt, fast schon investigativ ist der Stil des Werkes: Personen wie Jean Todt werden ebenso wie die verschiedenen Marken und Autos in ihrer Karriere. Garniert ist dieses Werk mit eindrucksvollen Bildern, Bordbüchern und Streckenskizzen wahrscheinlich aus der privaten Sammlung Geistdörfers. Ein Stück lebendiger Zeitgeschichte gibt auch private Einblicke.

Nicht ohne Stolz werden die sportlichen Erfolge beleuchtet: „Durch unseren Monte-Sieg 1984 hatten wir unserer Vita einen weiteren Meilenstein hinzugefügt. Nicht nur waren wir nun zweimal Weltmeister, einmal Vizeweltmeister, sondern hatten auch die Rallye Monte Carlo auf vier verschiedenen Autos gewonnen. Für mich war alles ‚leiwand‘, wie man bei uns in Bayern so sagt.“ (S. 186) Manchmal geht die Hervorhebung der eigenen Heldengeschichte doch zu weit, etwas mehr Bescheidenheit wäre angebrachter.

Es wird mit einem kritischen Unterton in dem Kapitel „1986. Das Ende des Rallyesports, wie wir ihn kannten“ eine kritische Bilanz über die Entwicklung des Sportes gezogen: „Die Rallye-Weltmeisterschaft hatte sich aufgrund der ungeheuren Geschwindigkeiten nicht nur für uns Fahrer, sondern vor allem auch für die ungeschützten Zuschauer zu einem gefährlichen Spiel auf Leben und Tod entwickelt. (…) Das Problem war, dass die Zuschauer die Geschwindigkeiten der Autos nicht mehr richtig einzuschätzen wussten.“ (S. 192)

Schon aufgrund der tollen Fotos ist die Anschaffung des Buches empfehlenswert. Für Rallyefans und andere Sportinteressierte ist dieses Werk ein schöner Einblick in die private Seite ihrer Stars der Vergangenheit und vielleicht auch der Gegenwart.

Rezension des Buches von Christian Geistdörfer: „Walter und ich“. Röhrl/Geistdörfer-Das Dreamteam des Rallyesports, Delius Klasing Verlag 2016, 39,90 Euro

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Über Michael Lausberg 545 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.

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