Der Entdecker und Europäer van Gogh

Fernrohr, Foto: Stefan Groß

Der Atlas wurde zunächst in Amsterdam bei Rubinstein Publishing veröffentlicht, dies ist die deutschsprachige Übersetzung zu den Lebensstationen des berühmten Malers. Der große van Gogh Atlas erzählt die „Geschichte von Vincent, dem Europäer, dem Reisenden“ zu mehr als 20 seiner Wohnorte im Laufe seines zu kurzen Lebens. (S.9) Von seinem Geburtsort Zundern bis zum seinem Todesort Auvers-sur-Oise in der französischen Provinz wird jede einzelne Station seines Lebens in Wort und Bild mit Hilfe vieler Karten und geographischen Hilfsmittel nachgezeichnet.

Ruheloser Reisender

Van Gogh wird zu Recht als ruheloser Reisender geschildert: „Van Gogh war sein ganzes Leben lang ein neugieriger Mensch. Er erkundete gern ihm unbekanntes Städte und Dörfer und durchstreifte immer die freie Natur. Doch, wo immer er war, irgendwann kam der Moment, da wollte er wieder weg. In ein anderes Dorf, in eine andere Stadt, in ein anderes Land. Auf diese Weise legte er Tausende von Kilometern zurück.“ (S. 9)

Dass auf der Vorderseite des Buches eine Eisenbahn abgebildet ist, hat den Hintergrund, dass Vincent van Gogh mit Hilfe dieses neuen Fortbewegungsmittels problemlos seine Reisen durch Europa absolvieren konnte. Dies erklärt auch das Inhaltsverzeichnis in Form einer Eisenbahnlinie.

Bei den hier enthaltenen biografischen Angaben stützen sich die Autoren hauptsächlich auf die Briefe, die der Künstler von jedem seiner Wohnorte mehrmals die Woche seinem Bruder Theo oder an Freunde und Verwandte schrieb sowie auf Originalquellen aus dem Bestand des van Gogh-Museum in den Niederlanden.

Atlas der Neugier

Dieser aufwändig zusammengestellte Atlas mit mehr als 400 Abbildungen zeigt eine besonders ausgeprägte Facette seiner Persönlichkeit, seine Neugier und Offenheit. Es zeigt ihn aber auch als Europäer, der sich nicht nur in seiner näheren Umgebung wohlfühlte. Auf den Stationen seiner Reise lernt man auch nebenbei noch seine Biografie in Grundzügen kennen. Seine Malweise oder seine Werke treten in diesem Atlas eher in den Hintergrund. Das Buch bietet also viel für einen verhältnismäßig moderaten Preis.

Nienke Denekamp/René von Blerk unter der Mitarbeit von Teio Meedendorp: Der große van Gogh Atlas, Übersetzung: Marlene Müller-Haas und Ira Wilhelm, Sieveking Verlag, München 2017, ISBN: 978-3-944874-75-3

 

Über Michael Lausberg 545 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.

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