Die Erben des Sozialdarwinismus – Argumentieren Peter Singer und Thilo Sarrazin sozialdarwinistisch?

Inhalt
1 Einführung
2 Auf den Spuren des Sozialdarwinismus
2. 1 Das Definitionsproblem und die historische Verortung
2.2 Die Charakterisierung der Soziologie Herbert Spencers
3 Die Analyse von Singers Thesen auf eine sozialdarwinistische Argumentation
4 Die Analyse von Sarrazins Thesen auf eine sozialdarwinistische Argumentation
5 Zusammenfassender Vergleich der Argumentationen von Singer und Sarrazin
6 Abschließende Bemerkungen

1 Einführung

„Der schwarzhaarige Judenjunge lauert stundenlang, satanische Freude in seinem Gesicht, auf das ahnungslose Mädchen, das er mit seinem Blute schändet und damit seinem, des Mädchens Volke raubt. Mit allen Mitteln versucht er die rassischen Grundlagen des zu unterjochenden Volkes zu verderben. So wie er selber planmäßig Frauen und Mädchen verdirbt, so schreckt er auch nicht davor zurück, selbst im größeren Umfange die Blutschranken für andere einzuschließen. Juden waren es und sind es, die den Neger an den Rhein bringen, immer mit dem gleichen Hintergedanken und klaren Ziele, durch die dadurch zwangsläufig eintretende Bastardisierung die ihnen verhaßte weiße Rasse zu zerstören.“[1] [2]

Viele Menschen sind empört, wenn sie Texte wie diese Passage aus Hitlers »Mein Kampf« lesen. Erinnerungen an den grausamsten Völkermord der Geschichte kehren zurück, Emotionen kochen hoch und Entsetzen breitet sich aus. Bücher, die bestimmte »Schlüsselvokabeln« enthalten, wie »Rasse«, »Euthanasie«, »Vererbung von Genen« u.a., versetzen viele Menschen immer wieder gefühlsmäßig zu Hitlers »Mein Kampf« und in die Zeit des Nationalsozialismus zurück.
Zwei Autoren lösten in den letzen Jahren mit ihren Büchern bei vielen Menschen ähnliche Gefühle aus. Gemeint sind der australische Philosoph Peter Singer mit seinen Ethikbüchern »Praktische Ethik« und »Muss dieses Kind am Leben bleiben« und der SPD-Politiker Thilo Sarrazin mit seinem Sachbuch-Bestseller »Deutschland schafft sich ab«. Beiden wird von verschiedensten Stellen, Rassismus und sozialdarwinistisches Denken vorgeworfen.
Als Peter Singer im Juni 1989 „in Deutschland einige Vorträge zum Thema Euthanasie bei schwerstbehinderten Neugeborenen“[3] plante, bildete sich ein großes Bündnis bestehend aus Grünen, Stundenten, Behindertenorganisationen und weiteren Aktivisten, die seine Vorträge blockierten[4] und ihre Ablehnung gegenüber Singers Thesen lautstark in die Öffentlichkeit trugen. Die Zeitschrift »Der Spiegel« schaltete sich in die Debatte ein und „veröffentlichte einen langen Artikel“[5], der Singers Thesen über die Euthanasie mit denen der Nazis gleichsetzte. „Zur Illustration dienten Fotos, die Hitlers Euthanasie-Befehl und die Verschikkung von Euthanasie-Opfern im Dritten Reich zeigten.“[6] Die öffentliche Debatte war gespalten; neben den vielen Singer-Gegnern meldeten sich auch viele Philosophen und Wissenschaftler zu Wort, die sich gegen die Singer-Gegner wandten und durch die Blockaden von Singer-Vorträgen die Freiheit der öffentlichen Rede bedroht sahen. Die »Zeitschrift für Aufklärung und Kritik« widmete Singer sogar eine Sonderausgabe mit Beiträgen, die Singer verteidigen. Die Singer-Gegner werden schon in der Einleitung der Zeitschrift scharf angegangen:
„Der Fall ’Peter Singer’ hat gezeigt, daß der christliche und linksalternative Fanatismus und Faschismus um nicht weniger Gefährlicher ist als sein islamisches Pendant. […] Die Methoden der SA und SS, der Streicher und Goebbels, haben unter der Maske eines verlogenen Pseudo-Antifaschismus längst wieder Auferstehung gehalten.“[7]
Die zweite große Debatte begann als der SPD-Politiker Thilo Sarrazin sein zum Bestseller gewordenes Buch »Deutschland schafft sich ab« veröffentlichte. Viele erklärten Sarrazin umgehend zum Rassisten und Sozialdarwinisten; die Zeitungen waren gefüllt mit Beiträgen, die dieses postulierten. Robert Misik schrieb z.B. in seinem Artikel der Ausgabe vom 01.09.2010 in »Die Tageszeitung« über Sarrazin:
„Kein Interview, in dem er nicht insistiert, dass Intelligenz in den Genen liege, Dummheit vererbbar sei und das eine Gesellschaft ein Problem habe, wenn die Dummen eine überdurchschnittliche Fertilitätsrate haben: All dies wird vermanscht mit Populäreugenik und krausestem Simpel-Darwinismus.“[8]
Sarrazin verteidigt sich nicht nur über die Medien gegen solche Vorwürfe; in dem neuen Vorwort seines Buches schreibt er:
„Die Veröffentlichung dieses Buches hat ungeahnt heftige Reaktionen ausgelöst. Als empörend wurde von manchen kritisiert, dass und wie ich in diesen Buch soziobiologische Argumente benutze. Bei der Wiedergabe meiner Thesen in den Medien ist es teilweise jedoch zu Verkürzungen gekommen, durch die meine Ansichten geradezu in ihr Gegenteil verkehrt wurden.“[9]
Ob die Sozialdarwinismusvorwürfe gegen Peter Singer und Thilo Sarrazin sich belegen lassen, werde ich in diesem Aufsatz überprüfen. Ich werde versuchen zu erkunden, ob Peter Singer und Thilo Sarrazin tatsächlich, wie es ihnen vorgeworfen wird, sozialdarwinistisch argumentieren. Dabei ist es nicht mein Ziel einen simplen Vergleich zum Nationalsozialismus zu postulieren! Auch soll diese Arbeit keine moralisierende ethische Untersuchung werden. Ich werde Singers und Sarrazins Thesen mit dem Sozialdarwinismus, wie er von Herbert Spencer eingeführt wurde vergleichen und analysieren, ob Singer und Sarrazin im Sinne des Spencerschen’ Sozialdarwinismus argumentieren. Dazu ist es nötig die Kriterien ausfindig zu machen, die dem Terminus Sozialdarwinismus gerecht werden und dabei über die »plumpe« Gleichsetzung dieses Terminus mit der Ideologie der Nazis hinauszugehen. Diese Arbeit verfolgt das Ziel einen wissenschaftlichen Ansatz zu liefern, der über die bisherigen moralphilosophischen und emotional geführten Debatten emporragt. Ich möchte mit rationalen Argumenten versuchen zu klären, ob Singer und Sarrazin sozialdarwinistisch argumentieren.

2 Auf den Spuren des Sozialdarwinismus

Wenn wir heute von Sozialdarwinismus reden, meinen wir oft ganz Verschiedenes. Einige verstehen darunter jede Form von Ungleichbehandlung der Menschen auf Grund von eventuellen genetischen Unterschieden, andere identifizieren den Sozialdarwinismus ausschließlich mit der Rassenlehre der Nationalsozialisten und für wiederum andere ist der Sozialdarwinismus nur eine politische Kampfvokabel. Wir können also zusammenfassend konstatieren, dass die Auffassungen darüber, was Sozialdarwinismus ist, verschieden dimensioniert sind.
Ich möchte aber versuchen den Sozialdarwinismus an Hand seiner Ursprünge zu analysieren und werde erstens zeigen, dass er etwas viel komplexeres ist und zweitens, dass er doch eindeutig gefasst und definiert werden kann, wenn er sachlich, d.h. ohne ethische und politische Hintergedanken betrachtet wird.

2. 1 Das Definitionsproblem und die historische Verortung

Der Terminus »Sozialdarwinismus« wird wie bereist erwähnt in vielerlei Hinsicht benutzt und ist damit grundsätzlich schwer auf einen Nenner zu bringen. Deswegen werde ich vorerst versuchen zu klären, was Sozialdarwinismus nicht ist. Der Sozialdarwinismus ist keine Erfindung der Nazis oder gar eine Erfindung Adolf Hitlers persönlich gewesen.Sozialdarwinistisches Denken war in der Zeit des frühen 20. Jahrhunderts weit verbreitet und es wäre ein »kleines Wunder« gewesen, um auf Henri Poincarě zu verweisen[10], wenn es an Deutschland vorbei gegangen wäre. Jeder „Hypothese kommt […] eine notwendige Rolle zu, welche niemand je bestritten hat.“[11] Die Hypothesen des Sozialdarwinismus wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert in der Wissenschaft von vielen Seiten anerkannt, wobei zu beachten ist, dass der Terminus den wir heute unter »Sozialdarwinismus« verstehen früher mit dem Terminus »Soziologie« identifiziert wurde. Auch Biologen und Ärzte legten sozialdarwinistisch konjunktierte Ergebnisse vor.Im Jahre 1906 postulierte der prominente Mediziner Robert Bernnett Bean bereits, dass »Schwarze« eine niedrigere Intelligenz als »Weiße« haben.[12] Dieses glaubte er durch Messungen der Schädelgrößen belegen zu können.[13] Aber derartige Theorien waren nicht nur im frühen zwanzigsten Jahrhundert präsent, sondern sind es auch noch heute. Der Psychologieprofessor Philippe Rushton der namenhaften »University of Western Ontario« vertritt in seinem neuesten Buch »Rasse, Evolution, Verhalten« ähnliche Standpunke:
„Während Ostasiaten komplexere Gesellschaftsordnungen in Asien schufen und Weiße in Europa, gelang es schwarzen Afrikanern nicht. Der Unterschied im IQ zwischen Schwarzen und Weisen zeigt sich bereits im Alter von drei Jahren.“[14]
Auch Rushton greift im 21. Jahrhundert immer noch auf Schädelmessungen für die Begründung seiner Thesen zurück und sieht einen Zusammenhang zwischen der Intelligenz und der Hirngröße:
„Ostasiaten haben einen Kubikinch(ein Inch = 2,53 cm³) mehr Hirnmasse als Weiße, diese fünf Kubikinch (ca. 12, 65 cm³) mehr als Schwarze.“[15]
Nachdem ich nun gezeigt habe wie weit und im welchen hohen Ausmaße sozialdarwinistisches Gedankengut verbreitet ist, möchte ich mich im Folgenden dem Ansatz des Soziologen Herbert Spencers zuwenden; dieser gilt als Vater des Sozialdarwinismus. Dabei ist es mir wichtig darauf hinzuweisen, dass Spencer in seiner Zeit sehr populär war und es somit völlig normal war an Hand seiner Studien und Einführungen in die Soziologie Studenten der Soziologie auszubilden; auf diese Weise kam es zu einer raschen Verbreitung sozialdarwinistischer Ideen. Was auch nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass jeder Wissenschaftler paradigmatisch ausgebildet wird[16] und innerhalb der Wissenschaft in der Regel diese Paradigmen nicht besonders hinterfragt werden. Ist „ein Lehrbuch [wie Spencers Einführung in die Soziologie; D.O.] vorhanden, so kann der schöpferische Wissenschaftler seine Forschung dort beginnen, wo dieses aufhört.“[17] Die Sozialwissenschaft baute nämlich ihre Erkenntnisse auf der Grundlage von Spencers Ergebnissen auf; dieses führte zu dem langen akademischen Überleben des Spencerischen Paradigmas innerhalb der Wissenschaftskultur. Spencer vertrat schon vor dem Erscheinen von Darwins »Entstehung der Arten« eine evolutionistische Auffassung; diese war für seine Zeit auch nicht ungewöhnlich.[18]
Seine „berühmte Formel des survival of the fittest“[19] fand in der Soziologie schnellen Anklang und wurde auch von Darwin selbst aufgenommen. Die reinste Form des Sozialdarwinismus oder besser ausgedrückt der »Ur-Sozialdarwinismus« ist damit im Werk Spencers zu finden. Nur dort kann er definitorisch gefasst werden – ohne ihn mit verschiedenen bereits von mir akzentuierten Theorien ähnlichen Gehalts zu vermischen.

2.2 Die Charakterisierung der Soziologie Herbert Spencers

Herbert Spencers »Einleitung ins Studium der Soziologie« lehrte viele Studenten im 19. und im frühen 20. Jahrhundert, was Soziologie ist. Somit wurden Spencers Thesen über den Menschen schnell innerhalb des wissenschaftlichen Betriebes verbreitet und gehörten über einensehr langen Zeitraum zum soziologischen Standard. Spencers Theorien sind geprägt von der Zeit der „industrielle[n] Revolution“[20] und der „imperialistische[n] Expansion“[21], welche einen „Optimismus förderten, für den Evolution praktisch gleichbedeutend war mit Fortschritt.“[22] Die in England entstandene kapitalistische Produktionsweise ist für Spencer ein historisch begründbarer und damit „natürlicher Prozess, der im Überleben der stärkeren und tüchtigsten Individuen resultiert.“[23] Spencer versucht dementsprechend bestimmte Rassen ausfindig zu machen, die in der kapitalistischen Gesellschaft produktiver bzw. unproduktiver sind; dabei spielt für Spencer die Gleichheit der reinen biologischen Körpereigenschaften eine untergeordnete Rolle. Entscheidend ist für ihn die Leitungsfähigkeit innerhalb der Gemeinschaft bzw. die Kompetenz sich sozial und ökonomisch effektiv zu organisieren:
Hat nicht ein Jude Augen? Hat nicht ein Jude Hände, Organe, Glieder, Sinne, Bewegungen, Leidenschaften? Wird er nicht mit derselben Nahrung ernährt und mit den denselben Waffen verletzt?[…] Aber so auffällig dieser Besitz gewisser Grundeigenschaften bei allen Individuen ist, ist doch keine […] Wahrheit vorhanden, dass aus diesen individuellen Eigenschaften gewisse Eigenschaften in der Vereinigung von Individuen resultieren müssen.“[24]
Die menschlichen Erbanlagen sind für Spencer nur insofern aussagefähig, dass diese von der bestimmten Kultur über Generationen hinweg geformt wurden.[25] Damit postuliert Spencer also die Existenz höherer und niedrigerer Kulturen; Individuen der höheren Kulturen sind für Spencer dafür prädestiniert „große Männer“[26] zu werden, d.h. Männer, die den Fortschritt befördern. Als Beispiel für solche großen Persönlichkeiten führt Spencer „Shakespeare“[27], „Cäsar“[28] und „Napoleon“[29] an. Diese sollen Beispiele für Menschen geben, die eine gesamte eigene Kultur abgewandelt und damit zum Fortschritt geführt haben:
„Wenn es eine Thatsache ist, dass der große Mann seine Nation in ihren gesellschaftlichen Bau und ihren Handlungen modifizieren kann, so ist es gleichfalls eine Thatsache, dass es jene vorgängigen Modifikationen, welche den nationalen Fortschritt bildeten, gegeben haben muss bevor er entwickelt werden konnte.“[30]
Um solche großen Menschen wirken lassen zu können „plädiert Spencer für einen wettbewerbsorientierten Liberalismus“[31]. Der Wettstreit um die wirtschaftliche Existenz ist für Spencer der Dynamo der Höherentwicklung.[32] Die höher entwickelten Menschen sind für Spencer physisch überlegen, „geistig fähige[r]“[33] und damit „moralisch gut.“[34] Da für Spencer „das eigentlich Moralische“[35] darin besteht, vorausschauend im Sinne der Gesellschaft zu handeln, d.h. „die wirklichen natürlichen Folgen einer Handlung in Betracht zu ziehen.“[36] Spencer steht nämlich in utilitaristischer Tradition. Die Entwicklung zum Höheren hält Spencer für „kumulativ“[37] und „innerhalb weniger Generationen“[38] für möglich. Die Höherentwicklung mit ihren ökonomisch wertvollen menschlichen Qualitäten führt zu einer natürlichen Selektion innerhalb der ökonomisierten Gesellschaft:
„Oft erreicht Körperkraft einen Erfolg und daher eine Einnahme, welchen Körperschwäche, unfähig, den Druck der Concurrenz zu ertragen, nicht zu erreichen vermag. Oft bringt überlegene Intelligenz Beförderung und Gehaltsmehrung, während Beschränktheit in schlecht bezahlten Positionen sitzen bleibt.“[39]
Die Höherentwicklung führt zu positiven Veränderungen innerhalb der gesamten Gesellschaft. Es vollzieht sich eine Steigerung „von homogenen und einfacheren in heterogene und komplexere Daseinsformen.“[40] Renitente Gesellschaften, die vorhergleichmäßig zusammengesetzt waren und dementsprechend agierten, erleben durch den Konkurrenzkampf eine liberalere und damit fortschrittlichere Ungleichheit. Die sozialen Unterscheide, wie Armut und Reichtum u.a., sollen den Erwerbslosen und Geringverdienern den Anreiz dazu geben sich finanziell weiter zu entwickeln, d.h. einen besser bezahlten Job anzunehmen, damit mehr in den Wirtschaftskreislauf einzuzahlen und die kapitalistische Produktionsweise zu stützen.[41] Dadurch würden ihre Nachkommen „innerhalb weniger Generationen“[42] von diesen »Fleißigkeits-Genen« profitieren und mit ihnen auf lange Zeit gesehen die gesamte Gesellschaft. Der entscheidende Punkt ist hierbei, dass bei Spencer nur ein offener biologischer Determinismus vorliegt, der durch genügend Fließ überwunden werden kann. Niemand innerhalb der westlichen Kultur ist für Spencer somit wegen seiner Gene zum ewigen Leben in der Unterschicht bestimmt:
„Wendet man sich von völlig speciellen Thatsachen etwas weniger speciellen zu, welche das Leben [eines; D.O.] Kindes darbieten wird, so findet man, dass für diejenigen, welche quasi biographisch sind, ein gewisser Grad von Voraussicht möglich ist. Obgleich die Entfaltung der Fähigkeiten innerhalb gewisser Grenzen veränderlich ist.“[43]
Soziale Ungleichheiten ergeben sich für Spencer aus dem ständigen Gesellschaftswachstum[44] und soziale „Verschiedenheiten stehen in der Beziehung zu einander, daß die eine erst die andere möglich macht.“[45] Schließlich sind die Aufgaben innerhalb der Gesellschaft unterschiedlich verteilt, was dazu führt, dass niemand sein Leben eigenständig verwalten kann. Die Menschen innerhalb der Gesellschaft sind auf einander angewiesen.[46] Die gesamtgesellschaftliche „Kooperation bringt Arbeitsteilung und Spezialisierung hervor.“[47] Damit kommt Spencer ohne spezielle „biologische Faktoren“[48], wie z.B. die Darwinsche „Zuchtwahl“[49] aus. Die raschen Veränderungen innerhalb der kapitalistischen Konsumgesellschaft sind ausreichend, um die Gesellschaft in starke und schwache Menschen zu gliedern.
Befruchtend wird die Gesellschaft durch den „Kampf ums Überleben“[50]; dieser ist aber für Spencer alles andere als ein Krieg, bei dem der Schwächere bedingungslos vom Stärkeren erschlagen wird, sondern bedeutet lediglich eine bessere „organisatorische Überlegenheit“[51] der Stärkeren, welche ihnen gegenüber den Schwächeren einen ökonomischen Vorteil verschafft. Die „Wohlfahrt“[52] hätte damit laut Spencer kein Interesse daran „die Vermehrung der Unangepassten“[53] voranzutreiben. Nur diejenigen Menschen verdienen laut Spencer die Unterstützung der Gemeinschaft, die sich zu dessen Vorteil in sie integrieren und sich ihr anpassen können. Somit hat Spencer Darwins Evolutionstheorie nicht einfach auf die Gesellschaft übertragen. Er hat vielmehr die Gesellschaft seiner Zeit genau betrachtet, die sozialen Unterschiede festgestellt und versucht mit einer Theorie der sozialen Überlegenheit auf diese zu antworten.

3 Die Analyse von Singers Thesen auf eine sozialdarwinistische Argumentation

Der Hauptvorwurf der Singer immer wieder gemacht wird ist, dass er die Tötung von Säuglingen mit Behinderung fordere. Gerade Heil- und Sonderpädagogen versteifen sich immer wieder auf diesen einen Punkt. So schreibt z.B. die Behinderten-Pädagogin Brigitte RamischKornmann, ähnlich wie viele ihrer Kollegen relativ platt und unreflektiert über Singer: „Singers Auffassung lautet: »Die Tötung eines behinderten Säuglings […]«.“[54] Würde Singer die Tötung von Neugeborenen mit Behinderung fordern, wäre ihm der Sozialdarwinismus schnell nachgewiesen. Spencer hätte nämlich gegen so eine Tötung nichts einzuwenden[55] , da für ihn nur ökonomisch produktiven Menschen wertvoll sind. Die Pflege von Menschen mit Behinderung wäre für Spencer nicht gesellschaftlich sinnvoll; diese würden nur den Reichtum der wirtschaftlich Tüchtigen unnötig schmälern.[56] Die besondere Qualität von Singers „Präferenz-Utilitarismus“[57] liegt aber gerade darin, dass Singer nicht wie seine britischen Vorgänger John Stuart Mill und Herbert Spencer, die Interessen der gesamten Gemeinschaft[58], sondern nur die Interessen der direkt von der Situation Betroffenen akzentuiert. Während die Tötung des Neugeborenen mit Behinderung nach der traditionellenMillschen Auffassung wünschenswert sei, um den Wohlstand der Mehrzahl von Menschen nicht zu schmälern[59], soll die Tötung bei Singer nur und wirklich ausschließlich nur den von der Behinderung selbst Betroffenen dienen. Diese direkt von der Behinderung Betroffenen sind für Singer ausschließlich das „schwergeschädigte Kind“[60] selbst und seine „Eltern.“[61] Singer möchte nicht die Gesellschaft von Kindern mit Behinderung, durch deren Tötung schützen, er möchte das genaue Gegenteil. Er möchte das Kind mit Behinderung vor einem Leben in einer Gesellschaft bewahren, die alles andere als behindertenfreundlich ist:
Ein Leben zu erhalten, das nicht einmal für die Person, die es leben wird, lohnenswert ist, ist Unrecht.“[62]
Schuld ist für Singer der Staat, der nicht genug für Menschen mit Behinderung sorgt und dadurch die Eltern mit ihrem Kind mit Behinderung alleine lässt. Weiterhin kritisiert Singer die chronisch unterfinanzierten Heime für Menschen mit Behinderung und hält ein Leben in solchen Heimen für menschenunwürdig:
„Ist der Staat nicht bereit, für Heime mit hohem Pflegestandard Geld bereit zu stellen, sollten nur so viele schwerstgeschädigte und von ihren Eltern abgelehnte Säuglinge überleben, wie es adoptionswillige Familien gibt. Es gibt keinen Grund, behinderte Kinder am Leben zu halten, damit, wenn sie, trotz ihres Potentials für ein lohnendes Leben, schließlich in völlig unzureichenden Institutionen elend dahinvegetieren.“[63]
Deswegen fordert Singer, dass die Eltern über Leben und Tod ihres Kindes entscheiden sollen dürfen. Die Eltern sind für Singer nämlich die einzigen, die diese Entscheidung fällen dürfen, weil sie direkt von der Situation betroffen sind und meist mit ihrem behinderten Kind gar nicht oder unzureichend unterstützt werden:
„Wenn es den Eltern überlassen bleibt, für das überlebende Kind zu sorgen, sollte man es letztlich auch den Eltern überlassen, über sein Leben oder seinen Tod zu entscheiden.“[64]
Singer empfiehlt, dass die Eltern nach der Geburt ihres Kindes innerhalb einer Frist von „28 Tagen“[65] die Möglichkeit haben sollen sich für den Tod des Säuglings zu entscheiden; dieser könnte durch eine Giftspritze herbeigeführt werden. Das Kind soll während dieses Zeitraumes durch einen Arzt auf „schwere Defekte“[66] untersucht werden.
Nachdem ich nun gezeigt habe, dass Singer nichts daran liegt Kinder mit Behinderung für das Wohl der Gesellschaft zu töten und damit entscheidend von der »sozialdarwinistischen Spencer-Argumentation« abweicht[67], möchte ich überprüfen, ob seine Unterscheidung zwischen Person und Nicht-Person einem sozialdarwinistischen Argumentationskern zu Grunde liegt. Singer würde sozialdarwinistisch argumentieren, wenn er die Unterscheidung zwischen Person und Nicht-Person von der ökonomischen Leistungsfähigkeit oder einer bestimmten Rassenzugehörigkeit abhängig machen würde.[68]Singer tut dieses aber nicht! Für Singer spielen genetische Merkmale keine Rolle bei der Frage, ob jemand eine Person ist oder nicht. Er wirft Vertretern des „Prinzip[s] von der Heiligkeit menschlichen Lebens“[69] sogar vor, dass diese „»menschlich« undifferenziert im streng biologischem Sinn“[70] definieren. Wer das Person-Sein an die reine „Zugehörigkeit zu einer Art“[71] bindet, ist für Singer nicht besser als
„der primitive weiße Rassist, der das Töten eines Schwarzen für moralisch weniger bedeutsam hält als das Töten als eines Angehörigen seiner eigenen Rasse.“[72]
Zum Person-Sein gehören für Singer „zwei zentrale Merkmale – Rationalität und Selbstbewusstsein.“[73] Eine Person muss sich nach Singers Definition „seiner selbst als einer distinkten Entität bewusst“[74] sein denn nur dadurch kann sie „Wünsche hinsichtlich […] [ihrer; D.O.] eigenen Zukunft“[75] zum Ausdruck bringen. Diese Definition passt zu Singer, welcher als Utilitarist die zukünftigen Folgen einer Handlung in den Mittelpunkt rückt:
Verfügt ein Lebewesen über Bewusstsein, sollten wir ihm bestimmte Dinge nicht antun. […] Ein über Bewusstsein verfügbares Lebewesen zu töten heißt auch, ihm jede künftige Erfahrung unmöglich zu machen.“[76]
Da ein Neugeborenes noch keine Person ist, weil es noch keine zukünftigen Termine in seinen noch nicht vorhandenen Terminkalender eintragen kann, glaubt Singer, dass die Tötung eines Neugeborenen sich ethisch von der legalen Methode der Abtreibung nicht unterscheidet.[77] Auch bei der Definition des »Personen-Begriffs« kommt Singer, wie ich deutlich machen konnte, ohne jegliches sozialdarwinistisches Gedankengut aus. Er verzichtet auf biologische bzw. genetische Argumente und auch die Leistungsfähigkeit eines Säuglings mit Behinderung setzt er nicht gegenüber der eines Säuglings ohne Behinderung herab. Für ihn sind alle Neugeborenen Nicht-Personen, egal ob mit Behinderung oder ohne Behinderung.[78]
Ein weiteres Hauptfeld sozialdarwinistischen Denkens, ist die Vererblichkeit von Intelligenz. Rassistisch argumentierende Autoren, wie der bereits von mir erwähnte amerikanische Psychologie-Professor Philippe Rushton schreiben bestimmten Rassen, einen niedrigeren IQ zu und leiten aus diesem niedrigeren IQ anti-soziale Eigenschaften, wie Kriminalität u.a. ab.[79] Dieses ist eine Auffassung gegen die auch Herbert Spencer nichts einzuwenden hatte, da er geprägt vom britischen Imperialismus zwischen höheren und niedrigeren Kulturen differenzierte.[80] Singer ist weit davon entfernt, bestimmte Rassen wegen eines vermeintlich niedrigeren IQs zu stigmatisieren; für ihn ist der IQ nicht einmal gleichbedeutend mit der Intelligenz.[81] Singer hat keine dezidierte Meinung darüber, ob der IQ genetisch vererbt oder durch die Umwelt geformt wird. Er hält beides für denkbar. Würde der IQ tatsächlich genetisch vererbt werden, wäre dieses für Singer kein Grund zur sozialen Isolation von Menschen mit genetisch ungünstigen Startbedingungen:
„[D]ies ist kein Grund, eine Situation zu akzeptieren, in der die Umwelt irgend jemanden hindert, das, was er tut, so gut wie möglich tun zu können. Vielleicht sollten wir besondere Anstrengungen unternehmen, um denen zu helfen, die in ihrer Ausgangsposition benachteiligt sind, um so zum Ergebnis einer größeren Gleichberechtigung zu kommen.“[82]
IQ-Punkte bestimmter Rassen oder Kulturgruppen sind nach Singers Auffassung ohnehinnur „Durchschnittswerte und sagen nichts über den IQ eines einzelnen Individuums aus.“[83] Singer fordert eindringlich und jedem Rassismus zum trotz, dass „Mitglieder verschiedener ethnischer Gruppen als Individuen behandelt werden müssen, ohne Ansehen ihrer Rasse.“[84]
Die Analyse von Singers Thesen hat gezeigt, dass sich bei Singer kein sozialdarwinistisches Gedankengut feststellen lässt. Er kommt zwar zu dem Schluss, dass es möglich sein sollte Neugeborene mit Behinderung nach der Geburt töten zu können. Zu dieser Erkenntnis gelangt er aber ohne sozialdarwinistische Hilfshypothesen, sondern durch eine Entkräftung der Lehre der „Heiligkeit des Lebens“[85] mit der Hilfe eines von der Spezies Mensch unabhängigen Personenbegriffs.[86]

4 Die Analyse von Sarrazins Thesen auf eine sozialdarwinistische Argumentation

Sarrazins Bestseller »Deutschland schafft sich ab« schließt an die Forderungen, die Sarrazin bereits als Senator für Finanzen aufgestellt hat, an. Schon Sarrazins Forderungen nach „absurden Speiseplänen für Arbeitslose“[87] oder auch sein Ratschlag an Harz-4-Empfänger „dicke Pullover“[88] zu tragen, um Heizkosten einzusparen, zeigt das soziale Gleichberechtigung nicht im Sinne von Sarrazin ist. Sarrazin weist durch derartige Pläne für Arbeitslose sozialdarwinistische Tendenzen auf – schließlich hielt es auch Spencer für gesellschaftlich kontraproduktiv, Menschen zu unterstützen, die keinen Beitrag zum Gemeinwohl leisten.[89] Ähnlich wie Spencer glaubt auch Sarrazin, dass Wohlfahrtsorganisationen den Erwerbslosen mehr schaden als nützten, da durchdie Wohlfahrt, den Menschen der Anreiz genommen wird sich selbstanzustrengen bzw. ihren wirtschaftlichen Status im Sinne derGemeinschaft zu erhöhen.[90] Sarrazin kritisiert scharf die „Tafeln“[91] und„Suppenküchen“[92] bei denen die Erwerbslosen mit Essen versorgt werden. Ein Erwerbsloser, der von der Tafel kostenlos volle Tüten mit Lebensmitteln und in den Suppenküchen eine warme Mahlzeit bekommt, hat nach Sarrazin keinen Grund sich sein »tägliches Brot« selbst verdienen zu müssen.[93] Auch hält er private zusätzliche Maßnahmen für Arbeitslose kontraproduktiv; die Arbeitslosen würden von dem Geld, dass sie durch das kostenlose Essen einsparen nur Zigaretten, PC-Spiele und Plasma-Fernseher kaufen und sich damit unnötig von der Jobsuche ablenken. Außerdem hält Sarrazin den Harz-4-Betrag ausreichend für eine vollwertige Ernährung:
„Der Regelsatz der Sozialhilfe, der auch für Arbeitslosengeld II und Grundsicherung gilt, reicht aus, um sich abwechslungsreich, ausgewogen und gesund zu ernähren.“[94]
Sehr spezieller und massiver Kritik unterworfen sind Sarrazins Thesen zur Vererbung der Intelligenz. Dabei geht es ihm darum zu zeigen, dass sich die durchschnittliche Intelligenz der Deutschen durch die zunehmende Einwanderung türkischer Migranten zunehmend verringert[95]:
„Die Verschiebung der Bevölkerungsanteile zwischen den Gruppen bewirkt nun, dass der Durchschnitts-IQ der Bevölkerung in jeder Generation um gut einen Punkt sinkt.“[96]
Das entscheidende dabei, was auch den sozialdarwinistischen Verdacht zu erhärten scheint, ist, dass Sarrazin die Verringerung des deutschen Durchschnitts-IQs damit begründet, „dass sich der Anteil der weniger Tüchtigen und weniger Intelligenten“[97] fortlaufend erhöht:
„Generell ist für Deutschland empirisch belegt, dass die Fruchtbarkeit der Menschen umso höher ist, je niedriger der Bildungsgrad, der sozioökonomische Standard, das Einkommen und – kausal mit den drei Punkten zusammenhängend – die Intelligenz ist.“[98]
Spencers imperialistische Vorstellung über die Existenz höherer und niedrigerer Kulturen[99]spiegelt sich in den Auffassungen Sarrazins wieder; nur geht Sarrazin soweit zu prognostizieren, dass Deutschland von einer niedrigeren Kultur übermannt wird:
„Das die autochthonen Deutschen innerhalb kurzer Zeit zur Minderheit in einem mehrheitlich muslimischen Land mit einer gemischten, vorwiegend türkischen, arabischen und afrikanischen Bevölkerung werden, wäre die logische und zwingende Konsequenz.“[100]
Das Hauptproblem Sarrazins besteht aber nicht darin, dass sich die deutsche Kultur verändern wird, sondern, dass diese neue Kultur »dümmer« sein wird als die vorherige. Für ihn ist nämlich Bildung keine „reine Erziehungssache“[101], sondern genetisch vorbestimmt, weil für ihn „Bildungsgrad und erbliche Intelligenz […] in einem befruchtenden Zusammenhang stehen.“[102]Diese Lehre ist aber lediglich teilweise Spencerisch! Spencer war nämlich davon überzeugt, dass der gegenseitige Konkurrenzdruck innerhalb einer Gesellschaft dazu führen kann, dass sich die Anstrengungsbereitschaft der sozialen Unterschicht erhöht[103] und das diese neu gewonnene Anstrengungsbereitschaft „innerhalb weniger Generationen“[104] weitervererbt wird. Obwohl sich Spencer und Sarrazin hier trennen kommen sie trotz unterschiedlichen Argumenten zu gleichen Forderungen. Beide wollen die Kosten für die Gemeinschaft gering halten. Doch während Spencer glaubt die Erwerbslosen durch Mittelknappheit dazu anzuspornen, ihre Abhängigkeit von der Gesellschaft zu spüren und sich dadurch wirtschaftlich weiterzuentwickeln[105], meint Sarrazin das Problem durch eine Übertragung der Darwinschen Zuchtwahl auf den Menschen lösen zu können. Sarrazin möchte nämlich die Kinderzahl von deutschen Paaren erhöhen.[106] Dazu macht er viele Vorschläge, wie z.B. den Ausbau von „Betreuungsangebote[n]“[107] und „Ganztagesschulen“[108], um berufstätige deutsche Karriere-Frauen zu entlasten, oder eine Reduzierung bzw. Abschaffung der „Kindergeld[es]“[109], damit nur noch die gut ausgebildeten Deutschen sich den »Kostenfaktor Kind« leisten können. Sarrazins geforderten Zuchtwahl-Indikatoren sind darwinistischer Natur; Spencer hingegen kommt ohne Indikatoren aus, die die Geburten steigern sollen.[110] Spencer genügen die schnellen ökonomischen Umbrüche, um die Leistungsfähigkeit der Menschen innerhalb der Gesellschaft zu erhöhen. Auch wenn Spencer auf Indikatoren zur Geburtensteigerung der Leistungsträger keinen Wert gelegt hat, liegt zwischen Sarrazin und ihm dennoch eine gewisse Konformität vor. „Die Vermehrung der Unangepassten“[111] hätte Spencer nämlich auch nicht staatlich finanzieren wollen, was Sarrazins Idee der Kindergeldabschaffung bzw. Kindergeldabsenkung somit stipulieren würde.

5 Zusammenfassender Vergleich der Argumentationen von Singer und Sarrazin

Singers Argumentation beinhaltet gegenüber der von Sarrazin den Gedanken allen Menschen gerecht zu werden und widersetzt sich damit jeder sozialdarwinistischen Ungleichbehandlung aufgrund von kulturellen Unterschieden. Während Sarrazin den Arbeitslosen nicht einmal eine kostenlose Suppe gönnt, formuliert Singer die Gleichheit der Menschen als oberstes Ziel der Gesellschaft.[112] Für Singer zählt jeder Mensch als „Individuum.“[113] Sarrazin hingegen selektiert die Menschen nach Kriterien, wie der Abstammung oder dem Einkommen und wünscht sich ausschließlich Kinder von intelligenten Deutschen mit einem hohen monatlichen Nettoverdienst.[114] Die von Sarrazin geforderte unterschwellige staatliche Lenkung der Vererbung durch Vorgänge, wie die Abschaffung bzw. Reduzierung des Kindergeldes[115] u.a., ist definitiv sozialdarwinistischen Ursprungs, denn auch Spencer sah kein Interesse des Staates darin, die »Unproduktiven« zu mehren.[116] Singer fordert zwar die Option, ein Neugeborenes mit Behinderung nach dessen Geburt auf Willen der Eltern töten zu können, aber nicht um die Gesellschaft von möglichen Kostenfaktoren zu bewahren, sondern um die Kinder mit Behinderung vor der postmodernen Gesellschaft der sozialen Kälte zu bewahren, in der nur noch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit zählt. Sarrazin akzentuiert, dass die Intelligenz vererbt wird und dass damit die Leistungsfähigkeit bestimmter Schichten begrenzt bleibt, während Singer die Intelligenz nicht nur auf den IQ reduziert und die gesamtgesellschaftliche Unterstützung von Menschen mit ungünstigeren Startchancen einfordert. [117]
Die Unterschiede zwischen Singer und Sarrazin sind enorm. Obwohl beiden derselbe Vorwurf des Sozialdarwinismus gemacht wurde, sind ihre Positionen unterschiedlicher als sie kaum sein können. Bei Singer lassen sich objektiv betrachtet keine sozialdarwinistischen Inhalte erkennen. Die Vorwürfe gegen ihn sind unberechtigt und können nur durch eine populistische Medienberichterstattung und die bewusste und systematische Verbreitung von Fehlinformationen über ihn erklärt werden.[118] Sarrazin hingegen weißt, wie ich zeigen konnte, gleich mehrere sozialdarwinistische Tendenzen auf. Er führt Spencers Gedankengut weiter, wenn er kulturelle Unterschiede mit der Intelligenz und der ökonomischen Leistungsbereitschaft verknüpft und alle diese drei Charakteristika durch das Erbgut determiniert sieht. Sarrazin ist aber nicht nur ein ideologischer Erbe Spencers, er hat ihnsogar beerbt. Im Gegensatz zum fortschrittsoptimistischen Spencer, der wegen ständiger gesellschaftlicher Veränderungsprozesse auch bei der Unterschicht die Chance sah, wirtschaftlich aufzusteigen[119], glaubt Sarrazin nicht, dass die ökonomische Verbesserung der Unterschicht möglich ist. Er fordert indirekt, dass die Unterschicht aussterben soll, indem er das Kindergeld in dem Maße reduzieren will[120], dass nur noch die Oberschicht es sich leisten kann Kinder zu bekommen und ihre Gene weiterzugeben.

6 Abschließende Bemerkungen

„Blinde Überzeugtheit einer Theorie ist keine geistige Tugend, sondern ein geistiges Vergehen.“[121]
Imre Lakatos
„Gründliche Aufmerksamkeit fürs Detail erfordert Disziplin und Objektivität. Sie verlangt die Anerkennung gewisser Standards und Grenzen, die es verbieten, persönlichen Neigungen oder Launen nachzugeben“[122]

Harry G. Frankfurt

Meine Arbeit hat gezeigt, dass es in unserer Zeit tatsächlich möglich ist, erfolgreich bestimmte eigentlich »gute« Theorien zu verunglimpfen. Die Untersuchung von Peter Singers Thesen auf sozialdarwinistische Elemente ist in ihrem Ergebnis eindeutig negativ ausgefallen, obwohl Singer im gesellschaftlichen Diskurs immer wieder mit dem Sozialdarwinismus in Verbindung gebracht wird. Ich plädiere für mehr Objektivität und die genaue Überprüfung auch negativ belegter Theorien; denn jede Theorie kann trotz Mängeln auch gute Elemente enthalten. Fortschritt ist nur durch den Kontrast mit anderen Theorien möglich[123], dafür braucht es aber den wissenschaftlichen Dialog und keine blockierten Singer-Vorträge oder polemische Diskreditierungen. Auch wenn Sarrazin den ideologischen Nachlass von Herbert Spencer als ein würdiger Erbe weiterführt und sogar noch vergrößert, sollten auch seine Vorträge nicht blockiert werden. Würden wir alle Theorien die uns anrüchig erscheinen immer sofort boykottieren ohne sie zumindest zu überprüfen, wäre unsere Erde möglicherweise immer noch eine Scheibe.
Der heilige Apostel Paulus schrieb einst in seinem Brief an die Gemeinde in Thessaloniki(1. Thess 5:21): „Prüft alles und behaltet das Gute!“ Mit dieser immer noch aktuellen und optimistischen Forderung, die Dinge erst zu testen, bevor man über sie urteilt, lasse ich diese Arbeit zu Ende gehen, in der Hoffung, dass es der Gesellschaft in ihrem eigenen Interesse gelingt gemeinschaftlich über neue Lösungen für soziale Probleme zu befinden.

Fußnoten

[1] Adolf Hitler, Mein Kampf. Eine kommentierte Auswahl, München 1992, S. 156.
[2] Für gewöhnlich beginne ich meine Arbeiten mit Zitaten von Autoren, die ich wertschätze. In diesem Fall beginnt diese Arbeit mit dem Zitat eines Menschen den ich abgrundtief hasse, aus dem Grund, weil die öffentlichen Proteste gegen die in dieser Arbeit behandelten Autoren immer wieder in Vergleichen mit Adolf Hitler münden. Es erschien mir deswegen notwendig Adolf Hitler zum Beginn meiner Arbeit selbst sprechen zu lassen, um eine Quelle zu liefern, die zeigt, wie unangemessen und schief diese Vergleiche mit Peter Singer und Thilo Sarrazin eigentlich sind.
[3] Singer, Peter: »Bioethik und akademische Freiheit« in: Rainer Hegelsmann, / Reinhard Merkel, (Hg), Zur Debatte über Euthanasie. Beiträge und Stellungnahmen, Frankfurt a.M. 1992, S. 312.
[4] Vgl. Singer, Bioethik und akademische Freiheit, aaO. (FN 3), S. 314.
[5] Singer, Bioethik und akademische Freiheit, aaO. (FN 3), S. 315.
[6] Singer, Bioethik und akademische Freiheit, aaO. (FN 3), S. 315.
[7] Georg Batz, »Warum eine Sondernummer für Peter Singer?« in: Aufklärung und Kritik. Zeitschrift für freies Denken und humanistische Philosophie. Sonderheft, Nr. 1 (1995), S. 2-3.
[8] Robert Misik, »Sarrazynismus. Über den medialen Umgang mit einem dummen Demagogen« in: Deutschlandstiftung Integration (Hg), Sarrazin eine deutsche Debatte, München 2010, S. 53.
[9] Thilo Sarrazin, Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen, München 2010, S. 4.
[10] Vgl. Henri Poincarě,Wissenschaft und Hypothese, Leipzig 1906, 144 ff.
[11] Poincarě,Wissenschaft und Hypothese, aaO. (FN 10), S.152.
[12] Vgl. Stephen Jay Gould, Der falsch vermessene Mensch, Frankfurt a.M. 1988, S. 78.
[13] Vgl. Gould, Der falsch vermessene Mensch, aaO. (FN 12), S. 78.
[14] Philippe Rushton, Rasse, Evolution, Verhalten,Frankfurt a.M. 2003, S. 48 f.
[15] Rushton, Rasse, Evolution, Verhalten, aaO. (FN 14), S. 52.
[16] Vgl. Thomas S. Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Frankfurt a.M. 1978, S. 26.
[17] Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, aaO. (FN 16), S. 34.
[18] Vgl. Chris Buskes, Evolutionär denken. Darwins Einfluss auf unser Weltbild, Darmstadt 2008, S. 286.
[19] Buskes, Evolutionär denken, aaO. (FN 18), S. 286.
[20] Buskes, Evolutionär denken, aaO. (FN 18), S. 286.
[21] Buskes, Evolutionär denken, aaO. (FN 18), S. 286.
[22] Buskes, Evolutionär denken, aaO. (FN 18), S. 286.
[23] Buskes, Evolutionär denken, aaO. (FN 18), S. 287.
[24] Herbert Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, Leipzig 1875, S. 63.
[25] Vgl. Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, aaO. (FN 24), S. 42.
[26] Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, aaO. (FN 24), S. 41.
[27] Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, aaO. (FN 24), S. 43.
[28] Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, aaO. (FN 24), S. 44.
[29] Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, aaO. (FN 24), S. 45.
[30] Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, aaO. (FN 24), S. 42.
[31] Tina Roth, Darwin und Spencer. Begründer des Sozialdarwinismus? Untersuchungen zu den Ursprüngen des Sozialdarwinismus anhand der Werke der viktorianischen Theoretiker Charles Darwin und Herbert Spencer, Tönning 2009, S. 72.
[32] Vgl. Roth, Darwin und Spencer, aaO. (FN 31), S. 72.
[33] Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, aaO. (FN 24), S. 117.
[34] Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, aaO. (FN 24), S. 117.
[35] Maria C Fornari, Die Entwicklung der Herdenmoral. Nietzsche ließt Spencer und Mill, Wiesbaden 2009, S. 103.
[36] Fornari, Die Entwicklung der Herdenmoral, aaO. (FN 35), S. 103.
[37] Buskes, Evolutionär denken, aaO. (FN 18), S. 288.
[38] Buskes, Evolutionär denken, aaO. (FN 18), S. 288.
[39] Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, aaO. (FN 24), S. 117.
[40] Roth, Darwin und Spencer, aaO. (FN 31), S. 72.
[41] Vgl. Buskes, Evolutionär denken, aaO. (FN 18), S. 288
[42] Buskes, Evolutionär denken, aaO. (FN 18), S. 288
[43] Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, aaO. (FN 24), S. 69.
[44] Vgl. Herbert Spencer, Die Prinzipien der Soziologie. Band 2, Stuttgart1887, S. 21.
[45] Spencer, Die Prinzipien der Soziologie, aaO. (FN 44), S. 21.
[46] Vgl. Heinz-Günther Vester, Kompendium der Soziologie II. Die Klassiker, Wiesbaden 2009, S. 55.
[47] Vester, Kompendium der Soziologie II, aaO. (FN 46), S. 55.
[48] Christian Laue: Evolution, Kultur und Kriminalität. Über den Beitrag der Evolutionsbiologie zur Kriminologie, Berlin 2010, S. 10.
[49] Alfred Russel Wallance, Beiträge zur Theorie der natürlichen Zuchtwahl. Eine Reihe von Essais, Erlangen 1870, S. 346- 379.
[50] Vester, Kompendium der Soziologie II, aaO. (FN 46), S. 59.
[51] Vester, Kompendium der Soziologie II, aaO. (FN 46), S. 59.
[52] Roth, Darwin und Spencer, aaO. (FN 31), S. 77.
[53] Roth, Darwin und Spencer, aaO. (FN 31), S. 77.
[54] Brigitte RamischKornmann, »Zur Bewährung eines umfassenden Bildungsbegriffes in Extremsituationen angesichts der erneuten Forderung nach Euthanasie«, In: Behindertenpädagogik 29 (1990),S. 7-22.
[55] Vgl. Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, aaO. (FN 24), S. 117.
[56] Vgl. Roth, Darwin und Spencer, aaO. (FN 31), S. 77.
[57] Sandra Baumgärtner, Zu behindert für diese Welt? Reflexionen zur pädagogischen, gesellschaftspolitischen, medizinischen und ethischen Position von Menschen mit Behinderung, Marburg 2003, S. 44.
[58] Vgl. Roth, Darwin und Spencer, aaO. (FN 31), S. 72 / Vgl. John Stuart Mill, Utilitarianism. Der Utilitarismus, Stuttgart, 2008, S. 37.
[59] Vgl. Mill, Utilitarianism. Der Utilitarismus, aaO. (FN 59), S. 37.
[60] Helga Kuhse, / Peter Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben? Das Problem schwerstgeschädigter Neugeborener, Erlangen 1993, S. 243.
[61] Kuhse, /Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben?, aaO. (FN 60), S. 243.
[62] Kuhse, /Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben?, aaO. (FN 60), S. 241.
[63] Kuhse, /Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben?, aaO. (FN 60), S. 243f.
[64] Kuhse, /Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben?, aaO. (FN 60), S. 239.
[65] Kuhse, /Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben?, aaO. (FN 60), S. 250.
[66] Kuhse, /Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben?, aaO. (FN 60), S. 250.
[67] Vgl. Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, aaO. (FN 24), S. 117.
[68] Vgl. Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, aaO. (FN 24), S. 41 ff.; 63.
[69] Kuhse, /Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben?, aaO. (FN 60), S. 166.
[70] Kuhse, /Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben?, aaO. (FN 60), S. 166.
[71] Kuhse, /Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben?, aaO. (FN 60), S. 164.
[72] Kuhse, /Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben?, aaO. (FN 60), S. 164.
[73] Peter Singer, Praktische Ethik, Stuttgart 2008, S. 120.
[74] Singer, Praktische Ethik, aaO. (FN 60) S. 123.
[75] Singer, Praktische Ethik, aaO. (FN 60) S. 123.
[76] Kuhse, /Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben?, aaO. (FN 60), S. 175.
[77] Vgl. Kuhse, /Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben?, aaO. (FN 60), S. 182.
[78] Vgl. Kuhse, /Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben?, aaO. (FN 60), S. 182.
[79] Vgl. Rushton, Rasse, Evolution, Verhalten, aaO. (FN 14), S. 48 ff.; 90 f.
[80] Vgl. Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, aaO. (FN 24), S. 42.
[81] Vgl. Singer, Praktische Ethik, aaO. (FN 60), S. 49.
[82] Singer, Praktische Ethik, aaO. (FN 60), S. 50.
[83] Singer, Praktische Ethik, aaO. (FN 60), S. 51.
[84] Singer, Praktische Ethik, aaO. (FN 60), S. 51.
[85] Kuhse, /Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben?, aaO. (FN 60), S. 161.
[86] Vgl. Kuhse, /Singer, Muß dieses Kind am Leben bleiben?, aaO. (FN 60), S. 164 f.
[87] Gesine Lötzsch, »Körnchen und Brocken« in: Deutschlandstiftung Integration (Hg), aaO. (FN 8), S. 100.
[88] Lötzsch, Körnchen und Brocken, aaO. (FN 87), S. 100.
[89] Vgl. Roth, Darwin und Spencer, aaO. (FN 31), S. 77.
[90] Vgl. Roth, Darwin und Spencer, aaO. (FN 31), S. 72.
[91] Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 115.
[92] Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 120.
[93] Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 120.
[94] Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 115.
[95] Vgl. Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 354 ff.
[96] Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 356.
[97] Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 356.
[98] Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 357.
[99] Vgl. Spencer, Einleitung in das Studium der Sociologie, aaO. (FN 24), S. 41. ff.; 63.
[100] Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 360.
[101] Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 364.
[102] Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 364.
[103] Vgl. Roth, Darwin und Spencer, aaO. (FN 31), S. 72.
[104] Buskes, Evolutionär denken, aaO. (FN 18), S. 288.
[105] Vgl. Vester, Kompendium der Soziologie II, aaO. (FN 46), S. 55.
[106] Vgl. Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 378 ff.
[107] Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 380.
[108] Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 380.
[109] Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 383.
[110] Vgl. Laue: Evolution, Kultur und Kriminalität, aaO. (FN 48), S. 10.
[111] Roth, Darwin und Spencer, aaO. (FN 31), S. 77.
[112] Vgl. Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 120. / Vgl. Singer, Praktische Ethik, aaO. (FN 60), S. 50.
[113] Singer, Praktische Ethik, aaO. (FN 60), S. 51.
[114] Vgl. Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 378ff.
[115] Vgl. Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 383f.
[116] Vgl. Roth, Tina: Darwin und Spencer, 2009, S. 77.
[117] Vgl. Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 357. / Vgl. Singer, Praktische Ethik, aaO. (FN 60), S. 49ff.
[118] Ein Beispiel für die systematische Verbreitung von Fehlinformationen über Singer ist die bewusste Unterschiebung eines falschen Zitates, welches nicht von Singer stammt, durch Georg Feuser. Feuser gab diesen nationalsozialistisch wirkenden Satz „Im Rahmen dieser Ethik ist es möglich und notwendig, lebenswertes und lebensunwertes Leben zu unterscheiden und das lebensunwerte muss vernichtet werden“ ( Rainer Hegselmann, »Moralische Aufklärung, moralische Integrität und die schiefe Bahn « in Rainer Hegelsmann, / Reinhard Merkel, (Hg), aaO. (FN 3), S. 214) relativ erfolgreich als Singer-Zitat aus, obwohl dieser Satz bei Singer nicht vorkommt.
[119] Vgl. Vester, Kompendium der Soziologie II, aaO. (FN 46), S. 55.
[120] Vgl. Sarrazin, Deutschland schafft sich ab, aaO. (FN 9), S. 383f.
[121] Imre Lakatos, Philosophische Schriften. Band 1. Die Methodologie der wissenschaftlichen Forschungsprogramme, Braunschweig 1982, S. 1.
[122] Harry G. Frankfurt: Bullshit, Frankfurt a.M. 2006, S. 29 f.
[123] Vgl. Paul Feyerabend, Wider den Methodenzwang. Skizze einer anarchistischen Erkenntnistheorie, Frankfurt a. M. 1976, S. 51.

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