Die Religion der Zukunft – eine Religion ohne Glauben?

Seit Jahrtausenden entstanden und verschwanden Religionen auf allen Kontinenten. Auch allen heutigen Religionen wird es nicht anders ergehen, da sie geglaubt werden müssen, eine Problematik, die vor allem den jungen Menschen zu schaffen macht, die alles verstehen möchten. Kann es denn in Zukunft eine Religion ohne Glauben geben? Wenn ja, dann darf sie keine Eingebung einzelner Menschen sein, sondern muss sich selbst als einzig richtige beweisen und jeder seriösen wissenschaftlichen Überprüfung ihres Wahrheitsgehalts standhalten. Ob und wie dies möglich ist, wird im Folgenden ausgeführt.


1. Einführung
Religionen begründen sich seit jeher auf Vorstellungen, die mit geisterhaften und damit übernatürlichen Wesen verbunden sind, deren Existenz in der Vergangenheit kaum bezweifelt wurde. Sie wurden schon vor Urzeiten für alle unverstandenen Ereignisse, beispielsweise für die Naturgewalten und für die Existenz der Natur verantwortlich gemacht. Für diesen Glauben waren die speziellen Eigenschaften unseres Geistes verantwortlich, der uns – und sonst kein anderes Lebewesen auf der Erde, zum Denken, Glauben, Träumen, Fantasieren, Planen usw. befähigt und uns damit ein vom körperlichen Leben scheinbar unabhängiges geistiges Leben beschert, das viel Ähnlichkeiten mit dem körperlosen Leben der Geister aufweist. Und da sich scheinbar unser geistiges Ich mit unseren Gedanken von unserem Körper lösen kann, lag von Anfang an die Vermutung nahe, dass auch für unseren Geist ein körperloses ewiges Leben vergleichbar mit dem der Geister möglich sein sollte.
Der Ursprung der Religionen beruht damit auf dem damals unerschütterlichen Glauben an Geister und an den ungewöhnlichen Eigenschaften des menschlichen Geistes, die denen der Geister gleichen, die deshalb für seine Namensgebung verantwortlich sind. Da er wie die Geister für uns unsichtbar aktiv ist, war es für die Menschen der Vergangenheit auch logisch, dass in der Natur Naturgeister herrschten, die unsichtbar aktiv waren und für alles verantwortlich gemacht werden konnten, was auf unerklärlicher Weise in der Natur geschah. Mit der Entwicklung der ersten Kulturen und Gesellschaften lag ferner der Gedanke nahe, dass es neben den Naturgeistern weitere ganz spezielle Geister geben musste, die man Götter nannte, die zunächst nur für bestimmte Völker und später für die Menschen ganz allgemein unabhängig von der Volkszugehörigkeit zuständig waren.
Eine wichtige Ursache für den Götterglauben sind die perfekten Mechanismen der Natur, die in einer immer wiederkehrenden Abfolge von Leben und Tod Pflanzen, Tiere und Menschen unablässig neu entstehen lässt. Wie die Natur funktioniert, wirkt noch heute wie ein Wunder auf die Menschen, für das ein allmächtiges göttliches Wesen verantwortlich gemacht werden kann, das ewig lebend, von höchster Perfektion, mit höchster Intelligenz und in göttlicher Weisheit alles geschaffen hatte. Da die Menschen damals nur sich und die Welt kannten, in der sie lebten, standen sie als Ziel und Krönung der Schöpfung im Mittelpunkt des Geschehens. Dies führte zu den monotheistischen Religionen, die zuerst das Judentum, dann das Christentum und schließlich den Islam begründeten.
Da der Geist des Menschen als eigenständiger unsichtbarer, aber real existenter Akteur unabhängig von dem Körper arbeitet, den er beherrscht, schien er den Religionsgründern aus der Welt der Götter und damit definitiv aus einer anderen Welt zu kommen. Und da es für sie schien, dass ausschließlich Menschen einen Geist besaßen, waren sie auch die bevorzugten Geschöpfe ihrer Götter. So wie der Geist in den menschlichen Körper gelangte, war damals die gängige Meinung, konnte er ihn auch gewiss nach dem körperlichen Tod wieder in dieselbe Welt, aus der er herkam, verlassen. Da der Geist früher mit der Seele des Menschen gleichgesetzt wurde, ergaben sich damit die bekannten Vorstellungen von einem ewigen Seelenleben und von Seelenwanderungen, die sich nahtlos in dieses Grundkonzept des Glaubens an Geister, Götter und überirdische Welten einfügten.
Religionen begründen sich auf der Fantasie der Menschen, die von gläubigen Menschen als göttliche Offenbarungen oder Eingebungen interpretiert werden. Sie erscheinen umso glaubwürdiger, je besser sie sich in das aktuelle Wissen und die Erfahrungen der Menschen einfügen und je besser sie ein glaubhaftes Szenario für eine Fortsetzung des Lebens nach dem unvermeidlichen Tod schaffen können. Aus diesem Grund hatten alle Religionen nur in begrenzten Regionen und während überschaubaren Zeiten Bestand und wurden nach weiterer Entwicklung des Wissenstandes, der Kultur und der Zivilisation durch bessere Vorstellungen ersetzt. Die Zurzeit noch aktuellen Weltreligionen wurden zu vormittelalterliche Zeiten gegründet, als der Wissenstand der Menschheit noch sehr gering war. Die rasante naturwissenschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte, die uns erstaunliche Erkenntnisse zur Entstehung des Universums, der Menschheit und des menschlichen Geistes geliefert hat, legt es nahe, mit ihnen die Qualität der Aussagen der Weltreligionen, soweit sie den Menschen betreffen, zu überprüfen.
Die Menge und Bedeutung der Widersprüche, die eine Religion enthält, mindert ihre Qualität. Eine Religion muss zeitgemäß sein und muss den aktuell glaubhaften Vorstellungen der Menschen entsprechen. Sie darf insbesondere keine Aussagen enthalten, die im Gegensatz zu naturwissenschaftlichen Befunden stehen. Warum alle Weltreligionen Probleme mit unseren heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen haben, wird in diesem Artikel aufgezeigt und ein Vorschlag formuliert, wie eine zukünftige Religion ohne Widersprüche entstehen könnte.

2. Vom Glauben zu Religionen
Drei Ursachen waren für die Entwicklung nahezu aller Religionen verantwortlich. (1) Der Glaube an Geister, (2) der Glaube, dass auch unser Geist aufgrund seiner Eigenschaften mit ihnen verwandt wäre und (3) der Glaube, dass wir mit ihm in einer anderen Welt ewig leben könnten.
Glaubensvorstellungen sind die Grundlage aller Religionen. Mit ihnen verstanden es die Religionsführer eine sinnvolle Beziehung zwischen den als unsichtbar angenommenen Göttern und den Menschen zu schaffen, die Trost und Hoffnung spendete. Diese logisch erscheinende Vorstellung, mit dem Geist, der sich beim Tod vom Körper löst, ein körperloses Seelenleben weiter führen zu können, nährte auch die Hoffnung, dann geistig in der Welt der Geister und Götter weiterleben zu können. Die auf diese Weise scheinbar logisch begründete Hoffnung auf ein ewiges Leben in einer besseren Welt milderte die Angst vor der Endgültigkeit des Todes und befriedigte den angeborenen Überlebenstrieb, der unabhängig von der Qualität des Lebens in allen Lebewesen seit Urzeiten verankert ist.
Das mit der Besonderheit des Geistes für die Mehrheit der Menschheit gut begründbare Versprechen auf ein Seelenleben nach dem Tod ist der wichtigste Bestandteil aller Religionen, das den Religionsführern und den sich mit ihnen entwickelnden Kirchen mangels besseren Wissens vor allem in der Vergangenheit eine treue Anhängerschaft bescherte. Natürlich lag es auf der Hand, dass ein guter Lebenswandelwenigstens nach dem Tod belohnt werden und ein schlechter entsprechend bestraft werden sollte. Damit die Menschen im Jenseits nicht in Ungnade fielen, waren sie auch gerne bereit, ihre Götter anzubeten, sie zu verherrlichen, ihnen Opfer zu bringen und die von den Religionsführern geförderten Rituale durchzuführen.
Ein weiterer Bestandteil aller Religionen ist die Götterverehrung, die in der christlichen Religion hauptsächlich als eine Verehrung von Jesus Christus praktiziert wird, mit dem zusammen mit Gottvater und Maria, der „Mutter Gottes“, eine Götterfamilie gebildet wurde. Um das erste Gebot, das sinngemäß „du sollst keine anderen Götter neben mir haben“, lautet, wurde die Dreieinigkeit Vater, Sohn und „heiliger Geist“ im 4. Jahrhundert im Konzil von Nicäa postuliert und Jesus zu Gott erklärt. Dies führte zur Christologie und Jesustheologie, bei dem der eigentliche Gott, der Gottvater, der die Welt erschaffen hatte, in den Hintergrund rückte.
In allen monotheistischen Religionen wird Gott als ewig lebender, allwissender und allmächtiger Geist beschrieben, der zusätzlich menschenähnliche Eigenschaften besitzt und der schon vor der irdischen Welt in einer eigenen überirdischen Welt umgeben von Engeln lebte. In einer weiteren unterirdischen Welt herrschte der Teufel. Die Orte dieser Welten waren „oben“ im Himmel und „unten“ in der Hölle, solange man noch daran glaubte, die Welt sei eine Scheibe. Nachdem erwiesen war, dass es im Universum kein oben und unten gibt, verlagert man diese Welten in ein anderes Universum oder eine andere Dimension und damit in eine Parallelwelt, die normalen Sterblichen nicht zugänglich ist.
Ein Glaube allein macht noch keine Religion aus. Zu ihr gehören auch noch Verhaltensregeln, Gebote, Rituale, Opfer und Gottesdienste, die bei allen Religionen anders sind. Aus jeder Religion kann ein Sinn des irdischen Lebens abgeleitet werden, der beispielweise im christlichen Glauben eindeutig auf die Zukunft in einer überirdischen Welt ausgerichtet ist. Er führte vor allem in der Vergangenheit, als die Menschen noch extrem gläubig waren, dazu dass die Menschen in die Kloster abwanderten, ihr Hab und Gut der Kirche überschrieben und für den Glauben in den Krieg zogen.

3. Was kann wie bewiesen werden?
Theologen und Philosophen sind sich darüber einig, dass es für keine der heutigen Weltreligion einen Gottesbeweis gibt. Sie sind sich ferner darüber einig, dass es keinen Beweis für ewig lebende Seelen sowie für ein Seelenleben nach dem Tod in einer überirdischen Welt und auch keinen Beweis für eine Auferstehung von den Toten gibt. Was Religionen „lehren“, kann nicht bewiesen, sondern muss geglaubt werden. Es gibt keine unwiderlegbaren Fakten für die Existenz von ewig lebenden Göttern und Geistern sowie für ein Seelenleben nach dem Tod.
Die Existenz von Göttern und Geistern ist vor allem deshalb nicht beweisbar, da sie nicht in Erscheinung treten und auch als Geister nicht erkennbar in das Geschehen der Welt eingreifen. Das Problem der verschiedenen Religionen ist damit, dass ihr Wahrheitsgehalt bezüglich der Existenz von überirdischen Geistern, Göttern und Welten sowie von einem Seelenleben nach dem Tod und einer Auferstehung von den Toten grundsätzlich nicht bewiesen werden kann.
Allerdings machen die Religionen neben ihren Aussagen über unbeweisbare überirdische Geister und Welten auch zahlreiche Aussagen über unsere Welt und uns, die überprüfbar sind. Die Kernfragen lauten deshalb:
– Gibt es Kernbestandteile der Religionen, die realistisch und damit auch beweisbar sind?
– Gibt es naturwissenschaftliche Ansätze, die religiöse Vorstellungen unterstützen?
– Gibt es realistische Vorstellungen über die Entstehung der Welt und des Lebens?
– Gibt es realistische Vorstellungen von einem ewigen Leben?
– Gibt es Gottesvorstellungen, die nicht im Widerspruch zu naturwissenschaftlichen Erkenntnissen stehen?
– Kann es mithilfe der Naturwissenschaften eine einzige zukünftige wissensbasierte Religion geben oder gibt es grundsätzlich nur glaubensbasierte Religionen?
Alle angeblichen Gottesbeweise der Vergangenheit waren im Interesse des christlichen Glaubens ausschließlich darum bemüht, Jesus Christus als Gott zu beweisen. Denn nur dies wurde aus verständlichen Gründen durch die Kirche unterstützt und der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dabei liegt es aufgrund der Erkenntnisse der Kosmologie auf der Hand, nach Beweisen zu suchen, die den gemeinsamen Gott der Christen, Juden und des Islam bestätigen könnten, der nach allen drei Glaubensvorstellungen die Welt und die Menschen geschaffen hatte. Ferner wissen wir heute aufgrund der Genetik und der Neurologie der letzten Jahrzehnte mehr denn je über den Ursprung der Menschheit und die Weitergabe des Lebens sowie über den menschlichen Geist, was uns seine erstaunlichen Eigenschaften verständlich macht.
Beweise dienen zur Wahrheitsfindung. Sie basieren auf zugänglichen realen Fakten und naturwissenschaftlich anerkannten, objektiv überprüfbaren Erkenntnissen und logischen Schlussfolgerungen, die dazu in der Lage sind, Aussagen, Vermutungen oder Annahmen zu bestätigen oder zu widerlegen. Die besten Beweise liefern die Mathematik und die Naturwissenschaften, da sie sich auf keine Annahmen, sondern ausschließlich auf jederzeit überprüfbare naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten begründen. Wenn man also nach einer objektiven Bestätigung von Gottesvorstellungen und einem ewigen Leben sucht, dann sollte man die Naturwissenschaften zu Rate ziehen.

4. Naturwissenschaftliche Fakten
Was sind die wichtigsten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, die wir uns vor Augen halten sollten, wenn wir uns über unsere Vorstellungen zu Geistern, Göttern und ewigem Leben Gedanken machen?
Fakten zur Entstehung des Universums – F1
Nach vielfach bestätigten Erkenntnissen der Kosmologie ist das Universum aus einer Raum-Zeit-Energie-Singularität und den uns heute bekannten Naturgesetzen entstanden. Wie daraus in insgesamt 14,7 Milliarden Jahren nach und nach unsere Welt entstanden ist, ist inzwischen ebenfalls in allen wichtigen Details bekannt und für alle, die es wissen wollen, auf welchen experimentellen Daten und Berechnungen sich dieses Wissen begründet, beispielsweise am einfachsten im Internet nachlesbar.
Fakten zu unserem Körper – F2
Unser Körper besteht wie der von Pflanzen und Tieren aus Milliarden von lebenden Zellen, die vollautomatisch physikalische und chemische Prozesse durchführen, die uns am Leben halten. Lebende Zellen entstehen grundsätzlich nur aus lebenden Zellen durch Zellteilung. Für jede unserer Körperzellen gilt damit, dass sie als Teil einer lebenden Vorgängerzelle mit allen Erbinformationen, die für den Aufbau und die Funktion unseres Körpers sorgen, seit den ersten Menschen entstanden ist. Was in unseren Körperzellen chemisch geschieht, wird damit über Informationen gesteuert, die in unserem Erbgut enthalten sind. So wie unser denkender Geist in unserem Gehirn mit abgespeicherten Sinnesinformationen arbeitet, so arbeitet auch ein genetischer Geist in den Körperzellen mit abgespeicherten Erbinformationen. Allerdings wird uns nur das, was unser denkender Geist macht, bewusst, aber nicht das, was unser genetischer Geist macht, weshalb wir auch ohne Naturwissenschaften nichts von ihm und von Erbinformationen, ihrer Weitergabe und Verarbeitung wüssten.
Fakten zu einem ewigen Leben – F3
Da unsere Körperzellen immer wieder als Teil einer lebenden Vorgängerzelle entstanden sind, bedeutet dies, dass sie in der Vergangenheit schon immer gelebt haben. Und dies gilt auch schon für die Zeit vor unserer Geburt. Denn auch die Eizelle ist im Mutterleib aus einer lebenden Zelle der Mutter entstanden und wurde bei der Befruchtung mit dem Erbgut des Vaters nur geringfügig, um wenige Promille, verändert. Wir sollten uns deshalb immer dessen bewusst sein, dass unsere Körperzellen Teile von Zellen sind, die schon vor uns seit Milliarden Jahren die ganze Evolution erlebt haben, da sie immer wieder neu und leicht verändert aus lebenden Zellen entstanden sind.
Wenn wir von „ewig“ leben sprechen, dann sollten wir uns realistische „ewige“ Zeiten vor Augen führen, denn wenn die Zeit mit dem Ursprung des Universums vor 14,7 Milliarden Jahren begann, dann hatte sie sogar schon rückblickend nicht wirklich ewig existiert.
Fakten zu unserem Geist – F4
Unser Geist verarbeitet in unserem Gehirn die Sinnesinformationen, die in den elektrischen Signalen enthalten sind, die ihm von unseren Sinnesorganen über Nervenleitungen zufließen. Seine Arbeit ist vergleichbar mit der Arbeit, die mit eine elektronischen Mechanismus in einem Computer geleistet wird. Sinnesinformationen werden also von den Sinnesorganen zum Gehirn kommuniziert, dort von unserem Geist empfangen und abgespeichert. Je nach Bedarf nutzt er sie und sendet entsprechende Signale an unsere Muskulatur, damit sie die notwendigen Bewegungen ausführen. Der Umgang mit diesen Signalen und das Lernen ihrer Bedeutung erfolgt, ohne dass wir davon etwas bemerken und ohne unser Zutun vollautomatisch schon im Babyalter. So wie ein Computer richtig konstruiert, verkabelt und mit Energie versorgt sein muss, damit er sein elektronischer Mechanismus seine Arbeit beginnen kann, so muss auch unser Gehirn, ehe in ihm unser Geist seine Arbeit beginnen kann, richtig konstruiert und intern mit Nervenleitungen vernetzt sein.
Die Arbeit unseres Geistes ist heute kein Geheimnis mehr. Er verarbeitet Informationen, die ihm über seine „Sensoren“, die Sinnesorgane, von seinem Umfeld optisch, akustisch, chemisch und mechanisch zufließen, wie es auch ein entsprechend konstruierter Roboter tun würde. Darüber hinaus ist er in der Lage, mit der Sprache, die er erlernt hat, zu denken. Auch dies erscheint technisch mit Computern machbar zu werden. Wir sprechen dabei von künstlicher Intelligenz. Ein Geist ist deshalb ein Mechanismus, der mit der Verarbeitung der Sinnesinformationen eine spezielle Arbeit leistet, so wie der genetische Geist ein spezieller chemischer Mechanismus ist, der in unseren Körperzellen automatisch genetische Informationen verarbeitet, so wie ein technischer Geist in einem Computer eine ähnliche Arbeit leistet.
Fakten zur Untrennbarkeit von Körper und Geist – F5
Der menschliche Geist ist also ein Mechanismus, der Informationen verarbeitet. Mechanismen funktionieren nur in speziell konstruierten Systemen mit Kräften, die etwas bewegen. Auch Informationen benötigen zur Speicherung einen materiellen Träger wie die DNA, die in den Körperzellen die Erbinformationen tragen und wie spezielle technische Datenträger in Computern. Zur Kommunikation brauchen Informationen ebenfalls einen Überträger, Botenmoleküle oder elektromagnetische Signalträger und Energie um die nötigen Kräfte aufzubringen.
Unser denkender Geist arbeitet in unserem Gehirn mit biophysikalischen Mechanismen. Er empfängt, verarbeitet, speichert und sendet Informationen wie es auch technische Geräte elektronisch können. Mechanismen zur Informationsverarbeitung und -speicherung funktionieren nur in speziell dafür konstruierten Geräten. Wird ein technischer Informationsspeicher zerstört, dann gehen damit gleichzeitig alle darauf gespeicherten Informationen unwiederbringlich verloren. Das wissen wir auch von unserem Gehirn. Wenn im hohen Alter Nervenzellen im Gehirn absterben, dann werden Informationen aus dem Gedächtnis gelöscht. Deshalb funktioniert das Denken bei Demenzkranken nicht mehr so, wie es sollte, so wie der Mechanismus eines Motors nicht mehr richtig funktioniert, wenn Teile verschlissen oder die Energiezufuhr unterbrochen wird. Der Mensch verliert auf diese Weise schon vor dem Tod seine geistige Identität mit seinen Erinnerungen, seinem Wissen und seinen Erfahrungen.
Wenn ein Gerät nicht mehr funktioniert, dann sagt man umgangssprachlich, es hätte seinen Geist aufgegeben wie bei Menschen, die gestorben sind. Der Mechanismus, der es am Laufen halten sollte, war dann entweder durch konstruktive Mängel oder durch mangelhafte Energieversorgung nicht mehr in der Lage, seine Arbeit auszuführen. So ist es auch mit unserem Geist. Er arbeitet auch nur, solange unser Gehirn funktionsfähig ist.
Im Gegensatz zu Descartes, auf den der Körper-Geist-Dualismus (ursprünglich Leib-Seele-Dualismus, wobei unter Körper und Leib der materielle Teil des Menschen angesprochen ist) zurückführt, wissen wir heute, dass der menschliche Geist keine spezielle Form der Materie ist, sondern ein Mechanismus, der in einem speziell konstruierten System, nämlich dem Gehirn des Menschen Informationen verarbeitet, so wie auch jeder andere Mechanismus nur in einem speziell konstruierten Gerät oder einer speziell konstruierten Maschine seine Arbeit leisten kann. Ist die Konstruktion gestört, dann ist auch der Mechanismus, der die Arbeit leisten soll, gestört. Wer verstanden hat, dass der Geist ein Mechanismus ist, der weiß auch, dass er grundsätzlich nur in einem System arbeiten und sich nicht, wenn es zerstört wird, vom System lösen kann. Wer außerdem verstanden hat, dass Erinnerungen, Wissen und Erfahrungen aus Informationen bestehen, die nur in einem materiellen Speicher, einem Memory (im Gehirn in den Neuronen) gespeichert werden können und auch beim Senden nicht ohne Träger existieren können, der weiß auch, dass sie beim Tod des Gehirns unwiederbringlich verloren gehen.

5. Folgerungen aus naturwissenschaftlichen Erkenntnissen
Zu F1: Wenn es einen Gott gab, der die Gestirne, die Erde und alles Leben auf der Erde geschaffen hatte, dann musste er nach menschlicher Logik allmächtig sein und musste schon vor der Existenz unseres Universums in einer anderen Welt gelebt haben, da es ja unsere noch nicht gab. Da er alles mit höchster Perfektion geschaffen hat, wie man es von einem Gott erwartet, hat er auch alles in einem einzigen Schöpfungsakt so geschaffen, dass von Anfang an alles vollautomatisch von selbst ablaufen konnte. Dazu waren strenge Regeln erforderlich, nach denen alles mit höchster Präzision abzulaufen hatte. Diese Regeln sind uns inzwischen bekannt. Bei ihnen handelt es sich um die Naturgesetze, die von den vier Fundamentalkräften ausgehen, die für das gesamte Geschehen in unserem Universum verantwortlich sind. Die beiden bekanntesten von ihnen sind die elektromagnetische Kraft, die auf elektrische Ladungen wirkt und die Gravitationskraft, die auf Massen wirkt.
Regeln, Gebote und Gesetze, wie wir sie kennen, legen den Ablauf eines Geschehens fest und führen damit zu einem vorgeschriebenen Verhalten, das einen bestimmten Zweck erfüllen und zu einem speziellen Ergebnis führen soll. Schon die ersten aus Energie geschaffenen Materieteilchen wurden mit Eigenschaften versehen, die ihre Identität charakterisieren und deren Kommunikation mit anderen Teilchen entsprechend den Naturgesetzen ihr Verhalten bestimmte. Im Fall des Universums führten die Naturgesetze von den Elementarteilchen zu den Atomen, dann zu den Gestirnen und zu unserer Erde, unserer Natur und schließlich zu uns Menschen als Stand der Dinge nach 14,7 Milliarden Jahren. Die Naturgesetze können deshalb als Wille eines Wesens interpretiert werden, mit dem es seine Ziele seit der Schöpfung verfolgt.
Wir kennen damit die Entstehungsgeschichte unseres Universums und unserer überschaubaren Welt auf der Erde sehr genau. Nur was für die Entstehung verantwortlich war, wissen wir nicht, weil es uns nicht zugänglichen Gesetzmäßigkeiten unterlag. Zum Zeitpunkt Null unseres Universums gab es einen unbekannten Mechanismus, der unser Universum mit seinen bis heute gültigen Naturgesetzen entstehen ließ. Er löste durch Verarbeitung uns unbekannter Informationen der Anfangsbedingungen eine Kettenreaktion aus, die im Lauf von Jahrmilliarden den Raum, die Zeit, die Energie und aus ihr die Materie schuf, die das uns heute bekannte Universum mit den uns ebenfalls bekannten Eigenschaften, Mechanismen und Gesetzmäßigkeiten ohne Wunder entstehen ließ.
Was vor der Raum-Zeit-Energie-Singularität war, ist also nicht bekannt. Es musste aber etwas existiert haben, was alles auslöste. Etwas, was für die Entstehung des Universums mit Trillionen von Sonnensystemen verantwortlich und deshalb zusätzlich auch unvorstellbar mächtig und intelligent war. Etwas aus einer anderen Welt, was nicht sichtbar, greifbar oder fühlbar war und was aufgrund dieser ungewöhnlichen Eigenschaften von religiösen Menschen als Gott bezeichnet werden kann. Wir kennen die heutigen Naturgesetze, nach denen alles entstanden ist, aber wir kennen keine Gesetzmäßigkeiten und keine Mechanismen, die Raum, Zeit und Energie in einer derart riesigen und menschlich unfassbaren Größenordnung generieren konnten. Mechanismen sind etwas Geistiges, die Informationen umsetzen und mit ihnen für den Ablauf eines geplanten Geschehens verantwortlich sind.
Da die Schöpfung des Universums allerdings gewiss keine Zauberei war, ist der Mechanismus des damaligen Geschehens und damit der „kosmische Geist“ oder der Geist, den wir aufgrund seiner Eigenschaften Gott nennen können, auch für die Entstehung des Lebens ohne nachträgliche Wunder verantwortlich. Er steckt damit automatisch in den Mechanismen, die für das Leben zuständig sind, also im genetischen Geist, der in der Lage ist, mit den Erbinformationen körperliches Leben zu schaffen und im denkenden Geist, der in der Lage ist, mit den Sinnesinformationen geistiges Leben zu ermöglichen.
Da sowohl körperliches als auch geistiges Leben auf Informationsverarbeitung beruht, die von speziellen Mechanismen und damit von speziellen Geistformen geleistet werden, die mit den Informationen des jeweils existierenden Systems umgehen können, ist in allen Formen des Lebens, in Pflanzen, Tieren und Menschen etwas enthalten, was als göttliche Eigenschaft bezeichnet werden kann, was nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung auf den „kosmischen Geist“ oder „Gott“ zurückgeführt werden kann, der das Universum mit einem uns unbekannten Mechanismus aus unbekannten Anfangsbedingungen das Universum erzeugte, welches seinen Gesetzen folgt und damit seinem Willen gehorcht. Das Ergebnis dieser Logik ist damit ein Hinweis auf ein unbekanntes Wesen, das von gläubigen Menschen als Gott bezeichnet werden kann.
Alles, was existiert und alles, was auf unserer Welt in der belebten und unbelebten Natur geschieht sowie in den von uns entwickelten Technologien funktioniert, ist nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung auf die Mechanismen und damit den Geist und die Gegebenheiten im Ursprung des Universums zurückzuführen. Da es nach unserem naturwissenschaftlichen Verständnis keine Wunder und keine Zauberei gibt, bedeutet dies, dass die Welt und die belebte Natur aus den Gegebenheiten und Prinzipien des Ursprungs entstanden sind. Dies bedeutet für gläubige Menschen, dass sie aus dem Geist Gottes und seiner Energie, so wie wir mit den Informationen, die in einem befruchteten Ei enthalten sind, entstanden sind. Damit steckt der kosmische Gott in allem, was es im Universum gibt und lebt damit auch in uns Menschen auf seine spezielle von ihm gewollte Art und Weise, mit der er sein Leben evolutionär gestaltet.
Der Mensch kann sein Wissen nur im Lauf eines Lebens erwerben. Danach geht es verloren, es sei denn, es wird durch Kommunikation oder Publikationen an nachfolgende Generationen weitergegeben. Damit hat der Mensch für seinen denkenden Geist, für den es keine Erberinnerungen gibt, einen wichtigen Weg zur Weitergabe seines Erfahrungsschatzes erschlossen, sodass er wie die Gene in der Lage ist, das Wissen der Vergangenheit abzuspeichern und nachfolgenden Generationen zur Verfügung zu stellen.
Fazit aus F1
Der kosmische Mechanismus, der in der Raum-Zeit-Energie-Singularität wirksam wurde und aus ihr unser Universum mit sehr speziellen kommunikationsfähigen Materieteilchen (den Elementarteilchen) schuf, die den uns bekannten Naturgesetzen unterworfen sind, kann von religiösen Menschen aufgrund seiner göttlichen Eigenschaften auch als Geist Gottes bezeichnet werden. Allerdings war dieser nur zum Zeitpunkt Null des Universums einmalig aktiv, was seine Genialität unterstreicht, denn er hatte dabei ein für alle Mal seinen Willen mit seinen Naturgesetzen zum Ausdruck gebracht und mit ihnen und seiner ungeheuren Energie dafür gesorgt, dass sie ihn im Universum für alle Zeit mit höchster Präzision umsetzten. Was er im Universum schuf, entspricht dem, was bei Lebewesen aus einem Ei, mit den darin enthaltenen Informationen entsteht. Entsprechend dieser Analogie stecken sein Geist und seine Energie in allen Mechanismen und materiellen Bestandteilen des Universums und beleben die gesamte Natur. Ferner bilden sich seine Eigenschaften in den Eigenschaften der belebten und unbelebten Bestandteile des Universums ab, so wie sich die Eigenschaften der Pflanzen, Tiere und Menschen in den jeweils nachfolgenden Generationen reproduzieren. Sein Wille bestimmt damit von der ersten Sekunde an ohne zusätzliche Wunder mit seinen Naturgesetzen die gesamte Dynamik der belebten und unbelebten Natur sowie die Entstehung und die Evolution des Lebens.
Zu F2: Bakterien, Pflanzen, Tiere und Menschen bestehen alle aus ähnlich aufgebauten lebenden Zellen. Alles was in der belebten Natur geschieht, folgt damit den gleichen Mechanismen und Gesetzmäßigkeiten, die für einen automatischen Ablauf aller biochemischen Prozesse sorgen, was ein starker Hinweis auf die Evolution ist. In diesen besonderen zellulären Strukturen sorgt ein spezieller chemischer Mechanismus, den wir den genetischen Geist genannt haben, mit den genetisch abgespeicherten Informationen dafür, dass alle für das Leben erforderlichen Prozesse vollautomatisch ablaufen. Wie in technischen Geräten wird dazu Energie benötigt. Diese Energie wird bei Pflanzen von der Sonne bezogen, die mit ihr Photosynthese betreiben. Bei Tieren und Menschen sorgt die kalte Verbrennung von Kohlehydraten und Fetten für die erforderliche Energie.
Körperliches Leben funktioniert in allen Lebewesen in zellulär aufgebauten Systemen mit dem darin aktiven Mechanismus der genetischen Informationsverarbeitung. Es funktioniert damit in allen Lebewesen auf dieselbe Art und Weise, was ein starker Hinweis darauf ist, dass alle Lebewesen evolutionär aus einer ersten Zelle, der Urzelle, entstanden sind.Da körperliches Leben mit den Gesetzmäßigkeiten der Natur verstanden werden kann, ist es auch ohne Wunder evolutionär entstanden und hat durch trial and error, wie wir es bei technischen Entwicklungen machen, die verschiedenen Lebensformen entwickelt. Dafür und für die Entwicklung des Menschen waren keine weiteren Schöpfungsakte erforderlich. Alles, was auf unsere Welt geschieht – und damit auch die Biogenese, erfolgt in unserem Universum von Anfang an über die Naturgesetze, die jede Art von Wunder oder übernatürliche Eingriffe ausschließen.
Die Annahme, dass Gott den Menschen in einem gesonderten Schöpfungsakt und zusätzlich nach seinem Ebenbild erschaffen hat, entspricht menschlichen Wunschvorstellung und entbehrt aufgrund der evolutionären Entwicklungsgeschichte des Menschen, die ohne Wunder auskommt, jeder wissenschaftlichen Grundlage. Ein allmächtiger Gott, der in der Lage ist, ein Universum zu schaffen, ist gewiss kein Lebewesen, wie wir Menschen und besteht deshalb gewiss auch nicht aus grundsätzlich instabilen organischen Molekülen und zellulären System mit Verdauungs- und Fortpflanzungsorganen, wie wir sie haben. Wenn wir glauben, dass er schon vor unserem Universum gelebt hat, dann nur in einer anderen Dimension und als völlig anderes körperliches und geistiges Wesen, wie wir es sind. Auch bei diesen Überlegungen ist wieder zu beachten, dass solange unsere Naturgesetze gültig sind, ein Geist als aktiver Mechanismus immer nur zusammen mit einem energetischen und materiellen System existieren kann.
Fazit aus F2
Da Leben nach evolutionären Naturgesetzmäßigkeiten entstanden ist, ist für die Entstehung des Menschen kein weiterer göttlicher Schöpfungsakt erforderlich. Das Leben auf Erde basiert auf chemisch instabilen organischen Molekülen, die letztendlich auch für unsere Sterblichkeit verantwortlich sind und die zu ihrer Entstehung spezielle Reaktionsbedingungen erforderlich machten, die die meiste Zeit in unserem Universum nicht vorhanden waren und erst recht nicht zum Zeitpunkt Null bei der Entstehung unseres Universums. Die belebte Natur entstand deshalb auf der Erde erst, nachdem sie sich hinreichend abgekühlt hatte und nachdem die entsprechenden Umweltbedingungen gegeben waren. Da ein allmächtiger Gott auch im Weltall, im Vakuum, in eisiger Kälte und glühender Hitze leben können sollte, kann er nicht aus Fleisch und Blut sein und nicht wie Menschen aussehen und funktionieren. Dennoch sind viele seiner geistigen Eigenschaften in uns Menschen und in der Natur nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung enthalten. Dazu zählen alle Mechanismen, die entsprechend den Naturgesetzen ablaufen, also alles Geistige in der Natur, das mit Informationen umgeht und sie verarbeitet.
Zu F3
Der Wunsch, ewig zu leben, wird durch unseren genetisch verankerten Überlebenstrieb verursacht. Er ist vor allem so lange ausgeprägt, solange wir uns körperlich und geistig fit fühlen. Wenn im hohen Alter aufgrund von körperlichen und geistigen Defiziten das Leben nicht mehr lebenswert ist und der Tod unvermeidbar wird, wünscht man sich natürlich ein neues, besseres Leben und verbindet dies automatisch, aber fälschlicherweise, mit seiner alten Identität, seinen alten Erinnerungen, Erfahrungen und Wissen. Umkörperlich neu zu entstehen, benötigt man allerdings keine Auferstehung von den Toten, da es bereits auf dieser Welt auf natürliche Weise in der belebten Natur durch die Genetik sichergestellt ist. Unsere Erbinformationen sorgen dafür, dass unser Körper von Grund auf, abgesehen von Äußerlichkeiten, nahezu identisch von Generation zu Generation mit den Mechanismen der Fortpflanzung immer wieder neu entsteht. Da er aber immer wieder seinen eigenen Geist entwickelt und mit ihm sein sehr persönliches Eigenleben entwickelt, entsteht er von uns geistig entkoppelt. Daher nehmen wir es nicht wahr, dass es immer wieder wir sind, die in allen neuen Generationen von Grund auf neu entstehen. Auch eineiige Zwillinge, die körperlich absolut identisch sind, können es nicht wahrnehmen, so lange sie sich nicht begegnen, dass sie doppelt existieren. Die Einheit von Körper und Geist sorgt dafür, dass jeder Köper seinen eigenen Geist entwickelt und dass es keine Verbindung zwischen dem Geist des einen mit dem eines anderen gibt.
Unser Geist sammelt in dem jeweiligen Körper, in dem er sich entwickelt, über seine Sinnesorgane seine eigenen neuen Erfahrungen und Erkenntnisse. Da Erinnerungen nicht vererbt werden, können wir uns auch nicht an ein früheres Leben erinnern und gehen deshalb zunächst davon aus, dass wir einmalig sind, nie zuvor gelebt und niemals gleichzeitig oder später in einem anderen Menschen wie beispielsweise in den Nachkommen leben könnten. Heute wissen wir allerdings ganz genau, dass wir nicht einmalig sind und weshalb alle Menschen immer wieder identisch neu entstehen Es liegt an den in der DNA genetisch abgespeicherten und von Generation zu Generation perfekt kopierten Informationen, die unser genetischer Geist verarbeitet und uns aus einem Ei jeweils neu entstehen lässt.
Neben dem von Geburt an unbewusst arbeitendem Geist entsteht auch unser Bewusstsein und mit ihm unser denkender Geist immer wieder neu. Aber er denkt im Gegensatz zu unserem genetischen Geist, der immer mit denselben Erbinformationen arbeitet, in jedem Menschen so, wie es sein persönlicher Informationsstand erlaubt, den er im Laufe seines Lebens aufgrund seiner persönlichen Erlebnisse und Erfahrungen in seinem jeweiligen Körper angesammelt hat. Schließlich hat jeder Mensch aufgrund seines speziellen Umfeldes andere Dinge erlebt und erfahren. Körperlich entwickeln wir uns also von Generation zu Generation immer wieder zu denselben Menschen, aber geistig führen wir von Grund auf ein neues Leben mit einer neuen Identität, in einer anderen Zeit, in einer anderen Familie und in einer anderen Gesellschaft.
Fazit aus F3
Eine Auferstehung von den Toten in dieser oder einer anderen Welt macht keinen Sinn, da wir schon auf dieser Welt aufgrund der von Generation zu Generation perfekt weitergereichten genetischen Informationen immer wieder neu entstehen. Dies gilt nicht nur für uns Menschen sondern für alle Lebewesen auf der Welt, also auch für alle Pflanzen, Tiere und Mikrolebewesen. Schon vor ihrem Tod entstehen sie von Generation zu Generation unverändert zu denselben Lebewesen.
Da ein Geist immer nur in einem speziell konstruierten System funktionieren kann, entsteht immer zuerst der Körper und in ihm danach der Geist. Mikrolebewesen und Pflanzen haben kein Gehirn, also kann sich in ihnen auch kein Geist wie in Menschen entwickeln. Geistig entstehen wir in einem jeweils erneuerten, nahezu identischen Körper immer wieder neu, ohne es wissen zu können, dass wir die ganze Evolution erlebt haben, da es keine Erberinnerungen gibt. Diese Erkenntnis führt zu einem völlig anderen Sinn des Lebens, einem Sinn, der auf die Zukunft der Menschheit auf der Erde und nicht auf die Zukunft von hypothetischen Seelen in einer überirdischen Welt ausgerichtet ist. Die Natur hat damit über die Mechanismen der genetischen Informationsspeicherung im Erbgut und über die Mechanismen ihrer Verarbeitung bereits für ein „ewiges“ Leben auf Erden gesorgt, solange wir uns ernähren und fortpflanzen können, von dem wir zuvor ohne die wissenschaftlichen Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte nichts wissen konnten.
Zu F4
Die elektronische Datenverarbeitung hat unsere Welt verändert. Zunächst handelte es sich dabei nur um Zahlen und Rechenoperationen, doch dann ging es gekoppelt mit der Nachrichtentechnik schnell weiter mit Informationen aller Art und führte über Funk und Telefonie zu unseren Fernsehübertragungen, persönlichen Computern und Smartphones. Wir leben heute in einer Informations- und Kommunikationsgesellschaft, die durch die elektronische Datenverarbeitung vorangetrieben wurde. Informationstechnologie und Informatik sind wissenschaftliche Disziplinen der letzten Jahrzehnte, die seit der Erfindung der Halbleitertechnologie unsere heutige Gesellschaft entscheidend geprägt haben. Wissen wird heute nicht nur in der Schule erworben, sondern auch über Radio, Fernsehen und Internet.
Im Licht der heutigen Erkenntnisse ist unser Geist nichts anderes als ein biologischer Mechanismus, der in einem speziell konstruierten biologischen System, unserem Gehirn, Informationen aus den Sinnesorganen empfängt, verarbeitet, speichert und das Ergebnis nach Bedarf als Signale an die Muskulatur weiterleitet. Er entspricht dem technischen Mechanismus, der in einem speziell konstruierten technischen System, das wir als Computer bezeichnen, Informationen von Eingabemedien empfängt, verarbeitet, speichert und das Ergebnis nach Bedarf als Signale an den Bildschirm oder an den Drucker weiterleitet.
Die Seele des Menschen ist ein Begriff mit zunächst vielschichtiger Bedeutung. Für religiöse Menschen ist es der Teil von ihnen, der angeblich den körperlichen Tod überlebt und danach ein geisterhaftes Seelenleben führt. Für sie ist die Seele der Überbegriff für alles Geistige im Menschen, also für ihren Geist mit ihren Erinnerungen und Erfahrungen, sowie für ihr Gefühlsleben, was heute in der wissenschaftlichen Psychologie unter der Psyche subsummiert wird und was der Volksmund seit jeher unter dem Innenleben oder Seelenleben versteht. Seele, Geist und Psyche sind damit für religiöse Menschen mehr oder weniger dasselbe.
Die Seele ist historisch gesehen der älteste Begriff für alles, was das Innenleben der Menschen betrifft, das als geisterhaft empfunden wurde und deshalb als Bindeglied zu den Göttern galt. Erst in der Neuzeit kamen die Begriffe Geist und Psyche hinzu, um die religiös-theologischen Aspekte klar von den real erfassbaren naturwissenschaftlichen Anteilen abzutrennen. Wie das Innenleben der Menschen funktioniert, ist heute aufgrund der Erkenntnisse der Biologie, der Medizin, sowie der Physik und Chemie im Allgemeinen und insbesondere der Neurologie und Hirnforschung im Speziellen, entmythologisiert und stellt in jeder Hinsicht kein Geheimnis mehr dar.
Nur den Menschen wird aus religiöser Sicht eine Seele und ein Seelenleben nach dem Tod zugestanden. Aber auch Tiere haben eine Psyche und einen Geist. Da dieselben Organe wie wir haben, funktionieren sie körperlich und geistig genauso wie wir, können aber nicht sprechen und auch nicht so gut denken wie wir.
Fazit aus F4
Der denkende Geist ist ein spezieller Teil unseres Geistes, der uns in Wort und Bild planen und entscheiden lässt und uns unser Bewusstsein verschafft. Er ist aus dem automatisch arbeitenden unterbewussten Geist entstanden, der auch in allen Tieren Sinnesinformationen verarbeitet. Von ihnen unterscheiden wir uns anatomisch durch ein mit der Hirnrinde erweitertes System, in dem unser denkender Geist sprechen, lesen, schreiben und rechnen gelernt hat. In Analogie zu den Computern besitzen wir damit gegenüber den Tieren ein wesentlich verbessertes Informationsverarbeitungssystem, bei dem sowohl die Hardware als auch die Software erweitert wurde. Damit wurde die Denkfähigkeit unseres Geistes erhöht. Nur wir können mit unserer Sprache denken und unser Wissen und unsere Erfahrungen mitanderen Menschen teilen.
Unser denkender Geist ist daher nicht aus dem Nichts entstanden, sondern eine konsequente Weiterentwicklung des Geistes, der auch in Tieren Sinnesinformationen wie in Menschen verarbeitet. Alle Tiere mit Sinnesorganen und einem Gehirn besitzen einen Geist, der ähnlich wie unser Geist arbeitet, aber sie können keine Sprache erlernen, da ihr Gehirn dafür keine Kapazitäten und Programme hat. Tiere können nur mit Bildern und Lauten denken. Aber auch damit können sie eine gewisse Intelligenz entwickeln.
Unser Körper entsteht mit uralten Informationen aber nicht unser Geist. Unser denkender Geist und unser Bewusstsein müssen sich erst mit den im Laufe eines Lebens empfangenen und verarbeiteten Sinnesinformationen entwickeln. Da sie immer wieder mit neuen Informationen neu entstehen, sind sie einmalig und haben zuvor noch nie so in dieser Weise existiert. Geistig sind wir deshalb in jeder Generation stets einmalig, aber nicht körperlich.
Zu F5
Da der Mechanismus der Informationsspeicherung und -verarbeitung nur in einem speziell dafür konstruierten und intakten System funktioniert, ist der Geist des Menschen untrennbar mit dem Gehirn, in dem er arbeitet, verbunden. Auch die Informationen, aus denen sich die Erinnerungen und Erfahrungen der Menschen zusammensetzen, benötigen immer einen Informationsträger, dem sie entnommen werden können oder reale Informationsträgerwie beispielsweise elektromagnetische Wellen oder Schallwellen, mit denen sie von einem Ort zum anderen übertragen werden können. Der Geist des Menschen, der von religiösen Menschen als seine Seele bezeichnet wird, die sich angeblich vom menschlichen Körper mit den Erinnerungen eines Menschenlebens lösen und sie bis zum „jüngsten Gericht“ abspeichern kann, gibt es aus naturwissenschaftlicher Sicht nicht. Sie ist auch aus religiöser Sicht überflüssig, da ein allmächtiger und allwissender Gott auch unabhängig von der zweifelhaften Existenz einer Seele alles wüsste und reproduzieren könnte.
Fazit aus F5
Etwas wie eine Seele, die sich mit allen Informationen über das Leben eines Verstorbenen vom Körper lösen kann und sich mittels Seelenwanderung in einem anderen Körper begeben kann oder ein geisterhaftes Leben führen kann, kann es aufgrund naturwissenschaftlicher Erkenntnisse nicht geben, da Erinnerungen nur so lange in den Neuronen gespeichert sind, solange diese gut funktionieren. Doch leider ist es so, dass sie nach und nach schon längst vor dem körperlichen Tod absterben. Dabei werden viele Ereignisse unwiederbringlich aus unserem Gedächtnis gelöscht. Aus diesem Grund haben wir die meisten Details unseres Lebens schon zu Lebzeiten längst vergessen.
Zu Bedenken ist ferner, dass Informationen über das eigene Leben subjektiv verfärbt sind und objektiv viel besser von Außenstehenden an anderer Stelle abgespeichert werden können. Sogar aus religiöser Sicht ist die Seele überflüssig, da gläubige Menschen sowieso davon ausgehen, dass Gott alles weiß und nichts vergisst. Dennoch war die Seele für die einfachen Menschen schon vor Jahrtausenden in nahezu allen Religionen eine nützliche Erfindung, die dazu diente, den damals an Geister glaubenden Menschen ein körperloses geisterhaftes Leben nach dem Tod glaubhaft zu machen.

6. Die Säulen der Religionen -Offenbarungsglaube und Schöpfungsmythos
Naturwissenschaften wie Physik, Chemie, Kosmologie, Genetik und Neurologie gab es zu Zeiten der Religionsgründungen noch nicht. Deshalb beruhen auch heute noch alle Weltreligionen auf einem Glauben und nicht auf Wissen. Bei den meisten Religionen handelt es sich um einen Offenbarungsglauben. Man glaubt beispielsweise, was Moses durch Gott oder was Mohammed durch dem Erzengel Gabriel angeblich offenbart wurde. Auch im Hinduismus ist die Offenbarung des Göttlichen von Bedeutung. Das Problem ist leider, dass die überlieferten Offenbarungen der verschiedenen Religionen nicht identisch sind und jede die andere als Irrlehre bezeichnet.
Ferner deuten das Christentum, der Hinduismus,der Buddhismus und diverse Formen des Lamaismus die Welt anhand eines Schöpfungsmythos, bei dem die Welt von einem oder mehreren Göttern geschaffen wurde. Vor diesem Hintergrund wird die Welt als Produkt eines göttlichen Willens verstanden, in dem sich die Eigenschaften ihres Schöpfers erkennen lassen. Gott offenbart sich damit nicht nur den Propheten sondern auch allen Menschen in den Eigenschaften der Natur, die seine Handschrift trägt. Die Aussage, die Welt sei ein Produkt des göttlichen Willens, ist jedoch zu vieldeutig und zu allgemein. Es müsste präziser heißen: Die Regeln, nach denen alles auf der Welt geschieht, also die Gesetzmäßigkeiten der Natur, sind Ausdruck des göttlichen Willens. Wenn das Universum ein Werk eines Gottes war, dann natürlich auch die Naturgesetze, die gemeinsam mit den Informationen, die in den Atomen stecken, für alles, was geschieht und damit auch für die Evolution verantwortlich sind. Sie bestimmen mit höchster Präzision die Entwicklung der Natur, so wie sie auch mit den Erbinformationen die Entwicklung eines Samens zu einer Pflanze und die Entwicklung eines befruchteten Eis zu einem Tier oder Menschen bestimmen.
Es gibt keine Gesetze, die strenger befolgt werden als die Naturgesetze, die den Willen ihres Verursachers von Anfang bis Ende des Universumsperfekt umsetzen und mit ihnen in der Lage waren, Lebewesen zu erzeugen. Die Mechanismen, die diese Gesetze im Mikrokosmos und im Makrokosmos allgegenwärtig umsetzen, offenbaren damit eindeutig die einem Gott zugeschriebenen göttlichen Eigenschaften, wie Allmacht, Allgegenwart, höchste Intelligenz, Genialität und Perfektion.

7. Die Säulen der Naturwissenschaften
Naturwissenschaftliche Erkenntnisse basieren auf Beobachtungen sowie reproduzierbaren Messungen und Analysen der Vorgänge in der Natur und ihrer Gesetzmäßigkeiten. Ziel ist dabei nicht nur das qualitative Verständnis dessen, was auf der Welt existiert und auf ihr geschieht, sondern auch deren zugehörige quantitative mathematische Beschreibung. Eine weitere wichtige Aufgabe neben der Erklärung der Naturphänomene stellt die Nutzung der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zur Entwicklung neuer Technologien zur Verbesserung der menschlichen Lebensqualität dar. Dies führte im 18.Jahrhundert mit zahlreichen Erkenntnissen zu vielen Erfindungen, die das industrielle Zeitalter einläuteten. Damit begann die technische Nutzung der Naturgesetze im Maschinenbau, in der Elektrotechnik, Optik und Chemie. Im 20.Jahrhundert erreichte sie einen vorläufigen Höhepunkt in der Atom- und Kernphysik, in der Elektronik, der Kommunikationstechnik und in den letzten Jahrzehnten durch verfeinerte Analytik speziell in der Medizin, der Molekularbiologie, der Genetik und der Informationstechnologie.
Telefone, Autos, Flugzeuge, Fernsehgeräte, PCs und Smartphones funktionieren auf Basis derErkenntnisse über die Naturgesetze. Mit ihnen hat sich die Welt in den letzten Jahrzehnten rasant verändert. Es gibt keinen Bereich der menschlichen Gesellschaft, der speziell in den letzten Jahrzehnten nicht von den Erkenntnissen der Naturwissenschaften profitiert hat.
Naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten folgen strengen mathematischen Formeln, dementsprechend sind auch die Ergebnisse auf viele Stellen nach dem Komma genau. Ihre Präzision ist eine wichtige Voraussetzung für die Erfolge der technischen Entwicklungen. Jede wissenschaftliche Theorie muss jeder Überprüfung standhalten. So haben sich beispielsweise die bahnbrechenden physikalischen Theorien des 20. Jahrhunderts wie z.B. die Quantentheorie, die Quantenfeldtheorie und die Relativitätstheorie vielfach beeindruckend mathematisch genau bestätigt. Auch die Evolutionstheorie des 19. Jahrhunderts konnte durch die Ergebnisse der Genetik und die Entschlüsselung des menschlichen Genoms eindrucksvoll bestätigt werden.

8. Wissenschaftsglaube versus Offenbarungsglaube
Die Naturwissenschaften angefangen mit Physik, Chemie, Biologie und Mathematik haben vor allem in den letzten wenigen Jahrzehnten aufgrund der durch sie möglichen technischen Entwicklungen unsere Welt von Grund auf verändert, allem voran unser Welt- und Menschenbild, unsere Lebensqualität, unsere Gesellschaft und Politik, aber auch unser Denken und Hoffen sowie den Glauben an das, was uns Religionen versprechen. Alle Naturwissenschaften fordern ausnahmslos ein kritisches Denken, sie sind dynamisch und entwickeln sich zu immer höherer Perfektion. Für die aktuellen Weltreligionen gilt jedoch das krasse Gegenteil. Für sie gibt es keine einzige allgemein gültige Wahrheit wie in den Naturwissenschaften. Sie passen deshalb nicht mehr in unsere Zeit und schicken sich an, ihre Glaubwürdigkeit endgültig zu verlieren.indH
Von Max Thürkauf (1925-1993) stammt der Satz: „Da der Mensch nicht leben kann, ohne zu glauben, hat im Zeitalter der Wissenschaft der Glaube an die Wissenschaft in dem Maß zugenommen, als der Glaube an Gott abgenommen hat.“
Dazu ist Folgendes zu sagen: Warum sollte der Mensch nicht ganz gut leben können, ohne zu glauben? Wir müssen nichts glauben, was uns nicht überzeugt. Natürlich sind speziell die Naturwissenschaften glaubhaft, weil ihre Aussagen überprüfbar sind und sich ständig bewähren. Das gilt aber nicht für die Geisteswissenschaften. Wir glauben auch nicht „an“ die Naturwissenschaften, denn sie gibt es, sie sind erfolgreich und ihre Erkenntnisse wirken sich in der Technik positiv auf unsere Lebensqualität aus. Sie haben unsere Welt so tiefgreifend verändert, dass gewiss niemand mehr auf sie verzichten möchte. „An“ einen Gott hingegen glauben gläubige Menschen, ohne die Gewissheit zu haben, dass es ihn gibt, da er nicht in Erscheinung tritt.
Was Max Thürkauf daher mit dem Glauben an die Wissenschaft vermutlich meint, ist, dass wir nicht alles, was als wissenschaftlich gesicherte Erkenntnis gilt, selbst überprüfen können. Aber wir wissen: es ist grundsätzlich überprüfbar und es wurde tausendfach überprüft. Daher fällt es leicht, „den“ Naturwissenschaften zu glauben. Ferner handelt es sich bei ihnen nicht um Aussagen wie im Fall der Religionen, die von einzelne Menschen stammen, denen angeblich in der Abgeschiedenheit ohne Zeugen etwas offenbart wurde, sondern um Tausende von Wissenschaftlern, die sich beispielsweise mit der Evolution, der Genetik oder der Kosmologie beschäftigt haben. Alle wissenschaftlichen Erkenntnisse müssen für jedermann verständlich und beweisbar sein. Und die Beweisführung ist strengen Kriterien unterworfen. Sie muss reproduzierbar sein und muss sich in vielfältiger Hinsicht bewähren.
Fakt ist damit: Die Wahrheit der Naturwissenschaften ist eindeutig und überprüfbar, aber nicht die Wahrheit der Religionen, von denen jede etwas anderes lehrt.
Die Hauptsäulen der modernen Naturwissenschaften, die einen Zusammenhang mit den Religionen haben, sind die Evolutionsbiologie, die Genetik, die Kosmologie, die Neurologie und die Informatik, deren Erkenntnisse in diesem Artikel ausführlich diskutiert wurden. Bei ihnen handelt es sich um wissenschaftliche Disziplinen, die erst in den letzten Jahrzehnten aufgrund jüngster Geräteentwicklungen in der Analytik, Mikrotechnologie und Kosmologie möglich wurden und durch zahlreiche Nobelpreise ausgezeichnet wurden. Es ist verständlich, dass viele Gläubige diese Erkenntnisse nicht wahr haben wollen, weil sie den Jahrzehnte lang praktizierten Glauben an ihre Religion erschüttern und sich deshalb zu Aussagen wie “die Wissenschaft ist ein Werk des Teufels“ hinreißen lassen.
Der Offenbarungsglaube fordert ferner eine Anbetung, Preisung und Verherrlichung Gottes sowie eine bedingungslose Unterwerfung unter das Regelwerk seiner Kirche, wie es früher Könige von den Untertanen ihres Reiches forderten. Ein Gott, der das Universum erschaffen hat, steht eindeutig über diesen menschlichen Bedürfnissen. Ihn sollte man sich eher als einen Geist vorstellen, der für seine Geschöpfe sorgt und nichts von ihnen verlangt, weder Opfer, noch Gebete und schon gar nicht, dass sie für ihn in den Krieg ziehen, als ob er Hilfe nötig hätte und nicht selbst alles umsetzen könnte, was er wollte. Eine Belohnung für Opfergaben oder Unterwürfigkeit hat den Hauch von Bestechlichkeit und damit von niederen Charakterzügen, die nichts mit den Gottesvorstellungen der heutigen aufgeklärten Menschen zu tun haben, die staunend und voller Ehrfurcht seiner Schöpfung stehen und die Perfektion der der Natur und der Mechanismen bewundern, die Pflanzen, Tiere und Menschen immer wieder neu entstehen lassen.

9. Folgerungen für die Weltreligionen und die Religion der Zukunft
Religionen, die in Zukunft bestehen wollen, dürfen nicht im Widerspruch zu den Erkenntnissen der Naturwissenschaften stehen. Denn nur sie lassen uns verstehen, wie die Welt und die belebte Natur funktioniert. Da die belebte Natur schon durch stete Reproduktion für ein „ewiges“ Leben sorgt, brauchen wir keinen Glauben an ein hypothetisches Seelenleben und eine hypothetische Auferstehung von den Toten mehr. Auch wenn es noch so schwer fällt, sollten die heutigen Weltreligionen erkennen, dass es keinen Sinn macht, in irgendeiner Form an ein überirdisches Leben nach dem Tod zu glauben, wenn wir schon auf Erden ständig reproduziert werden. Stattdessen ist es viel wichtiger unser zukünftiges Leben in zukünftigen Generationen zu sichern und nicht verantwortungslos die Welt zu zerstören und die natürlichen Ressourcen aufzubrauchen.
Da Wissen mehr überzeugt als Glauben, sollten zukünftige Religionen auf den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Sie sind die einzig verlässliche Quelle, mit der sich Gott offenbart. Ein Gott ist nur dann ein Gott, wenn er aus einer anderen Welt stammt, ewig lebt und allmächtig ist. Als allmächtiges Wesen ist er natürlich auch körperlich und geistig wandelbar, allwissend und allgegenwärtig. Wenn man etwas mit diesen Eigenschaften eines Gottes sucht, dann findet man es nur im Ursprung des Universums, zum Zeitpunkt Null der irdischen Welt, in der Raum-, Zeit-, Energie-Singularität, in der es noch keine Natur und auch noch keine uns bekannten Naturgesetze gab(siehe dazu Sixl, Tabularasa. „Auf der Suche nach Gott“, Artikel 3904).
Die Logik fordert geradezu, ein intelligentes Wesen habe die Welt erschaffen, da wir intelligente Wesen sind und deshalb der Wesenscharakter, also das Geistige und Körperliche nach den Prinzipien von Ursache und Wirkung bereits im Ursprung des Universums verankert sein musste, so wie die Entstehung eines Lebewesens bei Pflanzen bereits in ihrem Samen und bei Mensch und Tier bereits im befruchteten Ei verankert ist. In Analogie zu dem Leben in der belebten Natur, das von Generation zu Generation aus weitergegebenen Informationen entsteht, die in der Energie und Materie der ursprünglichen Zelle enthalten sind, liegt es für Menschen, die an einen Gott glauben, nahe, dass das gesamte Universum in dieser Vorstellung aus einem „Ei oder Samen Gottes“ entstanden ist und damit ein aktueller Nachkomme Gottes zu einem gewissen Zeitpunkt seiner Entwicklungsphase mit mehr oder weniger gut ausgeprägten Eigenschaften Gottes darstellt, die sich im Laufe der Zeit immer weiter entwickeln. Nur in diesem Sinn ist neben den Erkenntnissen der Naturwissenschaft noch ein Glaube, nämlich der Glaube an einen lebenden Gott, der ein Nachfahre des kosmischen Gottes ist, in einer zukünftigen Religion verankert. Natürlich wissen wir nicht wie „das Ei oder der Samen Gottes“ entstanden ist und ob es den kosmischen Gott, der die Welt aus der Raum-, Zeit-, Energie-Singularität erschaffen hat, in einer anderen Dimension gibt, der wie der Vater eines Kindes die körperliche Entwicklung seines Nachkommens wahrnehmen kann.
Da die geistige Entwicklung eines Kindes im Gegensatz zur körperlichen Entwicklung durch die Eltern entscheidend geprägt werden kann, bleibt damit auch für gläubige Menschen ein Einfluss des überirdischen Schöpfergottes auf ihre geistige Befindlichkeit, die auch ihre körperliche Befindlichkeit und ihre Entscheidungen beeinflusst, im Bereich des Möglichen.
Naturwissenschaftlich erwiesen, entstehen wir körperlich und geistig aufgrund der perfekt weitergegebenen genetischen Informationen immer wieder neu und haben uns entlang einer ganz speziellen Ahnenkette vom Homo erectus bis heute immer weiter entwickelt. Auch vor ihm haben wir uns von der Urzelle bis zur Menschwerdung evolutionär entlang einem ganz bestimmten Zweig der vormenschlichen Ahnenreihe entwickelt, so wie sich andere Zweige zu den heutigen speziellen Pflanzen oder Tieren entwickelt haben oder auf einer geringeren Entwicklungsstufe wie Einzeller, Bakterien oder Pilze verharrten.
Aufgrund unseres Erbgutes waren wir in der Vergangenheit nie eine Schnecke, eine Kuh, ein Adler oder ein anderes Tier und werden es in Zukunft in weiteren Generationen auch nie werden, sondern immer Menschen bleiben, die allerdings ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten in weiteren Generationen weiterentwickeln können. Wenn wir wiedergeboren werden, dann ganz eindeutig als Mensch nachfolgender Generationen, so wie sich unser menschlicher Urahn zu uns weiterentwickelt hat und alle Phasen der Menschheit erlebt hat.
Die Reinkarnationslehren östlicher Religionen gehen davon aus, dass sich die Seele eines Menschen, also sein Geist mit seinen mentalen Prozessen in einem anderen Wesen wiederfinden kann. Eine Seelenwanderung vor oder nach dem Tod oder eine Wiedergeburt als ein höheres oder niederes Lebewesen entbehrt ferner aus Gründen der Einheit von Körper und Geist jeglicher Grundlage und sollte demnach entsprechend korrigiert werden. Die Reinkarnation und der damit verbundene Glaube an eine Seelenwanderung war auch im Urchristentum 500 Jahre lang ein Fundament der christlichen Lehre, bis sie im Jahr 553 auf dem Konzil von Konstantinopel verdammt und aus den Schriften entfernt wurde. Wie die Offenbarungen der Propheten waren und sind auch alle Korrekturen der Religionslehren subjektive Werke der Menschen, die mangels objektivem Wissen auf Eingebungen bzw. auf Fantasie angewiesen sind.
Die Mechanismen des Lebens funktionieren in Mensch und Tier auf gleiche Art und Weise. Ein genetischer Mechanismus, den wir als genetischen Geist bezeichnet haben, arbeitet in den Körperzellen und konstruiert in ihnen nach den Regeln der Chemie entsprechend den in der DNA abgespeicherten Informationen die Körperzellen, lässt sie wachsen und teilt sie so auf, wie es sein muss, damit der Körper als Ganzes funktioniert.
Tiere unterscheiden sich u.a. organisch von den Menschen durch die fehlende Gehirnrinde und die fehlenden Stimmbänder und können deshalb nicht sprechen und nicht so gut denken, wie wir Menschen. Sie kennen deshalb auch keine Religionen und suchen auch keine Erklärungen für das Geschehen auf der Welt. Wie ihnen erging es auch unseren vormenschlichen Urahnen. Der Glaube an Geister, Götter und überirdische Welten wurde für die Urmenschen durch die Besonderheiten ihres Geistes interessant, der für sie ihre Erinnerungen und ihr Wissen auf rätselhafte Weise parat hielt und folgsam ihre geistige Arbeit leistete. Ihn beherrschten sie wie ihren Körper, der ebenso folgsam ihre körperliche Arbeit leistete. Erst seit dem Homo erectus können Menschen sprechen und ihre Erfahrungen von Generation zu Generation weitergeben. Schließlich haben die Erkenntnisse der Naturwissenschaften der letzten Jahrzehnte uns davon überzeugt, dass es keine Geister, kein Seelenleben und auch keine Wunder gibt. Vor allem ist kein Wunder, wie eine Auferstehung von den Toten notwendig, da wir uns selbst auf unserer irdischen Welt von Generation zu Generation aufgrund der genetischen Daten aus einem befruchteten Ei ständig reproduzieren und immer wieder von Grund auf neu entstehen.
Wenn man an einem Glauben an einen Gott festhalten möchte, dann hat er als „kosmischer Gott“ in einem einmaligen perfekten Schöpfungsakt die Welt nach seinem Willen erschaffen und mit ihm den Ablauf des Geschehens festgelegt. Dazu zählen einerseits die speziellen Eigenschaften der Elementarteilchen (das sind Informationen, die ihre Identität charakterisieren), die zuerst entstanden waren und andererseits die Fundamentalkräfte, die bei der Kommunikation ihrer Informationen wirken, und die zu den uns inzwischen bekannten Naturgesetzen führten.
In einer aufgeklärten Welt ist es unglaubwürdig, wenn sich Gott einzelnen Menschen in fragwürdiger Weise offenbart. Viel überzeugender ist es, wenn sich alle Menschen mit ihren Verstand von seiner Existenz und seinem Wirken überzeugen können. Daher muss eine Religion der Zukunft vorwiegend wissensbasiert und darf nicht nur allein glaubensbasiert sein. Aufgrund der naturwissenschaftlichen Fakte F1 bis F5 ist es allerdings unvermeidbar, von den wichtigsten Säulen der Religionen abzurücken und an ihrer Stelle die in diesem Artikel diskutierten fundierten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse zu nutzen. Die Verantwortung der Religion der Zukunft muss es sein, das Leben des einzelnen Menschen auf seine irdische Zukunft in nachfolgenden Generationen auszurichten und mehr Verantwortung für die Zukunft der belebten Natur und die Ressourcen der unbelebten Natur zu übernehmen.

Finanzen

Über Hans Sixl 49 Artikel
Dr. Hans Laurenz Sixl, Jahrgang 1941, arbeitete als Professor für Physik an den Universitäten Stuttgart und Frankfurt und als Visiting Professor in Durham (UK) und Tokyo (J). Von 1986 bis 2001 war er Forschungsdirektor in der Chemischen Industrie und Vorstandsmitglied der deutschen Physikalischen Gesellschaft. Seine Arbeitsgebiete waren Spektroskopie und Materialforschung. Er hat die Molekularen Elektronik in Deutschland begründet und lehrte an der Universität Frankfurt.

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