Die Rettung kam aus Bukarest

SALVE, Sei gegrüßt: Foto: Stefan Groß

Eine lange Lebensdauer gab man dem Münchner „ballo in maschera“ schon bei seiner Premiere Anfang März 2016 nicht. Er bekam keinen Platz im Spielplan der diesjährigen Münchner Opernfestspiele, die am Johannestag mit einem Festspielkonzert auf dem Max Joseph-Platz eröffnet und am letzten Julitag mit „Andrea Chénier“ beendet werden. Johannes Eraths Inszenierung im Art-Deco-Einheitsbühnenbild mit Ehebett und Freitreppe blieb und bleibt weithin erklärungsbedürftig. Nachdem Zubin Mehta das Pult für andere Dirigenten (Asher Fisch als oft etwas zähen Kapellmeister) frei gegeben und sich Anja Harteros und Piotr Beczala aus ihren von Erath ins Groteske geführte Rollen der Renato-Gattin Amelia und des mit Handpuppen lächerlich gedoubelten, in sie verknallten Gouverneurs Riccardo gelöst hatten, lockte die Nationaltheater-Produktion – immerhin ein Verdi-Opus der Sonderklasse – nicht mehr so recht.

Für die Dreierserie des „Maskenballs“ rund um Fronleichnam sagten gleich alle drei vorgesehenen Hauptdarsteller krankheitshalber ab: Francesco Meli, Luca Salsi und Adrianne Pieczonka. Für Salsi stand gottlob der gefeierte Franco Vassallo zur Verfügung, für den gespannt erwarteten Neuling Meli gewann man dessen Landsmann Stefano Secco, der erstmals am Nationaltheater seine Verdi-Chance bekam und sie höchst respektabel erfüllte, und die Pieczonka will wenigstens den letzten ihrer drei Termine nicht verschenken: Debüt-Chance für die eingesprungene Rumänin Cellia Costea (Foto) an zwei Abenden.

Die aus Piatra Neamt gebürtige Sopranistin machte als Amelia eine überaus gute Figur: blendendes Aussehen, hochdramatischer Aplomb, aufregende Orchester-Übertönung, glaubwürdige Gestaltung. In Bukarest, wo sie an der National University of Music studierte, debütierte sie bereits in einer mit Verdis Desdemona, in Klagenfurt sollte ihr der internationale Durchbruch mit Mozarts „Figaro“-Contessa gelingen. Dass sie sich die großen Puccini- und Mozart-Rollen erarbeitet, liegt nahe. Verdi bleibt sie mit Leonora, Aida und Amelia aber weiterhin treu. Vom Münchner „Maskenball“-Gastspiel kehrt sie mit guten Reverenzen nach Bukarest heim.

 

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Prof. Dr. Hans Gärtner, Heimat I: Böhmen (Reichenberg, 1939), Heimat II: Brandenburg (nach Vertreibung, `45 – `48), Heimat III: Südostbayern (nach Flucht, seit `48), Abi in Freising, Studium I (Lehrer, 5 J. Schuldienst), Wiss. Ass. (PH München), Studium II (Päd., Psych., Theo., German., LMU, Dr. phil. `70), PH-Dozent, Univ.-Prof. (seit `80) für Grundschul-Päd., Lehrstuhl Kath. Univ. Eichstätt (bis `97). Publikationen: Schul- u. Fachbücher (Leseerziehung), Kulturgeschichtliche Monographien, Essays, Kindertexte, Feuilletons.

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