ÉDOUARD VUILLARD – Einblicke in die Lithowerkstatt – Staatliche Graphische Sammlung München in der Pinakothek der Moderne

Édouard Vuillard, Les deux belles-soeurs
aus: Paysages et intérieurs, um 1899
Lithographie, 386 x 315 mm (Blattmaß)
© Staatliche Graphische Sammlung Münch

Eröffnung:14.04.2015, 18.30 Ausstellungsdauer:15.04.–28.06.2015

Édouard Vuillard (1868–1940) ist neben Maurice Denis (1870–1943), Paul Sérusier (1863–1927) und einigen anderen heute als Mitglied der 1889/90 zusammengekommenen Künstlergruppe der »Nabis« (Propheten) bekannt, die sich einem neuen, von der Gegenständlichkeit immer weiter entfernten Verständnis der Farbe und einer symbolistischen Bildsprache verpflichteten.
Die Ausstellung der Staatlichen Graphischen Sammlung möchte allerdings keinen umfassenden Überblick zu Vuillard bieten. Mit den seltenen schwarz-weißen Blättern und Zustandsdrucken vermag die hier vorgestellte Sammlung vielmehr Vuillards Umgang mit der Litho-Technik und die Verfahren seiner Bildfindung exemplarisch zu beleuchten, wobei auch die Drucktechnik vorgestellt wird.

Innerhalb der Gruppe der Nabis gilt Vuillard mit seinen Interieurs und Parklandschaften als der »Intimist«, als ein besonders introvertierter Farbvirtuose. Aber in einer kurzen, kaum achtjährigen und sehr intensiven Phase des Lithographierens schuf Vuillard ein unverwechselbares druckgraphisches Werk, das heute vor allem mit der Folge »Paysages et intérieurs« von 1899 verbunden wird.
Jedoch begonnen hatte Vuillard mit schwarz-weißen Lithographien, von denen eine Reihe als Theaterprogramme dienten, denn der Künstler war in den 1890er Jahren Teil der avantgardistischen Theaterszene in Paris.
Die zahlreichen Ur- und Erstaufführungen aus dieser Zeit entrüsteten zum Teil mit skandalträchtigen Inszenierungen die Besucher. Seine zum Teil für diese Stücke erarbeiteten ersten Lithographien sind äußerst selten und können in der Ausstellung in ungewöhnlicher Fülle gezeigt werden. Mit ihnen wird auch nachvollziehbar wie sich der Künstler die Technik angeeignet und innerhalb kürzester Zeit virtuos beherrscht hat. Probe- und Zustandsdrucke zu seinen farbigen Lithographien führen vor Augen, wie der herausragende Kolorist die neuen Ideen des Farbdrucks herausarbeitet.
Damit erweist sich Vuillard als einer der zentralen Protagonisten, von denen die Farblithographie im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu einer ersten bedeutenden Blüte geführt wurde. Vuillard steht neben Henri de Toulouse-Lautrec (1864–1901) und Pierre Bonnard (1867–1947) für einen ganz neuen Umgang mit der Farbe im Druck und für ungewöhnliche Bildkompositionen.

Ein außergewöhnlicher Glücksfall ist es, dass ein Mitglied des Freundeskreises der Sammlung diese Lithographien anlässlich der Ausstellung und dem baldigen Ausscheiden des langjährigen Direktors,
Dr. Michael Semff, der Staatlichen Graphischen Sammlung München gestiftet hat.

Begleitprogramm
In den Ausstellungsräumen wird die Technik des Lithographierens mit Hilfe einer Handpresse jeweils Samstagnachmittag um 15 Uhr vorgeführt.

Katalog
Deutscher Kunstverlag, 128 Seiten, 80 Farbabbildungen, ca. 24 €

Finanzen

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