Jerusalem gehört nicht den Juden und Jesus hat nie existiert

Juedischer Armleuchter, Foto: Stefan Groß

Zunächst der Artikel:

https://epaper.zeitungsverlag-aachen.de/2.0/article/f4aac47672

Sehr geehrter Herr Prof. Paganini,

zwischen den Jahren haben Sie als forschender Theologe die Möglichkeit ergriffen, über ihre Ansichten zu Jerusalem auf einer ganze Seite der Regionalzeitung „Aachener Zeitung“ AZ auszubreiten:

Israel beansprucht Jerusalem als seine Hauptstadt. Doch lässt sich das überhaupt historisch begründen, wie es Donald Trump behauptet?

Es ist bewundernswert, wie Sie bereits aus den Mitgliedern der zahlenden Stiftungen (Juden, Bankiers, Nazigegner, Zionisten) messerscharf schließen, dass Ausgrabungen in Jerusalem mit Absicht ideologisch und falsch interpretiert werden. Wenn Datierung wesentlicher Scherbenfunde kaum dokumentiert und störendes Mauerwerk zerstört wird, so denkt die archäologische Gesellschaft als Erstes an unwissenschaftliche Arbeiten, die unter den gierigen Augen der PLO und der Hamas stattfinden. Weit gefehlt, wie wir nun aus geweihtem Munde wissen! Auch Juden schwindeln! Irgendwie hat Luther, ein geborener Katholik wie Sie, doch Recht, obwohl auch er Sakralbauten der Juden hat vernichten lassen.

Die Frage nach der Historizität von König David und von seinem Nachfolger Salomo – und damit verbunden die Frage nach der historischen Glaubwürdigkeit eines Großreiches Israels am Beginn des ersten Jahrtausends vor der christlichen Zeitrechnung, ist allerdings entscheidend, will man im Sinne eines Donald Trump zumindest populistisch den Anspruch des modernen Staates Israel auf Jerusalem als seine Hauptstadt rechtfertigen.

Ein wundervoller Satz. Hier beweist in einem einzigen Absatz ein Theologe, Philosoph, Professor und Hobby-Archäologe, dass der doofe Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika sich irrt. Wunderbar! Dieser überlange Satz wird den israelkritischen Lesern der AZ gefallen, die keine Antisemiten sein wollen.

Jerusalem ist mit Sicherheit nicht seit 3000 Jahren die Hauptstadt Israels.

Ja, wer behauptet denn so einen Unsinn? Die Quellenlage für die Zeit Davids ist sehr spärlich. Als zuverlässige Quelle darf man die Hebräische Bibel nicht anführen. Genauso wenig wie die Existenz  des Judengottes Jesus alleine durch das Neue Testament und die des Propheten Mohammeds alleine durch den Koran beweisbar ist. Sie sind der erste von der Katholischen Kirche zugelassene Theologe in Aachen, der offen zugibt, dass die Existenz Davids höchst ungesichert ist. Eine mutige Tat, auch wenn Sie Dank Ihrer Anstellung als Beamter dies im erzkatholischen Aachen offen schreiben dürfen. Denn zumindest wir beide kennen die logische Konsequenz Ihres wahren Satzes: Ohne David ist Jesus kein Nachkomme Davids und auch kein Messias, selbst wenn Jesus vor 2.000 Jahren irgendwo im heutigen Israel gelebt hätte. Wir beide wissen es: David, Jesus und Mohammed sind Narrative – wie der Gestiefelte Kater. Moses jedoch ist echt. Der von den Thoraschreibern gewählte unmögliche und ägyptische Name beweist es.

Zur vorgegebener Zeit Davids vor ca. 3.000 Jahren ist Jerusalem ein unbedeutendes Dorf ohne Tempel. Einen relativ bedeutenden Tempel „zur Zeit Davids“ haben israelische Juden und Archäologen hingegen westlich vor den Toren Jerusalems ausgebuddelt, in dem leider Gottes heidnische Götter und Göttinnen (sic!) verehrt worden sind. Unwahrscheinlich, dass unter dem mächtigen Judenkönig David gleichzeitig zwei Tempel in Betrieb sind, einer für den wahren und einzigen monotheistischen Gott und ein zweiter für dessen Familie. Es wäre eine ehrenvolle humanistische Aufgabe, die Familien dieser verfolgten und getrennten Gottheiten aus Syrien-Palästina zusammenzuführen!

Erst im 8. Jahrhundert ist Jerusalem eine richtige Stadt, die sichere Mauern wie das heutige Betlehem hat, jedoch nicht die Hauptstadt des Kleinreiches Israel ist, sondern die Hauptstadt des Süd-Reiches Juda oder auf Latein Judäa. Bis 1948 gibt es, historisch nachweisbar, kein Israel. Jerusalem, die Hauptstadt Judas oder Judäas, und sein Tempel, falls es ihn gegeben hat, werden des  Öfteren zerstört und wieder aufgebaut.

Nach dem Judenaufstand im Jahre 70 der christlichen Zeitrechnung – der nächste dokumentierte Judenaufstand wird erst in Warschau nach knapp 2.000 Jahren stattfinden – wird der von Herodes prächtig ausgebaute Tempel von den Römern zerstört und Warschau von den Deutschen. Nach einer zweiten Revolte 65 Jahre später wird die ganze Stadt Jerusalem von den römischen Besatzern dem Boden gleich gemacht.

Die Provinz Judäa erhält den Name „Palästina“, was auf Latein „Land der Philister“ bedeutet. Die Römer wollen damit 1200 Jahre jüdische Geschichte auslöschen, was ihnen zumindest bei den führenden Politiker der EU, den Trump-Gegnern, den Islamisten und den AZ-Lesern gelingt.

Im Jahre 638 wird Jerusalem von den Arabern erobert, die etwa 200 Jahren später vereint unter der Fahne des Islam/IS die Ungläubigen morden werden. Jerusalem heißt nun „al-Quds“, auf Arabisch „die Heilige“, und gilt im späteren islamischen Narrativ als die dritt-heiligste Stadt des Islam. Das Hauptzentrum des Islam bleibt Damaskus, wohl die viert-heiligste Stadt des Islams, die somit heute von Sunniten, Schiiten und ehemaligen Kommunisten heiß umkämpft ist.

Toll finde ich es, dass es nur Ihnen aufgefallen ist, dass David Ben Gurion, den ich Ihnen nicht vorzustellen brauche, bei der Verlesung der israelischen Unabhängigkeitserklärung in Tel Aviv am 14. Mai 1948 Jerusalem weder als Stadt noch als Hauptstadt des künftigen Staates Israel erwähnt. Er will keine militärischen Geheimnisse an die feindlichen Araber verraten, da er befürchtet, dass sich die Araber wie Furien auf Jerusalem stürzen, was David Ben Gurion, der erste demokratisch gewählte israelische Ministerpräsident, unbedingt vermeiden will. Denn in Jerusalem wimmelt es von todgeweihten wehrlosen Juden. Am 4. Januar 1950 erklärte Israel Jerusalem zu seiner Hauptstadt, nach dem siegreichen Sechs-Tage-Krieg 1967 beanspruchte Israel die Souveränität über die gesamte Stadt.

Etymologisch betrachtet ist es unsinnig, „Jerusalem“ mit „Stadt des Friedens“ zu übersetzen. Die arabische Bezeichnung „Die Heilige“ ist für jeden ehrlichen Kenner Jerusalems genauso deplatziert.

Dass in Jerusalem das hebräische Wort für „Frieden“ (schalom) nachklingt, ist ein reiner Zufall. Viel mehr erkennt man in der Bezeichnung der Stadt den Namen der kanaanitischen Gottheit „Schalim“. Die Stadt wurde als von der Göttin gegründet (jru) angesehen und nach ihr benannt.

Dennoch, es ist sehr interessant, dass der hebräische Name der Stadt „Jerusalem“ „Jeruschalajim“ grammatikalisch gesehen eine Dualform ist. Auf Hebräisch wird eine solche grammatikalische Form verwendet, wenn man ein Paar bezeichnen will: zwei Hände, zwei Augen, zwei Füße – und eben zwei Jerusalem(e).

Es wäre hoffnungsvoll festzuhalten, dass die Vorstellung von einem einzigen Jerusalem auch rein sprachlich nicht existiert. Nicht nur die Geschichte, sondern sogar die hebräische Grammatik widerspricht der Auffassung von Donald Trump, Jerusalem sei seit 3000 Jahren die alleinige Hauptstadt Israels. Jerusalem gibt es nur doppelt.

Ich werde Essig in Ihren Wein schütten.

Jerusalem ist eine Dualform. Auch Schamajim (hebr. Himmel) ist ein Dual. Es gibt also zwei Himmel: Einen für Israelkritiker und einen für Juden.

s-l-m heißt nicht primär „Friede“, sondern „ganz“. j-r oder ir heißt „Stadt“ und somit bedeutet auf hebräisch „Jerusalem“: Die Stadt gehört uns ganz!

Doch unabhängig dieser sprachlichen Spielerei, wissen Sie als seröser Wissenschaftler, dass Jerusalem seit David über die Jahrtausende zwar nicht durchgehend, jedoch nur die Hauptstadt der Juden gewesen ist. Nicht der Philister oder Palästinenser, nicht der Römer, nicht der Perser und nicht der Araber. Nur der Juden!

Israel ist nicht nur der Name eines jüdischen Staates, sondern auch der Name des Jüdischen Volkes: Die 12 Stämme Israel, unabhängig davon, ob es je nach Ausrottung 14 oder nur 3 Stämme sind. Selbst der Koran bestätigt, dass Jerusalems von Allah (Gott) den Juden gegeben worden ist. Seit ihrer Vertreibung aus ihrer Heimat Israel/Judäa oder wie man sie auch nennen will, tragen die Juden, das Volk Israel, Jerusalem als Hauptstadt in ihrem Herzen. Selbst die Nationalsozialisten haben dies berücksichtigt, als sie allen männlichen Juden den Zweitnamen „Israel“ aufgedrängt haben.

Schalom

Pax vobiscum

 

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Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.

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