»Johann Wolfgang Goethe – Landschaften«Klassik Stiftung Weimar zeigt das graphische Œuvre des Dichters in seinemlebens- und werkgeschichtlichen Kontext

Rund 150 Landschaftszeichnungen von Johann Wolfgang Goethe, darunter auch weitgehend unbekannte Blätter, präsentiert die Klassik Stiftung vom 28. August bis zum 25. Oktober 2009 im Goethe-Nationalmuseum. Die Austellung zeigt die Landschaftszeichnungen Goethes in seiner chronologischen Entwicklung und Entfaltung, ergänzt durch Werke der Künstler, die seine Arbeit begleitet haben, darunter Jakob Philipp Hackert, Angelika Kauffmann und Johann Heinrich Wilhelm Tischbein.
Die Graphischen Sammmlungen der Klassik Stiftung Weimar umfassen mit 2.000 von insgesamt 2.600 Blättern einen Großteil des zeichnerischen Œuvres Goethes. Aufgrund des prekären konservatorischen Zustands waren viele der Weimarer Zeichnungen lange nicht präsentier- und publizierbar. Eine großzügige Zuwendung des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien ermöglichte die restauratorische Bearbeitung des Gesamtbestandes. Angesichts der erstaunlichen Fülle an überlieferten Zeichnungen Goethes fällt auf, dass bisher immer dieselben Zeichnungen des Dichters gezeigt und reproduziert wurden. Die Weimarer Ausstellung lenkt daher den Blick auch auf weniger bekanntes Material und lässt den Betrachter neue Schätze entdecken.
Erste Unterrichtsstunden erhielt Goethe bereits im Frankfurter Elternhaus bei dem Zeichenmeister Johann Michael Eben. Über den Vater Johann Caspar Goethe, der zeitgenössische Gemälde sammelte, lernte der Sohn bedeutende regionale Künstler kennen. Während seines Jurastudiums in Leipzig beeinflusste ihn der dortige Akademiedirektor Adam Friedrich Oeser, bei dem sich Goethe weiterbildete und u.a. die Technik der Radierung erlernte. 1775 zog Goethe nach Weimar, wo er sich intensiv für die neugegründete »freye Zeichenschule« engagierte. Leiter der Schule war der ebenfalls aus Frankfurt am Main stammende Künstler Georg Melchior Kraus, der dem Dichter ein zuverlässiger Freund bei zeichnerischen Übungen war. Mit seiner ersten Italienreise ab 1786 begann Goethes wichtigste Phase seiner Entwicklung als Zeichner. Generell galt das Studium in Italien zu dieser Zeit als Voraussetzung für eine erstklassige
künstlerische Ausbildung. Nun konnte Goethe nach gültiger akademischer Lehrmeinung eine wichtige Schwelle hin zur Meisterschaft überschreiten. Obwohl er keine Akademie besuchte, verfolgte Goethe mit Energie und Begeisterung seine zeichnerischen Ambitionen und nahm Unterricht bei Künstlern wie Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, Angelika Kauffmann, Friedrich Bury, Christoph Heinrich Kniep, Christian Georg Schütz, Albert Christoph Dies und Jakob Philipp Hackert. Insbesondere die Begegnung mit Hackert war sowohl in menschlicher als auch in künstlerischer Hinsicht von großer Bedeutung. In Hackerts ausgewogener, in der großen Bildtradition eines Claude Lorrain wurzelnden Landschaftskunst erkannte der Dichter das souveräne, unaufgeregte Vorbild für die Gegenwart. Neben Fragen der Architekturzeichnung und der Perspektivdarstellung beschäftigte sich Goethe vor allem mit dem »Zeichnen nach der Natur«. Hierzu zählen auch meteorologische Studien und seine Wolkendarstellungen. Nach eigenen Bekundungen gab Goethe nach der Rückkehr aus Italien die Hoffnung auf, ein versierter bildender Künstler zu werden. Trotz dieser Erkenntnis setzte er seine zeichnerische Tätigkeit bis an seine Lebensende kontinuierlich fort.
Als erstes Ergebnis der Restaurierung zeigte die Klassik Stiftung Weimar in Kooperation mit dem Museo Thyssen-Bornemisza im Circulo de Bellas Artes in Madrid bereits 2008 die Ausstellung »Johann Wolfgang von Goethe – paisajes«. Die öffentliche Resonanz der mit 75 Blättern deutlich kleineren Ausstellung, die unter der Schirmherrschaft des spanischen Königs und des deutschen Bundespräsidenten stand, war überaus beeindruckend und zeigt das besondere Interesse am graphischen Werk Goethes.
Die Weimarer Ausstellung wird von einem reich bebilderten Katalog begleitet, der von dem Leiter der Graphischen Sammlungen, Hermann Mildenberger, und dem ehemaligen Direktor der Museen der Klassik Stiftung Weimar, Ernst-Gerhard Güse, parallel im Insel Verlag erscheint. Essays von Javier Arnaldo, Werner Hofmann, Petra Maisak, Margarete Oppel und anderen vertiefen den Eindruck, den Goethes Landschaften noch heute hinterlassen.

Ausstellungsdaten
Johann Wolfgang Goethe – Landschaften
28. August bis 25. Oktober 2009
Vernissage: Donnerstag, 27. August | 17 Uhr
Goethe-Nationalmuseum
Frauenplan 1 | 99423 Weimar
Aug-Sept: Di-Fr 9-18 Uhr, Sa 9-19 Uhr, So 9-18 Uhr
Okt: Di-So 9-18 Uhr
Eintritt: Erw. 3 € /erm. 2,50 €/Schüler 1 €
Kombiticket für Ausstellung und Goethes Wohnhaus: Erw. 8,50 € / erm. 6,50 € / Schüler 2 €
Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren haben freien Eintritt
Öffentliche Führungen: jeden Dienstag, 16 Uhr, im Eintritt inbegriffen
Katalogdaten
Johann Wolfgang Goethe – Landschaftszeichnungen
Herausgegeben von Ernst-Gerhard Güse und Hermann Mildenberger
Gebunden, 239 Seiten
ISBN: 978-3-458-17390-8
Insel Verlag, 239 S., € 68
Erschienen: August 2009

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