Judenhass versteckt sich leicht hinter der Sorge um Muslime

Siebenarmiger Kerzenleuchter, Foto: Stefan Groß

Die (anfänglich) ausgeprägte Willkommenskultur der Deutschen und Österreicher gegenüber flüchtenden Muslimen hat mit dem schlecht bis falsch verarbeiteten Holocaust zu tun. Sobald die Juden Israels beweisen, dass sie sich selber vor schlimmen und übermächtigen Feinden verteidigen können, öffnet der Israel bezogene Antisemitismus sein fauliges Maul. Juden haben sich nicht erfolgreich zu verteidigen, sondern erfolgreich zu leiden! Es soll auch Juden in und außerhalb Israels geben, die dieser Leitlinie folgen. Man nennt sie „jüdische Selbsthasser“, die von nicht-jüdischen Antisemiten begierig aufgenommen werden. Es ist jedoch kein Selbsthass. Es ist die Trauer um den Verlust der Unschuld: Wer ermordet wird, ist unschuldig. Wer tötet, um am Leben zu bleiben, ist schuldig. Der selbsthassende Jude will nicht überleben, sondern unschuldig sterben. Er ist somit kein Selbsthasser, sondern verrückt und ein Realitätsverweigerer. 2.000 Jahre Verfolgung gehen nicht spurlos vorbei.

Der vulgäre nicht-jüdische, deutsche Antisemitismus ist nicht mit dem 3. Reich untergegangen. Der Judenhass giert auf eine günstige Gelegenheit, sich wieder aufzurappeln und die Deutungshoheit zu übernehmen. Die Gelegenheit ist mit den Kriegen in Syrien und dem Irak gekommen. Den Antisemiten ist es gleichgültig, wie viele semitische Araber durch den IS umkommen, der zu einem guten Teil aus konvertierten europäischen Christen besteht. Die deutschen Antisemiten freuen sich, dass nun Muslime das ehemalige Hitlerreich überschwemmen und ihren genuinen und sauberen Judenhass mitbringen, der die Mär vom judenfeindlichen Nationalsozialismus endgültig widerlegen soll und wird.

https://www.fischundfleisch.com/hagerhard/es-fing-nicht-mit-gaskammern-an-42622

„Es fing nicht mit Gaskammern an!“ schreibt der Kryptoantisemit. Damit will er ausdrücken, dass die muslimischen Flüchtenden, wenn die Rechten das Sagen haben werden, in der Gaskammer enden werden. Da wir und er wissen, dass dies niemals geschehen wird, geht es dem Kryptoantisemiten nicht um die Realität der Flüchtenden, sondern um die Banalität der vergasten Juden. Seht, das, was den Juden angetan worden ist, ist nicht außergewöhnlich! Die Flüchtenden könnten ein ähnliches Schicksal erleben. Dabei hofft der Kryptoantisemit, dass zumindest ein Flüchtender muslimischen Glaubens im ehemaligen Hitlerreich vergast wird. Dass Polen keine Flüchtenden muslimischer Konfession aufnehmen will, sieht der Kryptoantisemit als Verrat am Antisemitismus an. Sind doch die meisten deutschen Vernichtungslager in Polen aufgebaut worden.

Warum lässt FuF (fischundfleisch.com) einen solchen Hetzartikel zu und zeichnet ihn sogar hervorragend aus? Hängt das mit der neuen Leitlinie zusammen, Hassartikel nur gegen Juden zuzulassen, oder mit Werbung Blutgeld zu verdienen?

 

Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.

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