Karlsruhe und das PID-Verbot

Der Karlsruher Bundesparteitag der CDU ist Grund zur Dankbarkeit und Sorge gleichermaßen. Die Parteivorsitzende hat mit einer überraschenden und bemerkenswerten Rede gezeigt, wie aufmerksam sie bei den Regionalkonferenzen zugehört und dass sie inzwischen kritische Stimmen, die sich um die Substanz unserer Partei sorgen, ernster nimmt. Viele in der Partei haben verstanden, dass die Debatte um den Kurs der Union eine existentielle Zukunftsfrage auch für die Mandatsträger geworden ist. Die Rückbesinnung auf das von Angela Merkel jetzt erstaunlich ausdrücklich betonte christliche Menschenbild mit allen Konsequenzen ist ein notwendiger wichtiger Schritt zur Wiedererlangung der Glaubwürdigkeit einer Partei, für die es keinen Ersatz gibt und die einen besonderen Auftrag zu erfüllen hat.
Zu begrüßen ist sicher, dass sich der Parteitag nach einer insgesamt sehr niveauvollen für ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) ausgesprochen hat. Die dafür gefundene knappe Mehrheit ist allerdings höchst besorgniserregend. Wichtige Vertreter der CDU-Spitze scheinen in grundsätzlichen Fragen christlicher Verantwortung wenig orientierungssicher zu sein. Es bleibt erschreckend, wie rasch sie die Beschlüsse aus dem vor nur drei Jahren beschlossenen Grundsatzprogramm der Partei zur Makulatur machen und das damals beschlossene Verbot der PID wieder in Frage stellen. Hier grassiert offenbar ein relativistisches, schnelles Verfallsdatum für Grundsätze und Überzeugungen innerhalb der Union.
Die hauchdünne Mehrheit schon allein in der CDU für ein Verbot der PID und damit für ein Verbot der Selektion menschlichen Lebens lässt Schlimmes befürchten, wenn es im Bundestag zur Entscheidung kommen wird. Mit einem überzeugenderen Votum hätte die Union einen gewichtigen Dienst für das Lebensrecht und die Unantastbarkeit der von Anfang bis Ende gegebenen Menschenwürde leisten können. Diese Chance wurde leider vertan.
Nun bleibt zu hoffen, dass das Lebensrecht nicht irgendwann zur völligen Makulatur wird – in einer C-Partei, in die Halbwertzeiten für Grundsätze offensichtlich sehr gering geworden sind.

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Über Martin Lohmann 44 Artikel
Martin Lohmann studierte Geschichte, Katholische Theologie, Philosophie und Erziehungswissenschaften in Bonn. Er war Redakteur der Wochenzeitung "Rheinischer Merkur", Ressortleiter "Christ und Welt", stellv. Chefredakteur des "Rheinischen Merkur", Chefredakteur der Rhein-Zeitung, Moderator der TV-Sendung "Münchner Runde" und war u.a. Chefredakteur des Fernsehsenders K-TV. Er ist Autor zahlreicher Bücher zur Gesellschaftspolitik, Familienpolitik sowie Kirche und Ethik. Martin Lohmann ist Mitglied des Neuen Schülerkreises Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. und Geschäftsführer der Akademie für das Leben gUG Bonn (www.akademiefuerdasleben.de)

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