Kathrin Kunkel-Razum und andere Warum es nicht egal ist, wie wir schreiben – Ist Rechtschreibung einfach kein „Partythema“?

Zeitungskiosk, Foto: Stefan Groß

„Rechtschreibung ist Zivilisation. Ohne Rechtschreibung keine Zivilisation, keine Zivilisiertheit, keine Literatur, keine Sprache, nichts, außer Radebrechen und sich irgendwelche Schlagworte um die Ohren hauen.“ So äußerst sich bereits am Beginn dieser „Viererdiskussion“ der Theater- und Filmschauspieler Burghart Klaußner, vielleicht ein bisschen pathetisch, warum es eben nicht egal ist, wie wir schreiben bzw. dass wir alle gut daran tun, uns an die geltenden Rechtschreibregeln zu halten.

Dr. Kathrin Kunkel-Razum, die Leiterin der Dudenredaktion, hatte im Oktober 2017 zu einer Podiumsdiskussion ihres Verlages eingeladen. Neben eben jenem Burghart Klaußner diskutierten noch Ulrike Holzwarth-Raether (Grundschullehrerin, Hochschulplanerin und Schulentwicklerin) und Prof. Dr. Peter Gallmann (Inhaber des Lehrstuhls für Deutsche Sprache der Gegenwart in Jena und Mitglied des Rates für deutsche Rechtschreibung) über das durchaus brisante Thema einer korrekten Rechtschreibung. Das vorliegende schmale Büchlein gibt den damaligen Gedankenaustausch in gedruckter Form wieder. Und nicht nur das. Denn diese 65 Seiten können wirklich jedem ans Herz gelegt werden, dem eine korrekte Schreibweise und auch Sprache nicht egal sind. Sie vermitteln einen zum Nachdenken anregenden Diskurs, der keineswegs den Eindruck von Oberlehrerhaftigkeit innehat, sondern der Impulse setzen könnte.

Die vier Diskutanten reihen sich nicht in das allgemeine Lamentieren ein, „junge Leute könnten nicht mehr rechtschreiben, sie würden die Regeln nicht beherrschen und es würde sie eigentlich auch nicht interessieren.“ So wird zum Beispiel die instruktive These aufgestellt, dass vielleicht das immer breitere Spektrum an geforderten Fähigkeiten im Deutschunterricht eine Ursache seine könnte. Aber auch nicht motivierte Lehrer oder aber der Ansatz in der Grundschule, die Kinder erst mal schreiben zu lassen, ohne sie zu korrigieren, werden angesprochen.

Äußerst aufschlussreich und diskussionswürdig scheint gleichfalls die aufgeworfene Feststellung von Burghart Klaußner zu sein, der anmerkt, dass der Inhalt eines Textes mit Rechtschreibfehlern, auch wenn es nur ein ganz kleiner Fehler ist, geschwächt wird, weil die lesende Person dadurch abgelenkt wird. „Letztendlich geht es darum, dass gute Form es erleichtert, auch den Inhalt als guten Inhalt wahrzunehmen.“, stimmt Prof. Gallmann zu.

Unter dem Strich sind sich alle vier Diskutanten einig, dass dem Thema „Rechtschreibung“ auch öffentlich wieder ein größeres Gewicht eingeräumt und in den Schulen selbst eine mögliche Kehrtwende zu einem stärkeren „Rechtschreib-Engagement“ herbeigeführt werden sollte. Auf jeden Fall darf die Aussagen von Ulrike Holzwarth-Raether als durchaus treffendes Fazit dieses kleinen, aber durchaus empfehlenswerten Kompendiums stehen: „Die Wörter verlangen von uns den Respekt, dass wir sie richtig schreiben.“

 

Kathrin Kunkel-Razum und andere

Warum es nicht egal ist, wie wir schreiben

Dudenverlag, Berlin (1. Februar 2018)
64 Seiten,
ISBN-10: 3411742968
ISBN-13: 978-3411742967

Preis: 8,00 EURO

Über Heike Geilen 597 Artikel
Heike Geilen, geboren 1963, studierte Bauingenieurswesen an der Technischen Universität Cottbus. Sie arbeitet als freie Autorin und Rezensentin für verschiedene Literaturportale. Von ihr ist eine Vielzahl von Rezensionen zu unterschiedlichsten Themen im Internet zu finden.