Klassik Stiftung Weimar präsentiert Mendelssohn Bartholdy-Autograph der Fantasie über das irische Lied »The Last Rose of Summer«

Anlässlich der achten Poetischen Liedertage MelosLogos präsentiert die Klassik Stiftung Weimar das 2007 im Goethe- und Schiller-Archiv entdeckte Autograph der Fantasie über das irische Lied »The Last Rose of Summer« von Felix Mendelssohn Bartholdy. Evelyn Liepsch, Musikwissenschaftlerin im Goethe- und Schiller-Archiv, stellt die Handschrift vor, und Liese Klahn- Albrecht, künstlerische Leiterin von MelosLogos, spielt Auszüge aus dem Stück auf einem zeitgenössischen Hammerflügel.
Über Anlass und Entstehung der Klavierfantasie E-Dur op. 15 ist wenig bekannt. Vermutlich komponierte Mendelssohn sie im zeitlichen Umkreis seiner ersten Englandreise, die er im Jahr 1829 unternahm. Ende Juli war er gemeinsam mit Carl Klingemann von London nach Schottland und auf die Hebriden gereist. In zwei großen symphonischen Werken sollten sich seine überwältigenden Eindrücke niederschlagen.
Der Klavierkomposition liegt das Lied »Tis the last rose of summer« nach dem Gedicht des irischen Dichters und Balladensänger Thomas Moore (1779–1852) zugrunde, das Moore im Jahr 1813 im fünften Band seiner berühmten zehnbändigen Ausgabe der »Irish Melodies« veröffentlicht hatte. Die Melodie zu seinem Text fand er in der »Collection of Old-Established Irish Slow and Quick Tunes«, die 1806 von Smollett Holden in Dublin herausgegeben worden war. Mendelssohn wird das Volkslied »The Last Rose« auf seiner Reise sicher mehrfach gehört haben.
Das einzige bisher aufgefundene Autograph hat sich unter dem Titel »Fantasia« in einem handschriftlichen Notenbuch in der Musikaliensammlung der Familie Goethe erhalten. Dieses stammt aus dem persönlichen Besitz Ulrike von Pogwischs (1798–1875), der Schwester von Goethes Schwiegertochter Ottilie, die viele Jahre zum musikbegeisterten Familienkreis im Weimarer Haus am Frauenplan gehörte. Dort war »Fräulein Ulrike« im November 1821 dem jungen Felix Mendelssohn Bartholdy zum ersten Mal begegnet.
Die in Leder gebundene Handschrift umfasst 63 Blatt verschiedener Kompositionen. Mendelssohns Autograph und einige Abschriften britischer Kompositionen von unbekannter Hand sind nachträglich eingefügt worden.
Die insgesamt neun Blatt unterschiedlichen Formats wurden dem Buchblock im Falz vorgeklebt, das überformatige Doppelblatt mit der Niederschrift Mendelssohns entsprechend eingefaltet.
Die komplette Komposition wurde von Mendelssohn nicht in einem Zug notiert. Offenbar musste er die Arbeit auf der vierten Manuskriptseite, vor Beginn des »Andante espressivo«, unterbrechen. Die »Fortsetzung« datiert er »Weimar [?] Mai 30«. Es ist somit anzunehmen, dass er den ersten, undatierten Teil der Niederschrift schon bald nach seiner Ankunft im Goethehaus angefertigt hat. Ein direkter Bezug ist in einem Stammbuch Ulrike von Pogwischs belegt (GSA 40/N 39). Der Komponist zitiert in einem Eintrag die ersten Takte des »Andante espressivo«-Teils. Damit möchte er sich der »freundlichen Erinnerung« Ulrikes vergewissern.
Im Herbst 2007 hat der Leipziger Musikwissenschaftler Ralf Wehner Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig / Ausgabe der Werke Felix Mendelssohn Bartholdys die Weimarer Handschrift bei seinen Recherchen im Goethe- und Schiller-Archiv entdeckt und identifiziert. Ein Jahr darauf wurde sie mit Unterstützung der Freundesgesellschaft des Goethe- und Schiller-Archivs restauriert.

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