Kritisches zum Friedens-Nobelpreis 2009

Sehr geehrte Damen und Herren Mitglieder des Deutschen Bundestages,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Freundinnen und Freunde,


der mir sehr liebe Herr Professor Massarat hat m. E. Unrecht, wenn er von uns verlangt, wir müssten Obamas Friedensnobelpreis und ihn selbstunterstützen, weil es sonst noch schlimmer käme.
Er behauptet, Obama habe gegen eine Allianz der üblichen Bösewichte (mein Ausdruck – CRH) die Präsidentenwahl gewonnen. Falsch, Obama ist der Kandidat dieser Clique.
NIEMAND kann in den USA gegen die Oligarchie regieren – und auch nicht Präsidentschaftskandidat werden. Forschen Sie einmal nach, wer Obama ein ganzes Jahr Auszeit finanziert hat, um ihm zu ermöglichen, sein PR-Buch „Dreams from my father“ zu schreiben.
So viel zur angeblichen Establishment-Ferne von Obama.
Als Mensch in der Politik beobachte ich gern sog. „kritische Felder“, auf denenPolitiker sich entlarven. Für Obama will ich zwei Dinge erwähnen:
1. Nahost: Gestern hat der vor Jahren im Irland-Konflikt hoch erfolgreiche US-Sonderbeauftragte für Nahost, Senator George Mitchell, das Einigungspapier der Hamas für die Abbas-geführte Fatah abgelehnt.Offizielle Begründung: Es widerspricht den US-Plänen für die Region.
Oh – ja?Es ist wirklich schlimm, dass sich nicht alle Völker einfach beugen wollen, wenn die USA sich herabgelassen haben, ihnen freundlich den selbstverständlich besten denkbaren Weg zu weisen, Kairo-Rede hin oder her. A propos Kairo: Über die Unverschämtheit Obamas, zu sagen, die ANDEREN Völker sollten Ihre Faust öffnen, dann würden die USA ihnen die Hand reichen, hatte ich ausführlich geschrieben: Als ob es sich nicht umgekehrt verhielte, die USA müssen ihre nächtlichen Geheimkommandos, CIA-Unterwanderung, zigtausendeTruppen weltweit zurückziehen, DANNgeht's vorwärts mit dem Frieden. Über Kairo haben v. a.hiesige Medien froh berichtet, bei den Muslimen war das Echo stark unterschiedlich, um es neutral auszudrücken. KEINE Umfrage hat belegt, dass die Rede irgendwen in der islamischen Welt zum Umdenken über die USA bewegt habe. Die Masse hat freundlich zugehört – und wartet bis heute auf die Taten.
2. Pakistan: Hier hatte Obama die einmalige Chance, die sagenhafte „Tiefen-Unterwanderung“ mit Truppen- und Bombeneinsatz durch die USA zumindest einmal anzuhalten. Nichts davon, es wird immer schlimmer: Die USA wollen ihre Botschaft, schon jetzt eine Kleinstadt in Islamabad, VERDOPPELN, natürlich wehren sich die Pakistani. Das US-Konsulat in Peschawar, dem zuliebe ein ganzes Stadtviertel dort lahm gelegt wurde, will jetzt in das (ausgebombte) beste, größte und schönste Anwesen der Stadt („Pearl Continental Hotel“) einziehen (habe manchmal darin gewohnt, super swimming pool) -obwohl dort kein einziges Visum erhältlich ist (eine Tatsache – UND ein Euphemismus für: CIA-Zentrale). Pakistan fasst sich an den Kopf…
Zum ersten Mal in der Geschichte Pakistans überlegt die Regierung , ob sie ein US$ 1,5 Milliarden-Hilfsprogramm der USA ABLEHNT, obwohl sie restlos pleite ist!Undobwohl Präsident Asif Ali Zardari eine korrupte Marionette der USA ist. – so schlimm steht es dort bereits! Hintergrund: Nur noch zwei Prozent der Bevölkerung Pakistans stehen hinter den USA, sagen glaubwürdige Umfragen, das entsprichtdem Wahlergebnis der Frankisten in Spanien nach der Befreiung des Landes von faschistischer Unterdrückung.
Wenn wir dann in unserer Wirtschaftskrise verdämmern und die Nato mit nachpfeifenden Kugeln überall 'rausfliegt, wird Pakistan zunächst als „Staatswrack“ vollends in Chinas Arme sinken. Bravo.
Auch ein „Nobelpreis auf Kredit“ ist abzulehnen: Die Welt ist voller wertvoller, wenig bekannter Friedensfreunde, da müssen wir nicht einen weltweit bekannten Mord- und Unterdrückungskomplizen (sorry, that's a legalfact) als Preisträger akzeptieren.

Finanzen

Über Hörstel Christoph R. 9 Artikel
Christoph R. Hörstel, geboren 1956, war nach Wehrdienst und Studium ab 1985 Sonderkorrespondent der ARD, Nachrichtenmoderator und leitender Redakteur; 2001 Gründung der Regierungs- und Unternehmensberatung Hörstel Networks. Er verfügt über 23 Jahre Erfahrung aus erster Hand in Afghanistan, Pakistan, Kaschmir, Iran und Irak. Publizistische Tätigkeit und Lehrauftrag als Experte für Islamische Bewegung und Terror.

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