Leserbrief zu Bettina Röhl: Armut und Kapitalismus – Der bedeutendstedeutsche Kommunist heißt Aldi

Der Artikel von Bettina Röhl „Armut und Kapitalismus, Der bedeutendste deutsche Kommunist heißt Aldi“ trifft den Nagel auf den Kopf. Wir leiden nicht nur unter einer Finanzkrise, die Geld, dem keine realen wirtschaftlichen Werte zugrunde lag, aufgebläht und verzockt hat, sondern auch in Deutschland unter einem Bewusstsein, dass für jeden ausreichend gesorgt wird. Mit einer Verrechtlichung des gesamten Lebens, insbesondere der Arbeitswelt bis hin zu fein zisilierten Tarifverträgen, die Leistung mit Tätigkeitsmerkmalen umschreiben, die wiederum den Lohn bestimmen, haben wir die Eigeninitiative ausgetrieben, aber die Überzeugung geweckt, dass solche Arbeit ihr Geld wert ist und mit jährlichen Lohnerhöhungen versorgt werden muss. Da dieses nicht mehr zu erwirtschaften war, wurden nach jeder Lohnrunde Menschen entlassen, damit die andern in den Genuss höherer Löhne kommen, wobei sie nicht merken wollten, dass sie mit ständig steigenden Abgaben, die diese Erhöhungen wieder aufgefressen haben, die Soziallasten wie Arbeitslosengeld, Hartz IV, Sozialhilfe für die freigesetzten Kollegen und Kolleginnen bezahlen müssen. So werden jetzt die für einen „Hungerlohn“ arbeitenden Leiharbeiter – allein bei VW 16 000 – als erste entlassen, damit die Stammbelegschaft weiterhin die stolzen Löhne der Haustarifverträge bei unterdurchschnittlicher wöchentlicher Arbeitszeit behalten darf. Vorher haben sie Schulter an Schulter mit dem Leiharbeiterkollegen gearbeitet und sich nicht geschämt, dass dieser mit seiner weitaus geringerer Entlohnung half, den stolzen Tariflohn zu erwirtschaften. Sein schlechtes Gewissen beruhigt man mit dem Ruf nach einem Mindestlohn, den wiederum andere erwirtschaften sollen. Ganz zu schweigen von den in Billiglohnländern ausgelagerten Produktionsstätten, die neben der Ausnutzung der Ressourcen in den Entwicklungsländern dafür sorgten, dass das schließlich in Deutschland zusammengebaute Produkt preislich noch auf dem Markt unterzubringen war. Oder die importierten Arbeitssklaven beispielsweise im Pflegebereich, der Gastronomie (Tellerwäscher, Stubenmädchen, Putzkolonnen etc.), in der Baubranche, die mit ihrer „angepassten“ Entlohnung, zuweilen auch Schwarzarbeit das Niveau der Deutschen stützten. Gleichzeitig werden diejenigen, die sich unternehmerisch betätigen, misstrauisch beäugt, ob sie nicht noch stärker steuerlich belastet werden können, weil sie ohnehin zuviel verdienen. Diese lässt man im Hamsterrad laufen, vor allem diejenigen, die standortgebunden sind und nicht steuerlich ins Ausland fliehen können. Jetzt ächzt der Mittelstand unter dieser Aussaugung und droht in die Knie zu gehen. Die Mehrheit will nicht wahrhaben, dass wir jetzt auf die wahren wirtschaftlichen Werte abschmelzen. Die Politiker, die aus demselben Holz geschnitzt sind und Angst haben, dass die Scheinwelt zusammenbricht, halten mit Milliardensummen, die wiederum künstlich geschaffen werden, marode Banken und Betrieb aufrecht, obwohl eine geordnete Insolvenz letztlich billiger käme, die wirklich vorhandene Arbeit umverteilt und einen neuen Markt schafft. Da aber den betroffenen Menschen keine Veränderung mehr zugemutet werden darf, wird gekleistert und gekleckert, bis der Staatsbankrott zwangsläufig für eine neue Ordnung sorgen wird.

Finanzen

Über Zachmann Ewald 8 Artikel
Ewald Zachmann ist Rechtsanwalt undMitglied der Freien Wähler Olching. Seit über 30 Jahren arbeitet er als Kreis- und Gemeinderat. 12 Jahre ist er erster Bürgermeister von Olching gewesen und fungierte 12 Jahre als stellvertretender Landrat des Landkreises Fürstenfeldbruck.

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