Spielräume für Richard Wagner- die Oper Leipzig hat im Jubiläumsjahr beinahe alle Werke Wagners im Programm

Mit Wagners Erstling „Die Feen“ in der Inszenierung von Barbe & Doucet am 16. Februar holte das Theater in der Geburtsstadt des werdenden Musikgenies die Aufführung nach, die es dem 20-jährigen einst verwehrt hatte. Im Zuge der Kooperation mit Bayreuth (BF Medien) geht dieses romantische Frühwerk mit dem Gewandhausorchester unter Ulf Schirmer am 9. Juli konzertant in die Oberfrankenhalle. Im Gegenzug schicken die Bayreuther „Das Liebesverbot“, Wagners zweite Oper, am 29. September nach Leipzig, wo vorher schon, an verschiedenen Orten, Chor, Orchester und Ensemblemitglieder für diese Produktion proben.
Das selten gespielte Frühwerk bis zum „Rienzi“, der zwar für Bayreuth neu inszeniert wird, aber ebenfalls Leipziger Beiträge und Proben einschließt, ist ein Gemeinschaftsprojekt beider Wagner-Städte.
Und endlich bekommt Leipzig nach 40 Jahren auch wieder einen neuen szenischen Ring, der bis 2014 als Zyklus aufgeführt werden kann. Das „Rheingold“ in der Regie von Rosamund Gilmore eröffnete das Mammutprogramm der Richard-Wagner-Festtage in der Oper Leipzig, das von den „Feen“ bis zum „Parsifal“ 10500 Besucher anlockte. In den fast ausverkauften Vorstellungen vom 18. bis zum 26. Mai fehlten nur der „Tannhäuser“ und der „Lohengrin“, die Tristan- Musik und mehr erklang im Ballett „Ein Liebestraum“ von Mario und Silvana Schröder.
Die Wagner-Welle wogt zum 200. Geburtstag mächtig in der Geburtsstadt und verzaubert mit ihren Klängen auch den Tanz! Der Chefchoreograf des Leipziger Balletts und die Ballettdirektorin des Thüringer Staatsballetts nahmen autobiografische Episoden aus Richard Wagners und Gustav Mahlers Biografien zum Ausgangspunkt für eine Recherche, wie träumerische, unerfüllte Liebe zu Kunst wird. Das Vorspiel zu „Tristan und Isolde“ und Isoldes „Liebestod“ zeigen in kraftvollen Bildern wie Wagner die unglückliche Liebe zu Mathilde Wesendonck verarbeitet hatte. Die grenzüberschreitende Liebe zwischen Tristan und Isolde in Wagners Schlüsselwerk mit grenzüberschreitender Musik und dem „Sehnen hin zur heil`gen Nacht“ wird jetzt auf der Bühne durch die faszinierenden Choreografie in der Licht-Regie von Michael Röger erfahrbar. Die verschiedenen Diskurse und Erscheinungsformen der Liebe sind an diesem dreiteiligen Ballettabend der Oper Leipzig auch in den getanzten und gesungenen Wesendonck-Liedern, den „Liedern eines fahrenden Gesellen“ von Gustav Mahler und im Ballett nach dem zeitgenössischen Werk „Courante Nr.2 für Orchester“ von Magnus Lindberg. in große Ballettkunst übersetzt.
Mit dem „Rienzi“ griff die Oper Leipzig auf eine Produktion von 2007 zurück, die seinerzeit nicht ohne Medienkritik aufgenommen wurde. Das ursprünglich sechsstündige, 1842 in Dresden mit großem Erfolg uraufgeführte Werk ging als erste große Oper und Revolutionsdrama in die Geschichte des Wagnerschen Gesamtwerkes ein. Die Pariser Oper mit all ihrer szenischen und musikalischen Pracht wollte der nach Erfolg strebende und bis dahin enttäuschte Wagner mit „rückhaltsloser Verschwendung“ überbieten . Der Franzose Nicolas Joel , später Operndirektor in Paris, setzte in seiner Inszenierung von 2007 dagegen auf Reduktion, auch was die Dauer betraf. Beim Publikum damals schon beliebt, verfehlt dieser „Rienzi“ gerade heute nicht seine Wirkung, weil die Inszenierung ohne die Ambitionen gegenwärtigen Regietheaters auskommt.. Das Rom des „Letzten der Tribunen“ kommt mit Symbolen aus, aber der Untergang wird auf der Riesenbühne opulent mit Feuer und Licht in Szene gesetzt. Stefan Vinke, jetzt nur noch als Gast in Leipzig, singt die Titelpartie und seine Paraderolle. Der Wagnertenor hat die ideale Stimme für ideale Helden: metallisch, voluminös, höhensicher. Auch die Rollen der Irene ( Marika Schönberg) und des Adriano ( in der Hosenrolle: Chariklia Mavropoulou) sind stark besetzt. Der allgegenwärtige Chor ist großartig, und das Gewandhaus -Orchester huldigt in höchster klanglicher Qualität diesem aufstrebenden Wagner, der vor allem in der Harmonik und Vielfalt der Klangfarben über seine Vorbilder hinaus auf die späteren Musikdramen verweist.

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Über Sylvia Hüggelmeier 33 Artikel
Sylvia Hüggelmeier studierte Kunstgeschichte, Germanistik, Publizistik und Pädagogik an den Universitäten Münster/Westfalen und München. Seit 1988 schreibt sie als Freie Journalistin für verschiedene Zeitungen.

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