Verlierer und Sieger

Der Kampf um Gaza ist vorerst beendet. Bald werden erneut Raketen vom Gazastreifen aus zivile Opfer in Israel fordern. Die Zeit bis dahin nennen Juden „Friede“, Araber „Kriegsvorbereitung“. Wer hat diesen Krieg gewonnen, wer hat ihn verloren?
Es gibt nur einen Sieger: Hamas! Die terroristischen Widerstandskämpfer haben einige Kämpfer verloren, die leicht ersetzt werden. Ihre Waffen sind zerstört, ihre Gebäude liegen in Schutt und Asche. Ihr Ansehen ist nicht nur in Gaza und in der Westbank gestiegen, sondern weltweit! Sie haben dem israelischen Militär getrotzt, welches nicht wagte, im Hamas-Land einzumarschieren.
Das ist keine orientalische Propaganda, sondern auf abendländische Logik basierende Realität.
Alle anderen Akteure haben den Krieg verloren.
Die Gaza-Araber haben verloren. Ihre Unterdrückung durch die Hamas erhält höhere Weihen. Weglaufen können sie nicht. Ägypter verwehren ihnen die Einreise. Nach Israel dürfen sie nur, wenn sie krank sind und nach erfolgreicher oder erfolgloser Behandlung zu ihrem Streifen zurückkehren. Europa ist froh, sie nicht aufnehmen zu können. Selbst in Neukölln sind sie verhasst.
Israel hat verloren, weil bald Tod und Verwüstung bringende Raketen die Menschen dort fühlen lassen, dass sie auf sich alleine gestellt sind. Weder Politik, noch Armee werden ihren Schlaf garantieren. Ihr Martyrium begann, als sich die israelische Armee vor Jahren aus dem Gazastreifen zurückzog. Israelische Pazifisten aus Tel-Aviv, darunter Uri Avnery, erklärten ihnen damals, dass der militärische Abzug den Bewohnern des Südens Friede und Wohlstand bringen würde. Einige werden ihre Wohnungen verlassen und nach Norden ziehen, wie einst die bis heute entwurzelten Siedler aus dem Gazastreifen.
Die israelische Regierung hat verloren. Obwohl jeder schlecht bezahlte Experte in israelischen und ausländischen Zeitungen verkündete, dass Bibi Netanyahu den Krieg begonnen hat, um die Wahlen zu gewinnen. Möglich, dass er Recht und Bibi schlechte Berater hatten. Wozu die nationalen Kräfte wählen? Die ehemaligen Sozialisten sind zuverlässiger!
Ägypten hat verloren, denn nun ist ihr friedensstiftender klerikal-faschistischer Präsident von der ganzen zivilisierten und unzivilisierten Welt heilig gesprochen worden. Er kann schalten und walten wie er will, und wird sein Volk in die Sklaverei führen. Die einzige verbliebene Macht neben den gemäßigten und radikalen Islamisten in Ägypten ist das Militär, welches sich noch nie um die Nöte des Volkes gekümmert hat.
Die Ägyptischen Islamisten haben verloren. Sie werden zerrieben werden zwischen ihrer dekadenten Ideologie und den US-Amerikanischen Geldern. Sie werden fett werden, während das Volk hungert, doch Hungernde lesen keinen Koran. Das Volk, welches Mubarak vertreiben hat, wird sich Mubarak zurückwünschen. Das Volk wird sich seinen Wunsch erfüllen.
Syrien hat verloren. Gaza hat Syrien die Show gestohlen. Jeder tote Palästinenser bedeutet zehn tote Syrer, die der Weltöffentlichkeit entgehen. Jede Woche Krieg in Gaza bedeutet mehrere Monate länger Krieg in Syrien. Die syrische Regierung hat nur deshalb nicht verloren, weil es sie nicht gibt.
Die Westbank-Palästinenser und ihre PLO-Regierung haben verloren. Sie haben feige und teilnahmslos dem heroischen Widerstand in Gaza zugeschaut.
Die palästinensisch Mehrheitsbevölkerung Jordaniens hat verloren. Sie haben schweigend weggeschaut. Sie werden sich mit dem Tod ihres verhassten Königs rächen.
Iran hat verloren. Keine einzige Rakete der verbündeten schiitischen Hizbollah ist auf den Norden des verhassten zionistischen Feindes abgefeuert worden. Niemand im Süden Libanons wird verstehen, warum er sich von den vom Iran gesponserten Terroristen unterdrücken lassen soll.
Die größten Verlierer sind die USA. Sie haben im gesamten Nahen Osten alle Freunde und Verbündete verloren. Und somit gibt es doch weitere Sieger: Russland, China und Indien.

Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.

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