Von der liebenswerten Wissenschaft der Pflanzen

Naturerlebnis und Lebenslust: der Schlosspark Dennenlohe

Wenn die Besucher durch die Drehtür in den Park gelangen, verfangen sie sich erst einmal in Labyrinthen aus Buchsbäumen. Wer den Weg herausfindet, kann sich anschließend im gemütlich eingerichteten Café der Orangerie stärken. Anschließend geht es durch den Persischen Garten hinüber zum Mondtor. Dahinter ruht ein bezaubernder ;Drachen' aus Rhododendren und Azaleen. Über den Moosgarten und die Moorinsel führt der Weg weiter entlang am Ufersaum des malerisch gelegenen Dennenloher Sees, dem kleinsten im sogenannten Neuen Fränkischen Seenland. Wie die Inseln der Nordsee reihen sich hier kleine Eilande aus Birken, Magnolien und Bambus aneinander. Nach Durchquerung der Kakteenwüste geht es über den Schilfweg zu den Wassergärten und dem Moor. Es folgt die Irische Heide mit einem Wurzelweiher, den ein Honigbaumhain einfasst. Über den Goldregenweg geht es zum Magnolienhang, flankiert von Wellengärten und einem pittoresken japanischem Bachlauf, ehe der Rundgang wieder an der Drehtür endet.
Das ist längst nicht alles, was es bei einer Wanderung durch den Schlosspark von Dennenlohe mit seinen – übrigens rollstuhlgerechten – Pfaden zu entdecken gibt. Nicht nur für Gartenfreunde ist das herrliche Areal im südlichen Mittelfranken zwischen Ansbach und Gunzenhausen ein wunderbar inspirierender Ort, der zum Ausruhen, Verweilen, Durchatmen einlädt. Weit über die Region hinaus hat sich der nach eigenen Angaben größte Rhododendronpark Süddeutschlands mittlerweile zu einer farbenfrohen und besonders in Blütezeiten grandios duftenden Attraktion entwickelt. Mehr als 30 000 Besucher kommen jährlich, um nicht nur den fast neun Hektar großen Rhododendronpark zu besuchen, sondern um sich auch von den Fortschritten bei der Komposition eines Landschaftsparks nach englischem Vorbild bleibende Eindrücke zu verschaffen. 26 Hektar soll der Landschaftspark einmal umfassen, den der Hausherr von Schloss Dennenlohe seit vielen Jahren gestaltet.
In dieser Zeit ist es Robert Freiherr von Süsskind und seiner Frau gelungen, für ihren Schlosspark die offizielle Anerkennung als Botanischer Garten zu erlangen. „Der Landschaftspark Dennenlohe verknüpft das Prinzip des 18. Jahrhunderts mit dem ökologischen Credo des 21. Jahrhunderts“, beschreibt Freiherr von Süsskind sein Konzept. Dabei sieht er sich dem weltberühmten schwedischen Naturwissenschaftlers Carl von Lenné (1707 bis 1778) verpflichtet, der von der Botanik als der „liebenswerten Wissenschaft der Pflanzen“ gesprochen hatte. Liebenswert und liebevoll bis ins Detail arbeiten die Süsskinds beständig an der Verwirklichung ihrer Vision von einem einzigartigen Naturidyll.
Dieses gliedert sich in drei Bereiche auf. Da ist der täglich geöffnete Rhododendronpark mit rund 500 Rhododendren und Azaleen – zudem verschiedenste Pflanzensammlungen wie über 60 Fliederarten, ebenso viele Magnolien, Helleborus, Hosta- sowie Iris und Hemmerocallissorten. Dann der stetig wachsende Landschaftspark als Komposition von traditionellen Kultur- und Wildlandschaften. Schließlich der nur an bestimmten Tagen im Jahr geöffnete Privatgarten des Schlosses. Dieser war übrigens schon in den Entwürfen des Architekten Leopold Retti vorgesehen. Der berühmte italienische Architekt, unter anderem Baumeister des Markgrafen von Ansbach, hatte von 1734 bis 1750 das heute als eines der schönsten bayerischen Barockensembles geltende imposante Schloss mit dem dazugehörigen Gutshof sowie dem Garten entworfen. Die Geschichte von Dennenlohe reicht allerdings noch viel weiter zurück, die erste urkundliche Erwähnung datiert aus dem Jahr 1167. An den Sonn- und Feiertagen im Mai, Juni und August kann im Rahmen des „Klangparks“ auch der ansonsten nicht zugängliche Privatgarten besucht werden. „Othello“ gibt es beispielsweise in diesem Jahr sowohl als Theaterstück von Shakespeare als auch in der Opernversion von Giuseppe Verdi.

Freiherr von Süsskind sowie seine Frau Sabine übernehmen charmant und humorvoll selbst die lehrreichen Führungen durch das Anwesen. Seit acht Generationen bewohnt die Familie das Schloss Dennenlohe. Zu den Geheimnissen, die sich bei einem Rundgang durch das Blütenmeer mit seinen behutsam gesetzten Brücken und Stegen erschließen, gehören auch seltene Bäume, Sträucher und Stauden, wie zum Beispiel frei stehende Sumpf-Zypressen im Schlossweiher. Zudem schafft die Artenvielfalt an Pflanzen auch einen hervorragenden Lebensraum für unterschiedlichste Vogel- und Tierarten und bietet Raum für viele Pflanzen, die auf der „roten Liste“ als in ihrem Bestand gefährdet aufgeführt sind.
Bemerkenswert ist zudem die dem heiligen Wolfgang geweihte Schlosskapelle, 1490 von Johann von Leonrod erbaut. Später, vor allem im 19. Jahrhundert, wurde das kleine Gotteshaus behutsam verändert und gotisiert, so dass die Kapelle nun als eines der wenigen Beispiele für den Historismus in Bayern gilt. Auch wenn sie nur eingeschränkt öffentlich zugänglich ist, etwa für Hochzeiten oder Taufen, so ist sie doch ein bemerkenswertes geistliches Memento gegenüber dem Schloss und Gutshof und den dahinter liegendem Park, die in ihrer barocken Pracht und natürlichen Vielfalt so sehr das Geschenk des irdischen Lebens verkörpern.
(aktuelle Fotos beim Autor)
www.dennenlohe.de

Über Constantin Graf von Hoensbroech 74 Artikel
Constantin Graf von Hoensbroech absolvierte nach dem Studium ein Zeitungsvolontariat über das "Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses - ifp". Nach Stationen in kirchlichen Medien war er u. a. Chefredakteur von "20 Minuten Köln", Redaktionsleiter Rhein-Kreis-Neuss bei der "Westdeutschen Zeitung", Ressortleiter Online bei "Cicero" sowie stellvertretender Pressesprecher der Industrie- und Handelskammer zu Köln. Seit März 2011 ist er Mitarbeiter der Unternehmenskommunikation der Rheinland Raffinerie der Shell Deutschland Oil GmbH.

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