Von Gott über die Religion zur Demokratie

Menschen, die Zeit haben, überlegen zuweilen, ob es Gott gibt. Das Ende aller Überlegungen ist bekannt: Mitglieder dieses Universum verfügen weder über die Fähigkeit, die Existenz Gottes zu beweisen, noch sie zu widerlegen.
Nun wissen die Leser, dass es in der Logik verschiedene Arten von Aussagen gibt. Solche, die sich verifizieren, also beweisen lassen, solche, die sich falsifizieren, also widerlegen lassen, und solche, die sich weder verifizieren, noch falsifizieren lassen. Die letzte Art wird als unsinnig bezeichnet. Hierzu gehört der Satz: „Blubla ist blablu“, der uns nicht weiter bringt.
Gehört nun die Suche nach Gott ebenfalls in diese Kategorie? Formale Logiker werden die Frage bejahen. Die Suche nach Gott ist jedoch nur formal unsinnig, da wir ihn mit Logik nicht finden werden. Die meisten Suchenden haben nicht das Ziel, Gott zu finden, sie wollen „nur“ das Universum verstehen. Hat das Universum einen Anfang (und ein Ende) oder ist es ewig? Geschieht alles im Universum zielgerichtet oder zufällig? Und falls zufällig – was ist Zufall? Nun ja, nicht jeder hat meine Sorgen.
Wenn nun Gott existiert, welche Religion ist die wahre? Gibt es überhaupt eine richtige Religion? Allgemein wird akzeptiert, dass die Religion Gottes Wort verbreitet. Der Schluss liegt deshalb nahe, dass es sich bei Gottes Wort um Menschenworte handelt, die Gottes Worte (in ihrem Sinne) interpretieren. Somit ist es aus der Religion unmöglich, auf die Existenz Gottes zu schließen.
Was tun? Drehen wir den Faden um! Die Religion, zumindest in Europa und angrenzendem Asien, benötigt Gott. Ein Mitglied einer Religionsgemeinschaft hat hiermit an den entsprechenden Gott glauben. Doch wozu brauchen wir die Religion?
Wir brauchen die Religion als Basis für das Zusammenleben. Die Regeln der Religion werden und wurden eher als staatliche Gesetze befolgt, da sie sich erfolgreich an das Gewissen wendeten. Außerdem weiß der Gläubige, dass im Gegensatz zu staatlichen Stellen jede Missetat bestraft wird, was sehr unangenehm werden kann, wenn man an die Hölle glaubt.
Folgerichtig ist die Religion auch die Basis für eine Verfassung.
Und somit nähern wir uns zum Sinn der Überschrift. Auf diesen Planeten gibt es grob geschrieben zwei Arten von Staaten: Demokratien und Diktaturen. In einer Demokratie funktioniert die Heizung im Winter, Hungersnöte sind unbekannt und niemand wird ohne Grund ins Gefängnis gesteckt. Auch werden Frauen nicht gesteinigt, weil sie vorher vom Schwager vergewaltigt worden sind. Kriege sind selten, Angriffskriege unbekannt, die Arbeitslosigkeit ist gering, der Lebensstandart ist hoch. Wird man arm und krank, so fangen einen Krankenhaus und soziales Netz auf. Wichtig: Jeder darf seine Meinung sagen und schreiben, solange er nicht den anderen beleidigt oder umbringen will.
In einer Diktatur herrscht das Umgekehrte. Besser man schweigt.
Dass dieser Artikel geschrieben und gelesen werden kann, deutet darauf hin, dass der Schreiber und die Leser in einer Demokratie leben.
Betrachtet man nun die demokratischen Staaten, so fällt folgendes auf:
In einem demokratischen Staat herrscht die Trennung von Staat und Kirche.
Die vorherrschende Religion eines demokratischen Staates ist das Judentum, der Katholizismus, der christliche Protestantismus, seltener die christliche Orthodoxie. Schließt man asiatische Staaten mit ein, so kommen Hinduismus, Buddhismus und Shinto hinzu. Ich will mich auf die Religionen des Abendlandes mit Nahem Orient beschränken.
Nun gibt es im südlichen Amerika genügend Diktaturen, die auf den Katholizismus basieren. D.h., diese Religion reicht nicht aus, um die Demokratie zu garantieren, der Katholizismus hat dennoch seine Fähigkeit bewiesen, eine Demokratie zu unterhalten.
Auffällig bei dieser Aufzählung ist das vollkommene Fehlen des Islam in der Demokratie. Interessant ist die Tatsache, dass in einigen Diktaturen der Atheismus „Staatsreligion“ ist. Kurz gefasst: Diktatoren kommen mit dem Islam und dem Atheismus besser zurecht als mit Katholizismus und Judentum.

Die Trennung von Staat und Kirche ist in islamischen Ländern nicht gegeben. Somit ist anzunehmen, dass dieser fehlende Umstand die Diktatur begünstigt. Des Weiteren ist der Islam jünger als Christentum und Judentum, nach christlicher Lesart befindet er sich im Mittelalter, wenn auch im hohen. Beachtet man, dass es im christlichen Mittelalter ebenfalls keine Demokratien gab, so ist die Hoffnung nicht verloren, dass irgendwann Bürger islamischer Länder in dem Genuss der Freiheit und des allgemeinen Luxus kommen werden – mit Sicherheit werden wir, die diese Zeilen im Jahre des Herrn 2010 lesen, es nicht erleben.
Mit dem Atheismus in der Diktatur verhält es sich anders als mit dem Islam, denn der Atheismus ist die Folge, nicht die Ursache der Diktatur.

Was können, sollen demokratische Länder tun, um ihre Demokratie nicht zu verlieren?
Das Einfachste zuerst: Es ist sinnlos in ein islamisches Land einzumarschieren, in der Absicht, dort die Demokratie einzuführen. Dieser Satz ist politisch korrekt und somit akzeptabel.
Doch wie soll man sich gegenüber dem europäischen Islam verhalten? Hoffen, dass er in kürzester Zeit moderat wird? Den Zuzug von Menschen, die Mohammed anhängen, einschränken? Dürfen wir unsere Demokratie derart einschränken, um sie zu bewahren?
Derzeit sind solche Fragen (und Vorschläge) politisch nicht korrekt und nicht akzeptiert. Sollte es zum Crash kommen, kann es entweder zu spät sein oder einen Bürgerkrieg mit ungewissem Ausgang bedeuten. Also wird sich die Gesellschaft entscheiden müssen, zu hoffen. Dank meines Alters werde ich glücklicherweise das historische Ergebnis, welches auch immer, nicht erleben.
Ach ja: Ein Wort zum Atheismus. Demokratisch Beobachten und einen möglichen Zusammenhang zur Diktatur seriös erforschen.

Über Nathan Warszawski 535 Artikel
Dr. Nathan Warszawski (geboren 1953) studierte Humanmedizin, Mathematik und Philosophie in Würzburg. Er arbeitet als Onkologe (Strahlentherapeut), gelegentlicher Schriftsteller und ehrenamtlicher jüdischer Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft zu Aachen.

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