Wirtschaftsforschung: Kunststandort Berlin

Die Hauptstadt lockte in den vergangenen Jahren wesentlich mehr Künstler und Kreativberufler an als andere Regionen in Deutschland.

Allerdings verdienten viele von ihnen in Berlin nicht so viel wie anderswo. Das ergab eine am Mittwoch veröffentlichte Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Während das monatliche Nettoeinkommen der Künstler 2006 in Berlin ähnlich hoch war wie in anderen Regionen, blieb die Stadt bei den Kreativberuflern wie zum Beispiel Werbefachleute und Architekten deutlich hinter den Vergleichsregionen Hamburg, Köln, Düsseldorf, Rhein-Main, Stuttgart und München zurück.

Die angestellten Künstler verdienen im Vergleich aller Berliner Erwerbstätigen relativ gut, dagegen hätten die selbstständigen Künstler und Kreativen in Berlin oft nur ein sehr geringes Einkommen, viele verdienten netto nicht einmal 700 Euro. „Auch bei den kreativen Berufen geht die Einkommensschere weiter auseinander“, sagte DIW-Experte Marco Mundelius. Die Zahl der Künstler und Kreativberufler sei aber in den Jahren 1998 bis 2006 in Berlin um 37 Prozent und damit deutlich stärker gestiegen als in den Vergleichsregionen.

Die mehr als 20.000 Künstler in Berlin und knapp 80.000 Erwerbstätigen in anderen kreativen Berufen erwirtschafteten laut DIW im Jahr 2006 ein Gesamteinkommen von 2,1 Milliarden Euro. Dieser Betrag sei in den Jahren 1998 bis 2006 um rund die Hälfte gestiegen. Die Berliner Kreativbranche trage damit ein Zehntel zur gesamten Beschäftigung und Wirtschaftsleistung der Stadt bei. Relativ gut verdienten in Berlin besonders angestellte Musiker und darstellende Künstler.

Mundelius sprach vom „Philharmonikereffekt“. Selbstständige Künstler dagegen verfügten in Berlin durchschnittlich über weniger als die Hälfte des Einkommens von Selbstständigen anderer Berufsgruppen. Auch in den anderen Regionen erzielen selbstständige Künstler und Kreative ein relativ niedriges Einkommen, aber doch zehn Prozent mehr als ihre Berliner Kollegen. Lediglich im Bereich Film, Rundfunk und Fernsehen seien die Einkommen der Selbstständigen überdurchschnittlich.

Das DIW befürchtet in Zukunft auch eine steigende Altersarmut bei Künstlern und Kreativen. „Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass sich viele Künstler ausschließlich auf die Künstlersozialkasse verlassen. Die reicht aber als Instrument zur Alterssicherung nicht aus“, sagte Mundelius. Berlin dürfte von dieser Entwicklung aufgrund der Bedeutung der Kreativbranche für die Wirtschaft der Stadt besonders betroffen sein.

Finanzen

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