Boris Palmer: Früher gab es weniger Terror in Europa

Terror

„Infam und AfD“ Bedauerlich, dass jemand wie Ruprecht Polenz sich nicht mit den Tatsachenbehauptungen auseinandersetzen will und stattdessen sofort moralisiert. Für Report (die Redaktion hat meinen Kommentar aus den Tiefen einer Debatte ausgegraben) und den von mir geschätzten Herrn Polenz ganz nüchtern: Mein Kommentar stellt einen Zusammenhang zwischen bestimmten Ereignissen und der großen Flüchtlingsbewegung der Jahre 2015/16 her. Und zwar zeitlich, nicht kausal: „vorher hab es das nicht“. Prüfen wir also die drei Behauptungen: 1. Weihnachtsmärkte. Es gab Anschläge in europäischen Nachbarländern (Lüttich, Straßburg) aber nicht in Deutschland. Anis Amri war ein tunesischer Asylbewerber. Aussage also zweifelsfrei richtig. 2. Domplattenexzesse. Jeder weiß, dass damit die Ereignisse der Silvesternacht 2015 gemeint sind. Es steht auch außer Frage, dass die sexuellen Übergriffe weit überwiegend von jungen arabischen Männern ausgingen, viele davon hatten Asyl beantragt. Ja, auf dem Oktoberfest gab es auch immer wieder Vergewaltigungen. Aber da kam auf eine Million Besucher zehn schwere Sexualstraftaten. In Köln kamen auf 1000 Besucher mindestens zehn solcher Taten. Die Dimension der Ereignisse ist also völlig anders. So etwas hat es in Deutschland seit dem Ende des zweiten Weltkriegs nicht mehr gegeben. 3. Morde wie in Kandel und Freiburg. Hier habe ich mich verkürzt ausgedrückt, wie es in einer Debatte zwischen Kommentaren nicht zu beanstanden ist. Dass Report sich durch mehrere Tausend Beiträge wühlt, habe ich nicht vermutet. Deshalb nun präziser und mit mehr Belegen: Ich sehe die Fälle des Dönermordes in Reutlingen, die Axt-Attacke in Würzburg, die Messerstiche in Darmstadt und die Morde in Kandel und Freiburg in einer Reihe. In all diesen Fällen waren die Täter junge männliche Asylbewerber, in der Mehrheit hätten sie sogar angegeben, minderjährig zu sein. Afghanistan ist fast immer das behauptete Herkunftsland, nur der Mörder mit dem Dönermesser war Syrer. Ja, es gab auch schon schlimme Beziehungstaten vor dem Jahr 2015. Aber derart brutale Morde und Mordversuche von Minderjährigen, weil sie von einem Mädchen verlassen wurden, sind mir nicht erinnerlich. Auch Axtattacken kannte ich vorher nicht. Sollte es doch welche gegeben haben, ist die Häufigkeitsziffer unter den jungen männlichen Flüchtlingen schon mit den fünf gerade benannten Fällen, die bei weitem nicht alle sind, drastisch erhöht. In Deutschland kommen auf eine Million Menschen fünf Morde pro Jahr. Eine Vorgeschichte, dass Menschen wenige Jahre bei uns sind, hier Hilfe beansprucht und erhalten haben, um dann aus mittelalterlichen Vorstellungen von Mannesehre zu Mördern zu werden, ist vor dem großen Zuzug von 2015 in hiesigen Kriminalfällen zumindest für mich nicht auffindbar. Zusammenfassung also auch hier: Die Aussage ist begründbar. Damit sind alle drei Tatsachenbehauptungen richtig. Was richtig ist, kann nicht infam sein und es darf auch nicht der AfD überlassen werden. Bleibt die Frage, ob es einen kausalen Zusammenhang gibt., Ich erinnere da an die Debatte über „normale“ Kriminalität von Flüchtlingen. Auch da hieß es zwei Jahre lang, es könne gar nicht sein, dass Flüchtlinge häufiger kriminell sind als Einheimische. Letzte Woche hat die Pfeiffer-Studie des Bundesfamilienministeriums unwidersprochen und abschließend festgestellt: Bei Gewalt und Sexualstraftaten geht die Zunahme in Deutschland zu 90% auf das Konto von Flüchtlingen. Bei diesen Taten ist die Kriminalitätsbelastung von Flüchtlingen zehnmal höher als in der Normalbevölkerung. Nun läuft dasselbe wieder bei den spektakulären Gewalttaten ab. Noch immer wird versucht, diese als Einzelfälle zu relativieren, weil nicht sein darf, was nicht sein kann. Es ist aber zweifelsfrei so, dass wir nicht nur bei weniger spektakulärer Gewalt eine Häufung haben, sondern auch bei den Aufsehen erregenden Fällen. Je länger das geleugnet wird, um so mehr nützt es der AfD. Schlimmer noch. Um so mehr werden Asylbewerber unter dem Verlust der Akzeptanz leiden, weil sie in Mithaftung geraten, und wenn wir nicht ganz genau hinschauen, wer unter den jungen männlichen Asylbewerbern zur Gefahr werden könnte, wird es vermeidbare Opfer fordern. Ich fürchte, wir müssen sicher sein, dass Kandel und Darmstadt nicht die letzen Fälle dieser Art waren. Wir haben es hier eindeutig mit einer spezifischen Gefahr zu tun, die ganz spezifischen Reaktionen erforderlich macht. Und zwar vor allem präventiv. Durch Integration, Hilfe und Kontrolle dieser jungen Männer. Eine Erklärung für die gehäuften Fälle von Gewalt gibt es übrigens auch. Eine hier nicht mehr bekannte Vorstellung von männlicher Ehre, Entwurzelung, traumatische Kindheiterlebnisse, kein soziales Umfeld, keine Arbeit, keine Aufgabe, kein Sozialprestige, keine Familie, oft lange Zeit kein Kontakt zu Frauen und Leben in Männergruppen. Es bedarf keiner besonderen soziologischen Kompetenz, um aus diesen Faktoren ein deutlich erhöhtes Risiko für Gewalt abzuleiten.

 

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