Boris Palmer: Unser Aufnahmesystem ist seit 2015 massiv überfordert

Grenze Bundesrepublik, Foto: Stefan Groß

Lieber ein Rechthaber als Unrechthaber

Die vergangene Ausgabe der Zeit liest sich wie eine Synopse meines Buches mit den zwei Kernthesen:

  1. Unser Aufnahmesystem ist 2015 massiv überfordert worden und wir schaffen es bis heute nicht, es wieder ins Lot zu bringen.
  2. Der Diskurs ist dysfunktional, weil Debatten von rechts und links verweigert werden.

Das Dossier über den Mord an Susanna ist in der Analyse komplett. Nüchtern und sachlich. Zentraler Satz: „Und es stimmt ja, dass dieser Rechtsstaat damit überfordert war, eine Million Menschen zu mustern, zu verarzten und zu integrieren oder aber jene, denen klein Bleiberecht zusteht, in die Heimat zu schicken“.

Für simple Diagnosen dieser Art werde ich wieder und wieder als Rassist, AfDler oder Nazi verunglimpft.

(Leider fehlt in der Zeit jeder Vorschlag, was zu tun sei. Bei mir würden die Kritiker sagen: Totale Panikmache und keine Lösung. Die Zeit sieht es aber offenbar wie ich: Man muss ein Problem erst sauber beschreiben, bevor man es lösen kann.)

Aber auch damit bin ich nicht allein, wie der Fall Martin Machowecz zeigt. Er hat es gewagt, auf Twitter zu einer Anti-AfD-Demo kritisch zu twittern, dass es sich nicht mit der journalistisch gebotenen Objektivität verträgt, bei einer Demo unter dem Titel „AfD wegbassen“ teilzunehmen. Der shitstorm war heftig. „Klappe halten“ als Überschrift passt exakt zu „Fresse halten“, dass mir die heutige Bundestagsabgeordnete für Kreuzberg zurief.

Bester Satz: „Ich bin also Wegbereiter des Faschismus, weil ich nicht an einer Anti-AfD-Demo teilnehmen will? Das hat mich schon getroffen.“ Und die perfekte Analyse: „Weil die AfD aufgerüstet hat, wollen ihre Gegner ebenfalls aufrüsten. Man kann gerade dabei zuschauen, beobachten, wir aus Rissen im Land Krater werden. Krater, über die hinweg Menschen sich mit Wortraketen beschießen. Es kann nicht gut sein, der AfD in diesen Krieg zu folgen.“

Seufz. Das werden die Boris-Palmer-Watch-Emma-Kowas-Lehars wieder nicht begreifen. Aber es ist so wahr.

Und schließlich Sandra Maischberger, der man jetzt schon die Talkshow abschalten will, weil da Dinge gesagt werden, die man nicht diskutieren will.

Großartige Replik: „Wer aus Angst vor einem falschen Wort gleich die Debatte vermeiden will, überlasst erst recht denen die Bühne, die diese Angst nicht haben, sondern sie zu nutzen wissen. Wir sollten die Auseinandersetzung nicht scheuen, sondern mit ein wenig Gelassenheit sagen: Beruhigt euch. Streitet!

 

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