Bundestagswahl 2025 – Die SPD wird sich mit dem dritten Platz zufrieden geben müssen

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In fünf Wochen sind Bundestagswahlen. Wie vor fast jeder Wahl machen die Parteien auf die besondere Bedeutung dieser Wahl aufmerksam. Diesmal haben sie damit recht, denn sie dürfte, falls nichts völlig unerwartetes mehr passiert, die politische Landschaft deutlich verändern. Die SPD wird sich mit dem dritten Platz im Parteienranking zufrieden geben müssen. Die Union könnte auch als stärkste politische Kraft in die Lage kommen, zwei zusätzliche Partner für eine Regierungsbildung gewinnen zu müssen. Die Linkspartei, die zunächst als PDS und dann als Linke seit der Wiedervereinigung dem Bundestag angehörte, könnte den Einzug am 23. Februar verfehlen. Im Moment sieht es auch nicht danach aus, dass sie drei Direktmandate gewinnt. Dafür hat das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), eine Partei die erst ein Jahr alt ist und sich von der Linkspartei abgespalten hat, eine Chance, erstmals als Fraktion in den Bundestag einzuziehen. Die AfD dürfte ihr bestes bisher erreichtes bundesweites Wahlergebnis einfahren. Alle, die der erst zwölf Jahre alten Partei ein schnelles Ende prophezeit hatten und ihr bundesweit ganz sicher keine zweistelligen Ergebnisse zutrauten, haben die Veränderungen, die sich schon seit Jahren abzeichneten, nicht zur Kenntnis genommen oder nehmen wollen.

Schon ein Blick auf die Links-Rechts-Selbstverortung belegt diese Veränderungen: Noch vor einem Jahr, im Januar 2024, verorteten sich 32 Prozent der Befragten mit Parteinennung links der Mitte. Im Januar 2025 sind es nur noch 28 Prozent. In der politischen Mitte verorteten sich vor einem Jahr 36 Prozent der Befragten mit Parteinennung, aktuell sind es 38 Prozent. Rechts der Mitte verorteten sich im Januar 2024 28 Prozent, im letzten Meinungstrend waren es 30 Prozent – und damit mehr als wir jeweils gemessen haben. Noch vor vier Jahren verorteten sich 31 Prozent der Befragten links der Mitte, 34 Prozent in der Mitte und nur 19 Prozent rechts der Mitte. Diese deutlichen Verschiebungen haben natürlich auch Einfluss auf die Wahlabsicht. Stimmten die relativ meisten Wähler, die sich 2021 selbst rechts der Mitte verorteten, für die CDU/CSU, wollen die relativ meisten Wähler, die sich aktuell rechts der Mitte verorten, die AfD wählen.

Die Wähler, die sich in der politischen Mitte verorten, stimmen mehrheitlich für die Union, vor vier Jahren ebenso wie vor einem Jahr und heute. Nur auf den Plätzen danach gibt’s deutliche Verschiebungen. An zweiter und dritter Stelle bei den Mitte-Wählern kamen 2021 Grüne und FDP, aktuell sind es SPD und AfD. Bei den Wählern links der Mitte führen nach wie vor die Grünen, knapp vor der SPD. Das war 2021 ähnlich. Nur den dritten Platz im Spektrum links der Mitte nehmen nicht mehr wie 2021 die Wähler der Linkspartei ein, sondern die Wähler der CDU/CSU.

Wie das genaue Ergebnis am Wahltag aussieht, hängt davon ab, wie gut die Parteien mobilisieren können, ob es bis zum Wahltag noch besondere Ereignisse gibt, ob Fehltritte passieren und wer im Aufmerksamkeitsranking Punkte sammeln kann. Dass sich aber die Zusammensetzung des nächsten Bundestages deutlich vom aktuellen unterscheiden wird, das kann man schon recht sicher sagen. Ich halte es für nahezu ausgeschlossen, dass die SPD oder die Grünen nach der Bundestagswahl den Bundeskanzler stellen können. Noch wichtiger als das genaue Wahlergebnis wird sein, was die Parteien aus dem Wählerauftrag machen. Ein „weiter so“ würde mit Sicherheit allen daran beteiligten Akteuren schaden.

Über Hermann Binkert 365 Artikel
Hermann Binkert ist 57 Jahre alt, verheiratet und Vater von vier Kindern. Der Jurist ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter des Markt- und Meinungsforschungsinstituts INSA-CONSULERE. Bevor er INSA im November 2009 in Erfurt gründete, war Binkert 18 Jahre im öffentlichen Dienst, zuletzt als Staatssekretär in der Thüringer Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Freistaats Thüringen beim Bund, tätig. Heute gehört er zu den renommiertesten Meinungsforschern Deutschlands und erhebt Umfragen für Ministerien im Bund und in den Ländern, für alle Parteien und Fraktionen, die im Bundestag und in den Landtagen vertreten sind. Wöchentlich stellt INSA die Sonntagsfrage für die Bild am Sonntag und die BILD. Das Meinungsforschungsinstitut arbeitet für viele großen Verlage, z. B. Springer, Burda, Funke, Madsack. Es führt aber auch Fokusgruppengespräche und Testkäufe durch.