Im Interview – Armin Mueller-Stahl: „Ich will nur noch Dinge machen, wo ich fliegen kann“

Herr Mueller-Stahl, können Sie Ihre Ehrenpreise noch zählen?

Drei glaube ich

Wie ist das, wenn man einen Preis für das Lebenswerk bekommt, ist das schon ein Abgesang?

Nein, ich fühle mich nicht so, man ist auf der einen Seite geehrt, auf der anderen Seite sagt es einem, daß man etwas im Leben geleistet hat.

Herr Ministerpräsident Seehofer meinte, daß Sie eigentlich alles können – stimmt das?

Nein, mit den Ohren wackeln kann ich noch nicht, aber ich übe es.

Welche Bedeutung hat unter Ihren vielen Preisen der Bayerische Filmpreis?

Dieser Preis ist ein besonderer für mich. Ich bin sozial ein Bayer in Preußen oder ein Preuße ein Bayern. Ich wollte auch mal nach München ziehen, aber der Immobilienverkäufer, der mich durch München führte, war ein alter Nazi und die Villen, die er mir zeigte, waren so teuer, das ich davon abgesehen habe.
Selbst verstehe ich mich als Brückenbauer. Ich bin nicht nur ein Münchner, Berliner oder New Yorker. Ich bin sozusagen ein Deutscher von Geburt und ein Weltbürger aus Überzeugung. Ich nehme diesen Preis als Ehrung mit Dankbarkeit an, weil die Menschen scheinbar gemerkt haben, daß ich etwas Vernünftiges getan habe. Ich habe nicht nur gepatzt, aber ich habe auch in meinem Leben viele Mißerfolge gehabt und da sammeln sich viele Geschichten. Also in einem gelebten Leben kommt viel zusammen.

Wo waren Sie am liebsten, in welchem Land fühlen Sie sich wohl?

Ich bin sehr gern in Deutschland und gern in Kalifornien. Ich habe dort gute Freunde und liebe die Sonne, habe den Pazifik vor mir und die Rocky Mountains hinter mir. Landschaftlich fühle ich mich dort wohl. Aber immer wenn ich nach München, und ich komme beinahe jedes Jahr hierher, und sehe das Voralpenland und mit seinen Wolken am Horizont auftürmen, was gibt es etwas Schöneres?

Für welche Leistung im Leben würden Sie sich selbst einen Preis geben?

Ich würde mir gar keinen geben, ich würde anderen einen geben, aber nicht mir.

Sie sehen besonders fitt aus, was machen Sie persönlich, um so gut auszusehen?

Die Fitnessspiele ich nur. Sie können es in einem Alter nicht verhindern, auch bei denen, die wie viele Menschen so auf Gesundheit pochen und anderes meinen, es bleibt wie es ist – die Schrauben werden locker, da können sie tun, was sie wollen, ändern tut sich nichts.
Ich gehe jeden nachmittag eine Stunde spazieren, fahre Rad und gehe gelegentlich Schwimmen, aber all dies nicht mit jener Leidenschaft wie jene Leute, die versuchen, sich das ewige Leben an den Hals zu laufen. Das alles tue ich nicht. Was meine Ernährung betrifft, bin ich in guter Beratung bei meiner Frau, die Ärztin ist.

Was werden Sie demnächst drehen?

Ich habe drei Drehbücher auf dem Tisch, aber ich glaube, ich werde keines drehen, weil ich soviel gedreht habe. Jetzt will ich andere Dinge machen, Dinge, bei denen ich fliegen kann. Wenn sie filmen, sind sie immer abhängig; von Partnern, vom Wetter, vom Kameramann, vom Regisseur, vom Drehbuch, von vielen Dingen. Beim Malen oder Schreiben fliege ich, niemand kommt und sagt, diesen Satz so, diesen nicht so; Gott sei Dank haben sich das die Leute abgewöhnt!

Herzlichen Dank für das Gespräch, das Dr. Dr. Stefan Groß führte.

Das Interview wurde bei der Verleihung des Bayerischen Filmpreises 2013, 2014 geführt. Herzlichen Dank geht an Frau Marschi

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