Die aktuelle internationale Analyse zur Situation verfolgter Christinnen und Christen zeigt für das Jahr 2025 ein alarmierendes Bild. Die weltweiten Daten belegen, dass in zahlreichen Regionen der Erde Unterdrückung, Gewalt und Diskriminierung gegen christliche Minderheiten weiter ansteigen. Millionen Menschen sind dadurch in ihrem Grundrecht auf Religionsfreiheit massiv eingeschränkt.
Die weltweite Lage in Zahlen
Nach den neuesten Erhebungen leben weltweit über 380 Millionen Christinnen und Christen unter Bedingungen, die als hoch bis extrem verfolgend eingestuft werden. Damit gehört die religiöse Bedrängnis von Christen weiterhin zu den größten und zugleich am wenigsten beachteten Menschenrechtskrisen unserer Zeit.
Im Berichtszeitraum vom 1. Oktober 2023 bis 30. September 2024 wurden international dokumentiert:
-
4.476 Christinnen und Christen, die aufgrund ihres Glaubens getötet wurden.
-
7.679 angegriffene Kirchen und christliche Einrichtungen, darunter Gottesdiensträume, kirchliche Schulen und Gemeindehäuser.
-
28.368 Angriffe auf christliche Wohnhäuser, Geschäfte und Betriebe, bei denen Eigentum zerstört, Familien vertrieben oder wirtschaftlich geschädigt wurden.
Diese Zahlen verdeutlichen, dass Christenverfolgung keineswegs ein Randthema darstellt, sondern in mehr als 70 Ländern die Realität des Alltags bestimmt.
Regionale Brennpunkte und aktuelle Entwicklungen
Zentralasien: Die stärkste Ausweitung der Verfolgung
In den zentralasiatischen Staaten steigt der Druck auf christliche Minderheiten weiterhin deutlich an. Besonders auffällig ist die Entwicklung in Kyrgyzstan, das erstmals in die Rangliste der 50 Länder mit der schwersten Christenverfolgung aufgenommen wurde. Das Land verzeichnete den größten Punktzuwachs aller erfassten Staaten und stieg innerhalb eines Jahres um 14 Plätze nach oben. Christliche Gemeinschaften berichten dort zunehmend von behördlicher Überwachung, administrativen Zugangsbeschränkungen, Versammlungsverboten und willkürlichen Kontrollen.
Subsahara-Afrika: Gewalt als Alltagsrealität
Auch in weiten Teilen Subsahara-Afrikas bleibt die Verfolgungssituation extrem angespannt. In Ländern wie dem Sudan, in Nigeria, im Sahel und angrenzenden Regionen greifen bewaffnete Gruppen christliche Dörfer, Kirchen und Gemeindestrukturen an. Immer wieder kommt es zu Entführungen, Übergriffen auf Frauen und Kinder, gezielten Morden und der Zerstörung ganzer Siedlungen. Durch diese Entwicklungen steigen die Zahlen der Binnenvertriebenen kontinuierlich an, und kirchliche Infrastruktur wird systematisch zerstört.
Veränderte Muster religiös motivierter Gewalt
Während die Zahl der dokumentierten Tötungsdelikte gegenüber dem Vorjahr leicht zurückgegangen ist (von 4.998 auf 4.476), haben andere Formen der Bedrängnis deutlich zugenommen. Dazu gehören wirtschaftliche Benachteiligung, bürokratische Repression, digitale Überwachung und gezielte Einschüchterung. Die Verfolgung erfolgt heute weniger in spektakulären Gewaltexzessen, dafür umso stärker in subtilen und langfristig wirksamen Formen, die der christlichen Bevölkerung ihre Lebensgrundlagen erschweren.
Ursachen und Mechanismen der Verfolgung
Die aktuelle Analyse zeigt, dass Christenverfolgung selten auf eine einzelne Ursache zurückzuführen ist. Vielmehr entsteht sie häufig aus einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Dazu gehören autoritäre politische Systeme, religiöse Radikalisierung, ethnische Spannungen, nationalistische Bewegungen, familiäre und clanbezogene Traditionen sowie wirtschaftliche Diskriminierung. Diese Faktoren verdichten sich zu komplexen Verfolgungsrealitäten, die von Land zu Land unterschiedlich ausgeprägt sind, aber stets das Ziel verfolgen, religiöse Minderheiten zu schwächen oder unsichtbar zu machen.
Handlungsbedarf für Politik und Gesellschaft
Angesichts dieser weltweiten Entwicklungen ist entschlossenes Handeln nötig.
Die internationale Politik sollte das Thema Religionsfreiheit verstärkt in ihren außenpolitischen und menschenrechtlichen Strategien verankern. Lokale Kirchen und christliche Minderheiten benötigen sowohl rechtliche Unterstützung als auch Schutzräume, humanitäre Hilfe und langfristige Förderprogramme. Darüber hinaus sollte die Öffentlichkeit stärker für die Situation verfolgter Christen sensibilisiert werden. Medien, Bildungsinstitutionen und zivilgesellschaftliche Organisationen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Zudem ist eine engere Zusammenarbeit internationaler Organisationen unerlässlich, um der Vielschichtigkeit der Verfolgung durch abgestimmtes und nachhaltiges Handeln zu begegnen.
Die weltweite Christenverfolgung stellt auch im Jahr 2025 eine gravierende Bedrohung für die Menschenrechte dar. Millionen Menschen leben in Angst, weil sie ihren Glauben nicht frei praktizieren dürfen. Die aktuellen Daten zeigen, dass sich nicht nur die geografischen Schwerpunkte verändern, sondern auch die Formen der Repression vielfältiger und subtiler werden. Wenn die internationale Gemeinschaft den Schutz der Religionsfreiheit ernst nimmt, muss sie dieser Entwicklung mit Entschlossenheit, Solidarität und nachhaltigen Maßnahmen entgegentreten.
Quelle: Open Doors
Link zum Weltverfolgungsindex (http://www.opendoors.de/wvi)
