Umfrage der Körber-Stiftung: Immer mehr Deutsche gehen auf Distanz zu den USA – Transatlantische Beziehungen verschlechtern sich

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Nach Amtsantritt von Donald Trump und Friedrich Merz: Aktuelle Umfrage der Körber-Stiftung zeigt die Sicht der Deutschen auf die Außenpolitik.

Mehrheit für Friedenstruppe in der Ukraine

Im dritten Jahr des Krieges in der Ukraine sprechen sich 59 Prozent der Deutschen für die weitere Unterstützung der Ukraine mit Waffen im Kampf gegen Russland aus. Sollte es zu einem Abkommen über ein Ende des Krieges kommen, befürworten derzeit 56 Prozent, dass sich Deutschland mit eigenen Soldaten an einer europäischen Friedenstruppe in der Ukraine beteiligt.

Gleichzeitig zeigt sich Skepsis gegenüber den Absichten des russischen Präsidenten Wladimir Putin: Nur 21 Prozent der Befragten glauben, dass dieser grundsätzlich an einer Verhandlungslösung interessiert ist. Parallel dazu wächst die Sorge um die eigene Sicherheit. 47 Prozent der Deutschen schätzen die militärische Bedrohung durch Russland als sehr groß ein – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr, als dieser Wert noch bei 39 Prozent lag. Auch die Sorge vor Versuchen Russlands, die öffentliche Meinung in Deutschland zu beeinflussen, ist bei der Mehrheit der Deutschen (54 Prozent) groß.

Sorge um Abhängigkeit gegenüber China

Der wachsende globale Einfluss Chinas wird von den Deutschen derzeit weniger negativ bewertet als im Vorjahr. Aktuell sehen 50 Prozent (2024: 61 Prozent) den zunehmenden Einfluss Chinas kritisch, während ihn 42 Prozent für neutral und nur 7 Prozent für positiv halten. Trotz dieser etwas milderen Einschätzung betrachten weiterhin knapp sechs von zehn Deutschen (59 Prozent) China als große wirtschaftliche Bedrohung.

Gleichzeitig ist die Unterstützung für eine militärische Hilfe Taiwans im Konflikt mit China in der deutschen Bevölkerung gesunken. Während sich 2024 noch 31 Prozent dafür aussprachen, sind es in diesem Jahr nur noch 24 Prozent.

Distanz gegenüber Israel

Nur 38 Prozent der Befragten sehen aufgrund der historischen Verantwortung aus dem Holocaust eine besondere Verpflichtung Deutschlands gegenüber Israel. Des Weiteren waren im September – noch vor dem Waffenstillstand im Gazastreifen – knapp drei Viertel (73 Prozent) der Meinung, dass die Bundesregierung stärkeren diplomatischen Druck auf Israel ausüben sollte, um den Krieg in Gaza zu beenden.

Mehrheit hält EU für zu zurückhaltend

Trotz der von der EU-Kommission verhandelten Einigung im Zollstreit mit den USA haben 73 Prozent der Deutschen den Eindruck, dass Europa bei der Durchsetzung seiner wirtschaftlichen Interessen gegenüber den USA zu zurückhaltend agiert. Fast zwei Drittel (64 Prozent) sehen zudem den Einfluss der Europäischen Union in letzter Zeit eher gesunken – vor einem Jahr war dies noch deutlich weniger als die Hälfte (44 Prozent).

Die Umfrage

Forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH hat im Auftrag der Körber-Stiftung im September 2025 1.503 Wahlberechtigte ab 18 Jahren in Deutschland zu ihren außenpolitischen Einstellungen befragt. Alle US-Daten wurden durch das Pew Research Center im September erhoben. Alle Ergebnisse, Tabellen, Grafiken und weitere Hinweise zur Erhebung sind ab dem 25. November um 00:00 Uhr online verfügbar unter: www.theberlinpulse.org.

Die Publikation

The Berlin Pulse der Körber-Stiftung vergleicht auf Basis einer repräsentativen Umfrage die außenpolitischen Einstellungen der Deutschen mit internationalen Erwartungen hochrangiger Expertinnen und Experten an die deutsche Außenpolitik. Die neunte Ausgabe beinhaltet Meinungsbeiträge von Volker Türk, Katarina Barley, Solomiia Bobrovska, Ana Revenco und weiteren.

Quelle: Körber-Stiftung

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