Unter dem Motto „Die Wurzeln stärken. Den Horizont erweitern” feierte das Internatsgymnasium Schloss Neubeuern mit Beginn des Jahres 2025 sein hundertjähriges Jubiläum. Nach der Auftaktveranstaltung im Januar – einem musikalischen Neujahrsempfang – startete die Schule ein internes Gemeinschaftsprojekt mit SchülerInnen und LehrerInnen. Insgesamt neun Projektgruppen setzten sich über das ganze Jahr verteilt mit Themen auseinander, in denen Schulgeschichte auf Zukunft trifft. Das Ergebnis der Projektarbeiten mündete in eine Projektwoche vom 20. bis zum 27. Juli, die ihren Höhepunkt zum Sommerfest-Wochenende fand.
Stolz auf hundert Jahre Schule – hundert Jahre Freiheit im Denken, Verantwortung im Handeln und Vertrauen im Miteinander
Am Freitag, den 25. Juli um 14.00 Uhr fand im Rahmen des Sommerfestes ein großer Festakt in der Rolf-Braun-Sporthalle der Schule statt. Rund 360 SchülerInnen, MitarbeiterInnen, Schülereltern und Gäste bestaunten die sensationelle Bühne, die eigens für das Theaterstück „Schlossmomente – ein Schloss erzählt“ entworfen und umgesetzt worden war.

Gemeinsam mit ihrem langjährigen Partner „Gschwendtner Veranstaltungstechnik München” konzipierte die Stiftung eine spektakuläre Musik- und Theaterbühne, die auch allen Festrednern ein würdiges Podium für ihre Beiträge bot. Eine große Leinwand präsentierte Botschaften, wie Filmbeiträge, und schuf mit eigens KI-illustrierten Hintergrundmotiven die passende Atmosphäre für die sechs Szenen des Theaterstücks.

Schon während ihrer Proben für das Theaterstück und die Musikeinlagen wuchsen das Lehrer-Team Christina Antholzner, Matthias Friedel, Felix Baumann, Helga Kaußen-Mandelartz und Christina Rothmayer eng zusammen mit der vierundzwanzigköpfigen Schülergruppe. Die Leidenschaft und die Freude waren bei Musikern wie Schauspielern deutlich zu spüren – die kurzweilig nacherzählte Geschichte der Schule Schloss Neubeuern wurde zu einem großen Erfolg.
Schloss Neubeuern ist weit mehr als eine Schule. Es ist ein Ort der Ideen.
Zu Beginn des Festaktes begrüßten die Stiftungsvorstände Thomas Straßer und Jörg Schönfeld die Gäste. Sie beleuchteten Gründung und Entwicklung der Schule sowohl aus dem ideellen als auch aus einem finanziellen Blickwinkel.

So hob Jörg Schönfeld hervor, dass der Bestand einer Institution wie die Schule Schloss Neubeuern über ein ganzes Jahrhundert hinweg keine Selbstverständlichkeit ist. Politische Krisen, wirtschaftliche Volatilität, demografische Veränderungen und der Erhalt der Liegenschaft kennzeichneten die Herausforderungen der Schule bis zum heutigen Tag. Dass sie heute auf festen Grundpfeilern steht, verdanke sie dem Engagement zahlreicher Unterstützerinnen und Unterstützer, dem Vertrauen der Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie einem besonderen Schlag von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wofür er sich im Namen der Stiftung schließlich herzlich bedankte.
Schulleiter Thomas Straßer ergänzte diese Sicht mit dem Verweis auf die fest verankerte Philosophie der Schule: Seit hundert Jahren begleite Schloss Neubeuern junge Menschen dabei – im Internat wie in der Tagesschule – zu selbstständigen, urteilsfähigen Persönlichkeiten heranzuwachsen. In einem Umfeld, das Haltung fördert, Leistung fordert und Gemeinschaft lebt. Was damals mutig gedacht worden sei – die revolutionäre reformpädagogische Vorstellung von Schule als Lebensraum – sei heute Alltag der Schule und die Verantwortung, in der sie sich sieht.
Thomas Straßer betonte, was die Schule Schloss Neubeuern wirklich stark mache – dies seien die Menschen: Lehrkräfte, die nicht nur unterrichten, sondern begleiten –
Internatspädagogen, die Tag und Nacht für ihre Gruppen da sind – Mitarbeiter, die mit Professionalität den Alltag tragen – und natürlich die Schüler, denn sie würden diesen Ort lebendig, bunt, herausfordernd und überraschend machen und mit ihrem Engagement und ihrer Persönlichkeit die Werte weiter tragen, für die Schloss Neubeuern seit 1925 steht: Freiheit im Denken, Verantwortung im Handeln, Vertrauen im Miteinander.
Im Anschluss brachten auch die Beiträge der Gastredner große Anerkennung gegenüber der Schule zum Ausdruck – für die vergangenen hundert Jahre, aber auch für die zuversichtliche Perspektive in die Zukunft.
So ermunterte Landrat Otto Lederer die Schule zur Intensivierung ihres naturwissen-schaftlichen Engagements und Gabriele Kiermeier vom bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus sprach mit großem Respekt von der Verbundenheit der Neubeurer Gemeinschaft zu ihrer Schule – weit über die eigene Schulzeit hinaus.
Christoph Schneider, erster Bürgermeister der Marktgemeinde, bedankte sich sehr herzlich mit einem Bild der Neubeurer Künstlerin Xandi Fradl für das gute Verhältnis zwischen Gemeinde und Schloss und die gute Erhaltung dieser historischen Immobilie seitens der Stiftung.
In diesem Sinne gestaltete auch Dr. Wolfgang Bracker seine Rede für den Verein der Freunde & Förderer der Schule Schloss Neubeuern. Er erinnerte die Anwesenden an die Notwendigkeit ihrer Unterstützung durch Spendenbeiträge – aktuell, so berichtete er den Eltern, Altschülern und Gästen, fordere die Sanierung des Wohnheimes „Trüperhaus” die Stiftung erneut heraus.
Erst in diesem Jahr konnte die Sanierung des Westflügels komplett abgeschlossen werden. Die Gründung des modernen MINT-Zentrums im Erdgeschoss wäre ohne den ehemaligen Schüler und späteren Kurator Dr. Thomas Strüngmann nicht möglich gewesen. Auf diesen wertvollen Dienst an der Schule bezog sich der Redebeitrag des Kuratoriums-Vorsitzenden Mathis Wilke – feierlich verkündete er die Namensgebung des MINT-Zentrums in das „Dr.-Thomas-Strüngmann-MINT-Zentrum”.


Dr. Thomas Strüngmann, selbst Schüler auf Schloss Neubeuern von 1963 bis 1970 und ehemaliges Mitglied im Kuratorium, ist heute Gesellschafter der Stipendienstiftung Schloss Neubeuern. Er zeigte sich sehr berührt von der Namensgebung zu seiner Ehrung und erinnerte dabei an seine Freunde Klaus Krone und Helmut Nanz, die beide zu diesem besonderen Tag nicht da sein konnten. So, wie er hätten sie als ehemalige Schüler nie ihre Dankbarkeit gegenüber einer Schule wie Schloss Neubeuern vergessen und ebenso schützend die Hand über das Internatsgymnasium gehalten. Den Wert der Toleranz hob Dr. Strüngmann besonders in seiner Rede hervor – in Anerkennung an das, was Schloss Neubeuern für ihn ausmacht, aber auch als Appell an die Anwesenden, die sich immer auf diesen Wert besinnen und weiterhin zusammenhalten mögen.

Ein Ort des Wachsens und Werdens
Zur Ehrung des Internats sprachen in einem gemeinsamen Beitrag die Vorsitzende des Elternbeirats, Dr. med. Anna-Karina Mehl, und die Vorsitzende der Schülermit-verantwortung, Alina Kraus. „Es fühlt sich ein bisschen an wie ein großes Familientreffen” – beide verwiesen sehr emotional auf die Bedeutung von Schloss Neubeuern als ein zweites Zuhause und eine wichtige Vorbereitung darauf, sich die Welt in einem werteorientierten Miteinander zu erschließen. Frau Mehl sprach sich im Namen der Eltern dafür aus, auch weiterhin zu unterstützen, was diese Schule für sie auszeichnet – nicht nur die dicken Mauern und die Lage über dem Inn, sondern die Werte, die auf Schloss Neubeuern gelebt würden: Verantwortung, Neugier und Gemeinschaftssinn.
Alina Kraus berichtete vom Stolz aller Schülerinnen und Schüler, ein Teil der Tradition Neubeuerns zu sein – aber auch Teil der Zukunft. Ihre Generation stehe vor großen Herausforderungen wie Klimawandel, Digitalisierung und gesellschaftlichem Zusammenhalt und Schloss Neubeuern biete den Raum, nicht nur die Fragen zu diesen Themen zu stellen, sondern sie auch mitzugestalten.
Internatsleiterin Susanne Schörghuber bedankte sich bei allen SchülerInnen und MitarbeiterInnen für ihre Beiträge zum Jubiläumsjahr – insbesondere zum Festakt und lud alle Anwesenden zum Empfang auf der Südterrasse und zur Begutachtung der Ausstellungen ein.
Dankbar für einen besonderen Moment
Im ersten Stock des Schlosses illustriert ein chronologisch geführter Zeitstrahl 100 Jahre Geschichte der Schule Schloss Neubeuern. Seit Januar wuchs diese Ausstellung – Monat für Monat um ein Jahrzehnt weiter. Was Mitarbeiter- und SchülerInnen interessiert verfolgt hatten, konnten die Gäste nun in der Gesamtheit der Ausstellung wahrnehmen.

Trotz schlechten Wetters verschonte der Regen die Gäste bis zum Ende des Empfangs – so konnten alle bei Kaffee, Kuchen und Fingerfood die schöne Südterrasse mit dem Blick in die Weite des Inntals genießen, sich über ihre Neubeurer Wurzeln freuen – und im Austausch mit vielen Freunden ein weiteres Mal ihren Horizont erweitern.

Text: Katrin Burkamp
Bilder: © Julia Schäfer Fotodesign
