Der perfekte Mix: So viel Businessplan schreiben Sie selbst

Maximilian Schreiber

Zwischen Kontrolle und Kompetenz: Warum die Mischung zählt

Kaum ein Gründungsdokument wird so überschätzt und zugleich so missverstanden wie der Businessplan. Für die einen ist er ein notwendiges Übel für Banken und Förderstellen, für andere ein strategisches Werkzeug, das ihnen hilft, das eigene Unternehmen wirklich zu durchdringen. Doch spätestens, wenn es an die Umsetzung geht, stellt sich vielen Gründern eine praktische Frage: Muss ich meinen Businessplan komplett selbst schreiben oder darf ich mir professionelle Hilfe holen? Die Antwort lautet: Beides – aber an klar unterschiedlichen Stellen.

Wo Outsourcing sinnvoll ist

Ein Businessplan besteht aus mehreren Bausteinen und nicht alle erfordern unternehmerische Intuition. Besonders die Finanzplanung etwa ist ein Bereich, in dem viele Gründer von externer Expertise profitieren. Wer keine betriebswirtschaftliche Ausbildung hat, tut gut daran, sich Unterstützung zu holen – bei der Kalkulation von Fixkosten, Liquiditätsplanung oder Rentabilitätsvorschau. Denn Fehler in diesen Bereichen sind nicht nur formale Mängel, sondern können das gesamte Geschäftsmodell verzerren.

Auch Markt- und Wettbewerbsanalysen lassen sich gut von erfahrenen Profis vorbereiten. Sie verfügen oft über aktuelle Datenbanken, Branchenkenntnisse und Werkzeuge, um Marktvolumen, Zielgruppenpotenziale und Trends präzise einzuschätzen. Solche Analysen liefern das Fundament, auf dem Gründer später ihre Entscheidungen treffen – sie ersetzen aber nicht das Denken.
Selbst die sprachliche Ausarbeitung kann ausgelagert werden: Ein erfahrener Texter oder Berater hilft dabei, den Plan professionell zu strukturieren, verständlich zu formulieren und formal korrekt aufzubereiten. Schließlich zählt bei vielen Förderstellen und Banken nicht nur der Inhalt, sondern auch die Lesbarkeit.

Was unbedingt Chefsache bleiben muss

Ganz anders verhält es sich mit der strategischen Kernarbeit. Sie ist das Herzstück des Businessplans und sollte immer vom Gründer selbst kommen. Dazu gehören Fragen wie:

  • Wer ist meine Zielgruppe und welches Problem löse ich konkret?
  • Worin besteht mein Alleinstellungsmerkmal?
  • Wie sieht mein Angebot aus, und welche Preisstrategie passt dazu?
  • Welche Werte, Haltung oder Vision prägen mein Unternehmen?

Diese Überlegungen lassen sich nicht outsourcen, weil sie eng mit der Persönlichkeit, Motivation und unternehmerischen Identität verbunden sind. Ein externer Dienstleister kann sie allenfalls strukturieren oder schärfen – aber nicht „herbeischreiben“.

Ein Businessplan ist kein reines Dokument, sondern ein Denkprozess. Wer ihn vollständig delegiert, gibt damit auch einen Teil seiner unternehmerischen Verantwortung ab. Das kann sich rächen – spätestens, wenn Banken, Investoren oder potenzielle Partner gezielte Rückfragen stellen und der Gründer seine eigenen Zahlen oder Überlegungen nicht mehr nachvollziehen kann.

Der Businessplan als Lernprozess

Gerade in der Anfangsphase ist der Businessplan weniger ein Pflichtdokument als ein Werkzeug zur Selbstklärung. Er zwingt dazu, Annahmen zu hinterfragen, Widersprüche zu erkennen und Prioritäten zu setzen. Viele Gründer merken beim Schreiben, dass ihr ursprüngliches Konzept Lücken hat – etwa, dass Zielgruppe und Preismodell nicht zueinander passen oder das Umsatzpotenzial überschätzt wurde. Diese Auseinandersetzung ist wertvoll. Wer sie an andere abgibt, spart zwar Zeit, verliert aber Einsicht. Deshalb empfehlen viele Gründungsexperten einen „Hybridansatz“: Die inhaltliche Denkarbeit bleibt beim Gründer, während technische, formale und analytische Teile gezielt ausgelagert werden können.

Wie die Zusammenarbeit mit Experten gelingt

Damit der Mix funktioniert, braucht es klare Absprachen. Gründer sollten von Beginn an festlegen, welche Teile sie selbst übernehmen und welche ausgelagert werden. Wichtig ist dabei: Die Zuarbeit von Experten ersetzt nicht das Verständnis. Jede Zahl, jede Annahme, jedes Marktsegment muss nachvollziehbar sein.

Hilfreich ist es, in Zwischenschritten zu arbeiten – etwa indem der Gründer eine Rohversion erstellt, die dann gemeinsam mit einem Berater überarbeitet wird. So bleibt die inhaltliche Verantwortung erhalten, während gleichzeitig die Professionalität steigt. Wer externe Unterstützung nutzt, sollte außerdem darauf achten, dass sie neutral bleibt. Ein Businessplan ist kein Werbeprospekt, sondern eine realistische, nachvollziehbare Darstellung eines Geschäftsmodells – mit Stärken und Schwächen.

Fazit: Klarheit schlägt Perfektion

Der beste Businessplan ist nicht der längste, sondern der ehrlichste. Er zeigt, dass der Gründer sein Vorhaben durchdacht hat, Chancen und Risiken kennt und auf Rückschläge vorbereitet ist. Externe Hilfe kann dabei wertvolle Zeit sparen und Qualität sichern – solange der Gründer selbst den Kurs vorgibt.
Die ideale Mischung lautet daher: Strategie selbst denken, Struktur gemeinsam entwickeln, Zahlen und Formulierungen professionell prüfen lassen. So wird der Businessplan nicht nur zu einem Dokument für die Bank, sondern zu einem Werkzeug, das den Gründer selbst trägt, wenn die Realität des Unternehmeralltags beginnt.