Die isländische Badekultur hat mit der Aufnahme in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO nach einem im März 2023 begonnenen Bewertungsverfahren weltweite Anerkennung gefunden. Es ist das erste Mal, dass Island eine eigenständige Nominierung für die Liste eingereicht hat.
Die Schwimmbadkultur spiegelt die grundlegenden Werte Islands wider: Gemeinschaft und Egalitarismus, eine enge Verbindung zur Natur und zu nachhaltigen Ressourcen, eine kulturelle Priorisierung von Wohlbefinden, psychischer Gesundheit und sozialen Beziehungen sowie eine integrative soziale Infrastruktur. Diese Kultur fördert das körperliche, geistige und soziale Wohlbefinden.
Island verfügt über ein dichtes Netz öffentlicher Schwimmbäder: Rund 120 öffentliche Schwimmbäder sind im ganzen Land in Betrieb. In fast jeder Klein- oder Großstadt Islands gibt es ein „Sundlaug“, das Isländer täglich besuchen. Neben großen Schwimmbecken stehen in vielen Schwimmbäder auch Kaltbäder, Saunen und Whirlpools zur Verfügung. Die überwiegende Mehrheit der Bäder ist geothermisch beheizt, im Freien gelegen und ganzjährig geöffnet.
Die Aufnahme in die UNESCO-Liste würdigt die Bedeutung von Schwimmbädern als öffentliche Orte, an denen Menschen jeden Alters und jeder Herkunft zusammenkommen, um nicht nur zu schwimmen, sondern auch Gemeinschaft zu genießen. In Badekleidung treffen sich Menschen aus verschiedensten Teilen der Gesellschaft auf Augenhöhe. Als fester Bestandteil der Gemeinschaft sind Schwimmbäder ein täglicher Treffpunkt, an dem man sich vielleicht sogar mit dem Bürgermeister der Stadt unterhält.
Die Ernennung ist ein wichtiger Meilenstein und eine bedeutende Anerkennung des kulturellen Wertes der isländischen Schwimmbäder. Island hat erstmals eine eigenständige Nominierung für die Liste eingereicht hat. Im Jahr 2021 wurde die Handwerkskunst nordischer Klinkerboote als gemeinsame Nominierung aller nordischen Länder zusammen mit den Färöern und Åland in die Liste aufgenommen.
Die Nominierung ist das Ergebnis umfangreicher Vorbereitungen unter der Leitung des Nationalmuseums von Island und zuvor des Árni Magnússon-Instituts für Isländische Studien. Schwimmbadbesucher, Gemeindegruppen, Vereine und Kommunen trugen dazu bei, indem sie ihre Perspektiven einbrachten und den Prozess unterstützten. In ganz Island fanden Treffen statt, um lokale Erkenntnisse zu sammeln, wobei Schwimmer und Schwimmgruppen aus dem ganzen Land ihre Erfahrungen einbrachten und ihre Unterstützung zusagten. Auch Schwimmvereine, der isländische Schwimmverband und UMFÍ beteiligten sich, und zehn Gemeinden reichten formelle Unterstützungsschreiben ein, darunter die Stadt Reykjavík, die ein 10-minütiges Video über die Schwimmbadkultur produzierte. Der ehemalige Präsident Guðni Th. Jóhannesson unterstützte die Nominierung von Anfang an.
Logi Einarsson, der Minister für Kultur, Innovation und Hochschulbildung, sagt:
„Ich bin begeistert, dass die UNESCO bestätigt hat, was wir bereits wissen – die isländische Badekultur ist einzigartig. Diese Anerkennung unterstreicht den kulturellen Schatz, den wir in unseren Bädern haben. Ein Betonbecken mit Wasser zu füllen ist das eine, aber die Gespräche und Begegnungen, die dort oft zwischen Fremden stattfinden, sind etwas ganz anderes.
In ganz Island gibt es über 120 Schwimmbäder. Sie fördern das körperliche und geistige Wohlbefinden und sind einer der beliebtesten Treffpunkte des Landes. Jedes Schwimmbad hat seinen eigenen Charakter und spiegelt die Gemeinschaft seine Umgebung wider. Sie gehören zu den wenigen Orten, an denen die Menschen ihre Handys weglegen und sich ehrlich miteinander unterhalten.“
Die Bürgermeisterin von Reykjavík, Heiða Björg Hilmisdóttir, sagt:
„Geothermische Energie und unsere Schwimmbäder sind ein wichtiger Teil der Kultur und Geschichte von Reykjavík, und wir sind stolz auf diese Anerkennung durch die UNESCO. Die acht von der Stadt Reykjavík betriebenen Schwimmbäder haben jeweils ihre eigene Identität und Atmosphäre, bieten jedoch alle einen Rückzugsort in einer hektischen Welt. Im Wasser sind alle gleich, und es gibt nichts Schöneres, als Menschen jeden Alters zu sehen, wie sie sich in den Schwimmbädern versammeln und Körper und Geist stärken.“
Die isländische Badekultur reiht sich neben französischem Baguette und nordischer Saunakultur in die Liste ein
Die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes wird oft als „kleine Schwester“ der Welterbeliste bezeichnet. Die Liste umfasst mehr als 800 Einträge aus über 150 Ländern und unterstreicht den Reichtum globaler kultureller Traditionen, darunter chinesisches Schattenspiel, belgische Bierkultur, französisches Baguette und finnische Saunakultur. In Neu-Delhi fügte das Komitee neue Einträge hinzu, darunter die Christmas Bram and Sambai Feierlichkeiten im Gales Point Manatee Dorf in Belize, Deepavali, das hinduistische Lichterfest, belgisches Marionettentheater, traditionelle japanische Papierherstellung und nun auch die isländische Poolkultur.
Weitere Infos stehen auf der Seite der UNESCO und hier zur Verfügung.
