Energiefalle Führungskraft

Bild von Lars Peter Witt auf Pixabay

Ben Schulz, Unternehmensberater und SPIEGEL-Bestseller-Autor, skizziert die schleichende Erschöpfung von Personen in Führungsposition und zeigt verschiedene Ursachen dafür auf:

„In mittelständischen Unternehmen zeigt sich zunehmend ein Phänomen, das auf den ersten Blick unscheinbar wirkt, aber tiefgreifende Folgen für Strategie, Leistung und Zukunftsfähigkeit haben kann: die ‚Energiefalle Führungskraft‘. Entscheiderinnen und Entscheider spüren sie vielleicht als bleierne Schwere im Alltag, als ständiges Funktionieren oder als das leise Flüstern von ‚Ich kann nicht mehr.‘ Dauerverfügbarkeit, der Preis der Angst und das Ausbleiben wirksamer Selbstführung sind keine ästhetischen Begriffe, sondern existentielle Stolpersteine in Strategie und Transformationsprozessen. Viele Geschäftsführer mittlerer Unternehmen haben über Jahre Verantwortung getragen – für Mitarbeitende, für Finanzen und für Märkte, die schnelllebig und krisenanfällig geworden sind. Die letzte Dekade war gekennzeichnet von einer Permakrise. Es gab und gibt noch immer Lieferkettenprobleme, wirtschaftliche Unwägbarkeiten, Energiepreisschocks und geopolitische Spannungen. Doch noch problematischer als jede einzelne Krise ist das dauerhafte Grundrauschen der Unsicherheit. Führungskräfte reagieren dann meistens. Sie laufen auf Reserve, schalten ab, wenn Gelegenheiten zur Reflexion bestehen, und sie schlagen in Kommunikations- und Entscheidungsprozessen zunehmend Alarm. Dauerverfügbarkeit wird zur Norm und Nicht-Erreichbarkeit zum Tabu. Doch dieser Zustand fordert einen hohen Preis in Form von permanenter Erschöpfung, schwindender Klarheit, abnehmender Innovationskraft oder Risikoaversion – und letztlich droht die destruktive Wirkung auf Teams, Kultur und Performance.

„Stopp“ als elementarer Bestandteil

Der Preis der Angst ist ein Schlüsselbegriff in diesem Kontext: vor Fehlern, vor Abweichungen und die Angst davor, den Kurs nicht halten zu können in Umbruchszeiten. Sie führt dazu, dass Führungskräfte ihre Schwächen verbergen und Entscheidungen verschleppen. Die Angst lähmt Kreativität und Veränderungsbereitschaft. Strategische Initiativen bleiben Stückwerk und Visionen verlieren – leise, aber stetig – ihren Halt. Folgen fallen emotional und auch operativ sowie finanziell aus. Strategien verflachen, Wachstumsmöglichkeiten bleiben ungenutzt, Potenziale unerschlossen und die Mitarbeitenden orientierungslos. Denn Orientierung entsteht nicht allein durch Anweisungen, sondern durch Beispiel, Transparenz und Empathie. Ein weiterer Aspekt dieser Energiefalle ist die mangelnde Selbstführung. Viele Führungskräfte sind Meister darin, Verantwortung nach außen zu tragen, für Ergebnisse zu sorgen und ihr Team zusammenzuhalten. Doch dabei vernachlässigen sie das eigene innere Management – Pausen, Grenzen, Reflexion, ehrliches Innehalten. Wer sieht noch die Macht, die darin liegt, bewusst Stopp zu sagen? Wer akzeptiert, dass nicht alles kontrollierbar ist? Es kommt zu stiller Erschöpfung, die aber kein Zeichen von Schwäche ist. Sie ist ein Signal für ein schon gefährlich aus dem Gleichgewicht geratenes System.

Führungskraft wird Perspektivmacher

Strategische Transformationsprozesse wie Digitalisierung, Kulturwandel oder neue Geschäftsmodelle setzen nicht nur auf Strukturen, Prozesse und Technologie. Sie fordern Führungsstärke, die sich nicht nur auf Effizienz und Zielerreichung bezieht. Es kommt auf Resilienz, Sinnstiftung und Zuversicht an. Entscheider, die in unsicheren Zeiten Perspektive bieten, die Fragen zulassen statt alle Antworten vorzugeben, fördern die Hoffnung – und diese Hoffnung ist kein Gefühl, sie ist ein praktisches Instrument, das Teams stärkt und Veränderung ermöglicht. Wer erkennt, dass Führungskraft sein auch heißt, Perspektivmacher zu werden, der arbeitet nicht gegen den Strom – er nutzt dessen Kraft. Denn in der Krise allein liegt nicht das Problem: Es ist die Unfähigkeit, sie nicht nur zu überstehen, sondern gemeinsam zu gestalten. Ein Strategievorsprung entsteht genau dort, wo Führungskräfte lernen, Verantwortung auch für sich selbst zu übernehmen. Selbstführung macht dann einen elementaren Teil der Führungs-Identität aus. Grenzen werden gezogen bei Zeitressourcen, mentaler Belastung und Kommunikationskanälen. Nicht-Erreichbarkeit gilt dann als gesunder Schutz. Fehler fungieren als Brücken zu Innovation.“

Weitere Informationen finden Sie unter www.benschulz-partner.de

Ben Schulz & Partner AG

Die Ben Schulz & Partner AG ist ein 2001 gegründetes Beratungshaus mit Sitz in Dillenburg-Frohnhausen. Das Unternehmen unterstützt Mittelständler bei der Entwicklung und Umsetzung wirkungsvoller Unternehmensleitbilder, Führungsleitlinien, Strategien sowie Führungskräfteentwicklung. Mit einem Team von zehn Mitarbeitenden bietet die AG maßgeschneiderte Lösungen in den Bereichen Managementberatung und Unternehmertum. Ziel ist es, Unternehmen durch klare Strategien zukunftsfähig aufzustellen. Die Ben Schulz & Partner AG wurde 2025 als „Innovator des Jahres“ ausgezeichnet und zählt zu den Exzellenzberatern für den Mittelstand in Deutschland. Vorstand Ben Schulz hat zudem mit „Führungskräfte als Hoffnungsträger“ einen SPIEGEL-Bestseller herausgebracht.

 

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