Menschen mit Behinderungen werden zu oft von der Politik ignoriert

Quelle: Behindertenverband Bayern e.V.

Am Sonntag trafen viele Aktivistinnen und Aktivisten für Inklusion und Behindertenrechte zum Randgruppenkrawall Behindertenprotest in München ein. Aufgerufen hatte dazu der Behindertenverband Bayern e.V. unter dem Motto:

Demonstration für ein selbstbestimmtes (!) Leben, Teilhabe und Barrierefreiheit.

Behindertenprotest gegen Ausgrenzung, Bevormundung und Unterdrückung.

Der Himmel weinte und so fand die Demo bei strömendem Regen statt. “Nun sind wir mit allen Wassern gewaschen,” scherzte Patricia Koller, Vorsitzende des Verbands.

Trotzdem sammelten sich ca. 100 Teilnehmer mit und ohne Behinderungen auf dem Marienplatz.

Lautstark unterstützt wurde die Veranstaltung wie immer von den World-Percussion-Power-Trommlerinnen von Drumadama, die quasi schon fester Bestandteil der Randgruppenkrawalle sind.

“Menschen mit Behinderung werden viel zu oft von der Politik ignoriert, ausgegrenzt und …vergessen. Inklusion ist noch immer kein Wahlkampfthema. Wir bringen uns nun lautstark in Erinnerung! Wir machen uns sichtbar und hörbar,” rief Patricia Koller, Vorsitzende des Behindertenverband Bayern, nach der Eröffnung der Kundgebung von der Bühne.

Neunzehn flammende Reden über die Zustände in den Werkstätten und Heimen, Probleme in der Pflege, Willkür und Machtmissbrauch in den Behörden, fehlende Barrierefreiheit usw. gingen in fünf Stunden über die Bühne. Eigentlich wären es noch mehr gewesen, die Demo war für sechs Stunden angemeldet, aber einige Teilnehmer waren kurzfristig erkrankt.

„Die Demonstration von Randgruppenkrawall in München am Sonntag hat gezeigt: Inklusion ist in Deutschland und Europa leider noch immer keine Selbstverständlichkeit und es gibt noch viel Handlungsbedarf. Menschen mit Behinderung müssen ihre Forderungen lautstark in Erinnerung bringen, und die Politik hört viel zu wenig auf sie.” sagte Henrike Hahn, stellvertretende Delegationsleiterin der deutschen Grünen im Europaparlament, die gekommen war, um ihre Kollegin, die Europaabgeordnete Katrin Langensiepen, die selbst eine Behinderung hat, beim Randgruppenkrawall zu erleben. Katrin Langensiepen war schon letztes Jahr beim Randgruppenkrawall und kündigte an, auch im nächsten Jahr wieder mit dabei zu sein.

Die Randgruppenkrawall-Aktionen sind grundsätzlich überparteilich. Frau Koller geht es vor allem darum, daß Betroffene und ihre Angehörigen endlich selbst zu Wort kommen und nicht ständig erleben müssen, daß über sie gesprochen wird, anstatt mit ihnen und daß nicht weiter über ihre Köpfe hinweg entschieden wird, wie sie zu leben haben, denn schließlich haben sie ein RECHT auf ein selbstbestimmtes Leben.

“Deutschland hat die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet, aber nicht umgesetzt. Die Gesetze wären auf unserer Seite, aber was nutzen uns die schönsten Gesetze, wenn sich niemand daran hält?” fragt sie und plant bereits die nächsten Randgruppenkrawall-Behindertenproteste für 2022.

Über Patricia Koller 21 Artikel
Die Autorin Patricia Koller recherchiert und schreibt zu sozialen Themen (wie z.B. Opfer von Gewaltverbrechen) und kämpft als Aktivistin für die Verbesserung der Rechte von Schwerbehinderten und psychisch Kranken. Sie ist ehrenamtliche Helferin für Schwerbehinderte und psychisch Kranke und Leiterin der Selbsthilfegruppe “Persönliches Budget für Schwerbehinderte – Behindertenrecht”.