Wann zur Schuldnerberatung gehen? Besser zu früh als zu spät!

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Eine Lebenskrise, die Trennung vom Partner, plötzliche Arbeitslosigkeit oder eine Depression – all das können Gründe sein, die zu einer Verschuldung führen. Manchmal verlieren Menschen auch einfach den Überblick über ihre Finanzen, leben über ihren Verhältnissen oder kommen nicht aus dem Niedriglohnsektor heraus.

Sich vor den Schulden zu verstecken und den Kopf in den Sand zu stecken, bringt leider gar nichts. Irgendwann holen einen die finanziellen Probleme wieder ein und stehen in Form einer Kontopfändung oder gar in Person des Gerichtsvollziehers vor der Tür.

Damit das nicht passiert, sollten Betroffene rechtzeitig die Reißleine ziehen und sich bei Bedarf auch professionelle Hilfe suchen. Eine Schuldnerberatung kann wieder Ordnung in die Finanzen bringen und Optionen für eine langfristige Lösung aufzeigen.

Nicht zu lange warten

Es ist erst einmal nicht verwerflich, einen Kredit aufzunehmen. Manchmal machen Menschen auch Schulden, weil sie eine überraschend hohe Energiekostennachzahlung leisten müssen. Nicht immer ist das ein Grund, sofort in Panik auszubrechen.

Wenn jemand ein geregeltes Einkommen hat und solche überraschenden Posten in wenigen Raten sicher abbezahlen kann, braucht er natürlich keine Schuldnerberatung. Anders sieht es aus, wenn ein Schuldner den Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann, immer häufiger um Stundung bitten muss oder einfach gar nicht zahlt. Auch wiederkehrende geplatzte Lastschriften sind ein schlechtes Zeichen.

Wer also das Gefühl hat, dass er nicht zahlen kann und ohnehin den Überblick über seine Finanzen verloren hat, sollte sich schnellstmöglich an eine Schuldnerberatung wenden. Es ist keine Schande, sich in einer schwierigen Lage von Experten weiterhelfen zu lassen.

Viele Schuldner warten jedoch viel zu lange und sehen sich schon bald härteren Maßnahmen wie einem Vollstreckungsbescheid oder einem Insolvenzverfahren gegenüber. Spätestens jetzt sollte unbedingt eine Schuldnerberatung in Anspruch genommen werden!

Das leistet die Schuldnerberatung

Schuldnerberatungsstellen unterstützen die Ratsuchenden mit einer Reihe von verschiedenen Maßnahmen und zeigen ihnen so einen Weg aus der Überschuldung auf. Das läuft üblicherweise so ab:

  • Der Berater erfasst erst einmal die aktuelle Situation und stellt Einnahmen und Ausgaben gegenüber. Außerdem sammelt er alle ausstehenden Verbindlichkeiten. Anhand dieser Informationen kann er sich ein besseres Bild von der tatsächlichen finanziellen Lage machen. Um dem Schuldnerberater die Arbeit zu erleichtern, sollten Betroffene vorher die notwendigen Unterlagen zusammensuchen und sie möglichst geordnet vorzeigen.
  • Gemeinsam mit dem Schuldner bespricht der Berater, wie die finanzielle Situation aussieht und welche Verhaltensänderungen zu einer Besserung führen können. Zur Beratung gehört in der Regel auch das Aufstellen eines Haushaltsplans.
  • Der Berater überprüft die ausstehenden Forderungen und setzt sich gegebenenfalls mit den Gläubigern in Kontakt, um zum Beispiel einen Zahlungsaufschub oder eine Ratenzahlung zu vereinbaren. Er klärt zudem, ob eventuell ein Anspruch auf Sozialleistungen besteht.
  • Wenn es notwendig sein sollte, richtet der Berater ein Pfändungsschutzkonto ein. Das soll sicherstellen, dass der Schuldner genügend Geld zur privaten Lebensführung übrig hat und nicht einfach alles von den Gläubigern gepfändet werden kann. Er muss schließlich weiterhin Miete zahlen und Essen einkaufen. Die aktuelle Pfändungsfreigrenze liegt übrigens bei 1.555 Euro pro Monat.
  • Wenn der Weg aus den Schulden nur über eine Verbraucherinsolvenz führt, dann wird der Berater den Schuldner dabei unterstützen und ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen.
  • Da eine Verschuldung eine hohe psychische Belastung sein kann, bieten Schuldnerberatungen häufig auch die Vermittlung an psychologische Beratungsstellen an.

Mit einem einzigen Gespräch ist es bei einer hohen Verschuldung nicht getan. Deswegen sollte die Chemie zwischen dem Berater und dem Schuldner stimmen. Hinzu kommt, dass die privaten finanziellen Verhältnisse komplett offengelegt werden, sodass das Vertrauen schon da sein sollte. Um sicherzugehen, dass menschlich alles passt, sollte zunächst ein unverbindliches Erstgespräch stattfinden, bei dem sich beide Parteien in aller Ruhe beschnuppern können. Bei einem kostenlosen Angebot gibt es diese Option aufgrund der langen Wartezeiten natürlich nicht immer. Wer sich aber entscheidet, zu einer gewerblichen Beratungsstelle zu gehen, sollte darauf achten, dass ein kostenloses Erstgespräch angeboten wird.

Was kostet eine Schuldnerberatung?

Ob durch eine Schuldnerberatung Kosten entstehen, hängt vom Anbieter ab. In Deutschland gibt es zahlreiche karitative Organisationen, die eine Schuldnerberatung zum Nulltarif anbieten. Das ist für Menschen in einer prekären finanziellen Situation natürlich besonders attraktiv, allerdings sind die Wartezeiten bei solchen Beratungsstellen oft sehr lang und können sogar mehrere Monate betragen. Umso wichtiger ist es, sich frühzeitig um die Beratung zu kümmern.

Wer ein wenig Geld in die Hand nimmt, muss meist nicht so lange warten. Es gibt verschiedene gewerbliche Anbieter sowie Anwälte, die eine Schuldnerberatung durchführen. Die machen das allerdings nicht kostenlos. Wie hoch die Rechnung am Ende sein wird, ist sehr unterschiedlich. Bei einem Anwalt kommt schnell ein hoher Betrag zusammen, schließlich wird er in der Regel sein normales Anwaltshonorar verlangen.

Bei einer gewerblichen Schuldnerberatung liegen die Kosten üblicherweise zwischen 500 und 1.000 Euro. Wie teuer es letztendlich wird, hängt auch von der Zahl der Gläubiger ab, denn je mehr es davon gibt, desto mehr Arbeit ist das natürlich für die Schuldnerberatungsstelle.

 

Quellen:

https://anwalt-kg.de/insolvenzrecht/der-richtige-zeitpunkt-fuer-eine-schuldnerberatung

https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/schuldnerberatung-und-privatinsolvenz-worauf-zu-achten-ist,SPT5rcH

https://www.diakonie.de/wissen-kompakt-schuldnerberatung#c2552

https://schuldlos.de/schuldnerberatung-und-insolvenzberatung/ratgeber/kosten-schuldnerberatung

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/geld-versicherungen/kredit-schulden-insolvenz/pfaendungsfreigrenzen-erhoehung-nicht-verpassen-61950

https://www.bmjv.de/SharedDocs/Publikationen/DE/Broschueren/Pfaendungsfreigrenzen_Arbeitseinkommen.pdf

 

 

 

 

 

 

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