@Kulturkampf ist Käse.
Die aktuelle Debatte um den Milram-Käse erinnert mich stark an eine Auseinandersetzung, die ich schon vor einigen Jahren erlebt habe – damals mit der Deutschen Bahn.
Milram hat jüngst ein Sonderdesign seiner Käseverpackungen veröffentlicht, auf denen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe abgebildet sind. Eigentlich eine bunte, freundliche Idee – und trotzdem gab es sofort massive Empörung, Shitstorms und Boykottaufrufe. (Falstaff-Artikel zur Debatte). Denn People of Color sind in beiden Fällen zahlenmäßig deutlich überrepräsentiert.
Genau diesen Mechanismus habe ich 2019 bei einer Bahn-Werbung angesprochen: Dort wurden auffällig viele „People of Colour“ dargestellt. Meine damalige Frage war, ob diese Darstellung wirklich die deutsche Gesellschaft repräsentiert. Die Reaktion darauf war ein Sturm der Entrüstung – bis hin zu Forderungen nach meinem Parteiausschluss (Stern-Bericht). Meine Kritiker behaupteten ernsthaft, dass sei Abbild unserer vielfältigen Gesellschaft. Die Verzerrung wollen sie nicht wahrhaben. Ja, wir sind vielfältig, aber weiße Europäer sind eine deutliche Mehrheit, Menschen mit Migrationshintergrund eine große Minderheit.
Was damals wie heute gilt: Wenn man das Kriterium Hautfarbe in der Werbung bewusst einführt, löst die Reaktionen aus. Kulturkampf von links erzeugt Kulturkampf von rechts. Und so entsteht ein Kreislauf, der am Ende nur denjenigen nutzt, die unsere Gesellschaft spalten wollen.
Natürlich sind die Gegenreaktionen auf Milram überzogen und vielfach wirklich unappetitlich. Aber man sollte sich bewusst machen: Wer versucht, Unterrepräsentationen durch Überrepräsentationen auszugleichen, erzeugt neue Ungerechtigkeitsempfindungen. Und damit schadet man am Ende genau den Gruppen, die man eigentlich sichtbar machen wollte.
Mein Fazit: Dieses Feuer sollte man besser gar nicht erst entfachen. Öl ins Feuer zu gießen, bringt niemandem etwas – außer den Rechten und Rechtsextremen.
