Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otmar Issing erhält Preis zur Sozialen Marktwirtschaft des WPCD – Würdigung durch Ministerin Katherina Reiche

Dr. Ansgar Tietmeyer, Präsident des Wirtschaftspolitischen Club Deutschland e.V. (WPCD), Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche, Prof. Dr. Otmar Issing, Patricia Solaro (WPCD), Marc S. Tenbieg, Vizepräsident des WPCD und Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bundes (v.l.), Copyright: Stefan Zeitz / WPCD

Der Wirtschaftspolitische Club Deutschland e.V. (WPCD) hat gestern in Berlin Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otmar Issing, einen der einflussreichsten Ökonomen Europas und ehemaligen Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, mit dem renommierten Preis zur Sozialen Marktwirtschaft ausgezeichnet. Vor über 150 Gästen würdigte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche das Lebenswerk des Preisträgers in einer bewegenden Laudatio.

Reiche hob hervor, dass Prof. Issing „geradezu mustergültig das eingelöste Aufstiegs- und Wohlstandsversprechen der Sozialen Marktwirtschaft verkörpert.“ Sie betonte zugleich die Bedeutung von Unternehmertum und Innovationskraft: „Wir müssen Aufstieg wieder ermöglichen und Innovationen auf den Weg bringen. Gute Ideen müssen die Chance haben, zur Realität werden zu können. Das heißt manchmal auch, Risiken einzugehen und unternehmerische Freiheiten zu nutzen. Das heißt aber auch, andere einzuladen und sich neuen Lösungen zu öffnen. Wenn wir Wachstumskräfte mobilisieren wollen, müssen wir diese Dimensionen der Sozialen Marktwirtschaft wieder stärken.“

Mit Blick auf die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen machte die Ministerin deutlich, dass eine Politik allein auf Basis wachsender Schulden dem Unternehmertum nicht hilft: „Mich schmerzt, dass die Krisen vergangener Jahre mit dem Hochlauf der Verteidigungsausgaben uns dazu gezwungen haben, Fiskalregeln außer Kraft zu setzen. Eine höhere Verschuldung, ein höheres Sondervermögen sind noch keine Innovationen. Wir können trotzdem nicht dauerhaft Schulden machen, um die Bundeswehr auszustatten. Wir brauchen Strukturreformen.“

Prof. Issing erhielt die Auszeichnung für seine fachliche Exzellenz und für sein Lebenswerk. WPCD-Präsident Dr. Ansgar Tietmeyer erklärte: „Mit Prof. Issing ehren wir einen Ökonomen, dessen Lebenswerk weit über die Wissenschaft hinaus Wirkung entfaltet hat. Seine Ideen prägen die europäische Geldpolitik bis heute.“ Die Preisverleihung fand in der Hessischen Landesvertretung in Berlin statt.

In seiner Impulsrede stellte Prof. Issing die drängendsten Herausforderungen der deutschen Wirtschaftspolitik in den Mittelpunkt. Angesichts globaler Krisen, geopolitischer Spannungen und des zunehmenden Drucks auf den Mittelstand mahnte er zu klaren Prioritäten und entschlossenem Handeln: „Wir müssen die Probleme schonungslos benennen und rechtzeitig Entscheidungen treffen, auch wenn sie unbequem sind,“ betonte er.

Weiter führte Prof. Issing aus: „Die Sorge um die Zukunft des Landes darf den Blick auf seine nach wie vor herausragenden Stärken nicht versperren. Es ist die Aufgabe der Politik, das Dickicht von Hemmungen zu durchforsten und den produktiven Kräften den notwendigen Freiraum zu verschaffen. Dafür existiert keine Blaupause. Die Konzeption der Sozialen Marktwirtschaft, in den neuen Herausforderungen angepasstem Gewande, vermag die notwendige Orientierung bieten.“ Prof. Issing gilt als Architekt der geldpolitischen Strategie der Europäischen Zentralbank (EZB) und als eine prägende Figur für Stabilität und Glaubwürdigkeit des Euro.

Hochkarätige Diskussion zu wirtschaftspolitischen Herausforderungen

In der anschließenden Paneldiskussion diskutierten Prof. Issing, MdB Dr. Andreas Lenz, wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sowie Moritz Koch, Ressortleiter Politik beim Handelsblatt, die zentralen wirtschaftspolitischen Herausforderungen und erörterten, wie Deutschland seine Wettbewerbsfähigkeit auch in turbulenten Zeiten sichern kann. Moderiert wurde die Runde von Fernsehjournalistin Anja Heyde.

Marc S. Tenbieg, WPCD-Vizepräsident und Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bundes (DMB) resümiert: „Der Mittelstand ist das tragende Element der Sozialen Marktwirtschaft. Mit den richtigen Rahmenbedingungen kann er auch künftig seine ganze Innovationskraft entfalten und so Wachstum und Wohlstand sichern. Veranstaltungen wie die heutige beim WPCD sind deshalb wichtig, um die aktuell großen Herausforderungen stärker in den öffentlichen Diskurs zu bringen und Lösungen aufzuzeigen.“

Über Prof. Otmar Issing

Nach einer erfolgreichen akademischen Karriere war Prof. Issing von 1990 bis1998 Mitglied des Direktoriums der Deutschen Bundesbank und deren Chefökonom. In dieser Funktion und mit dem Sitz im Zentralbankrat nahm er wesentlichen Einfluss auf den geldpolitischen Kurs. Von 1998 bis 2006 war er Mitglied des Direktoriums und des Rates der Europäischen Zentralbank. Als deren erster Chefökonom spielte er eine zentrale Rolle bei der Einführung des Euro. Er gilt als Vater der Zwei-Säulen-Strategie und prägte die Geldpolitik der ersten Jahre.

WPCD-Auszeichnung mit langer Tradition und namhaften Preisträgern

Der WPCD lobt den Preis zur Sozialen Marktwirtschaft mit dem Ziel aus, einen konstruktiven Beitrag für die wirtschaftspolitische Diskussion zu leisten. Zu den Preisträgern zählen Persönlichkeiten wie Prof. Dr. Veronika Grimm, Prof. Dr. Lars Feld, Prof. Dr. Andreas Freytag, Prof. Dr. Clemens Fuest, Prof. Dr. Justus Haucap, Prof. Dr. Isabel Schnabel oder Prof. Dr. Achim Wambach. Im vergangenen Jahr ging der Preis an Prof. Dr. Dr. Christoph Schmidt.

Prof. Dr. Otmar Issing, ehemaliger Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB), erhält den Preis zur Sozialen Marktwirtschaft des Wirtschaftspolitischen Club Deutschland e.V. (WPCD). Copyright: Stefan Zeitz / WPCD 
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