Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland nimmt weiter zu und erreicht einen Stand, der zuletzt vor mehr als einem Jahrzehnt verzeichnet wurde. Nach aktuellen wirtschaftlichen Erhebungen ist für das laufende Jahr mit knapp 24.000 Firmenpleiten zu rechnen. Damit setzt sich ein Trend fort, der bereits seit dem Ende der staatlichen Sonderstützungsprogramme nach der Pandemie zu beobachten ist.
Besonders stark betroffen ist der kleine und mittlere Unternehmenssektor, der einen Großteil der Insolvenzanträge stellt. Branchenübergreifend geraten Betriebe unter Druck, da steigende Kosten, eine verhaltene Nachfrage sowie strukturelle Anpassungsprozesse zunehmend auf die Liquidität durchschlagen. Wirtschaftsexperten sehen darin ein Zeichen für eine Phase wirtschaftlicher Bereinigung, die vor allem jene Unternehmen trifft, die nur über geringe finanzielle Reserven verfügen.
Neben zahlreichen kleineren Betrieben geraten auch etablierte Unternehmen mit langer Markttradition in wirtschaftliche Schieflage. In mehreren aktuellen Fällen versuchen betroffene Firmen, sich im Rahmen laufender Verfahren neu aufzustellen und den Geschäftsbetrieb zumindest teilweise fortzuführen. Ob diese Sanierungsbemühungen erfolgreich sein werden, ist jedoch offen.
Die Entwicklung hat auch arbeitsmarktpolitische Relevanz. Tausende Arbeitsplätze stehen im Zusammenhang mit laufenden Insolvenzverfahren zur Disposition, insbesondere in strukturschwachen Regionen. Fachleute warnen davor, die steigenden Insolvenzzahlen isoliert zu betrachten: Sie seien Ausdruck einer angespannten Gesamtlage, in der hohe Energie- und Finanzierungskosten, geopolitische Unsicherheiten und ein zurückhaltendes Konsumverhalten zusammenwirken.
Für die kommenden Monate erwarten Beobachter keine spürbare Entspannung. Vielmehr gehen Prognosen davon aus, dass sich die Insolvenzdynamik auf erhöhtem Niveau stabilisieren könnte. Wirtschaftspolitisch rückt damit erneut die Frage in den Fokus, wie tragfähige Geschäftsmodelle gestärkt und zugleich notwendige strukturelle Anpassungen begleitet werden können.
