5 Auslands-Oscar-Gewinner, die Sie möglicherweise noch nicht gesehen haben

oscar pokal trophäe gold nachbau glanz, Quelle: analogicus, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig

Bald werden die diesjährigen Oscars wieder vergeben, obwohl dieses Jahr die berühmte Oscar-Verleihung in Hollywood aufgrund von Covid-19-Beschränkungen nur in einem möglichen Hybridformat zwei Monate später als normal abgehalten werden wird.
Diese Awards präsentieren jedes Jahr das Beste der US-amerikanischen und internationalen Filmindustrie und verleihen dabei die begehrten Preise unter anderem für die besten schauspielerischen Darstellungen, die besten Soundtracks und die beeindruckenden Spezialeffekte. Natürlich werden noch viele andere Auszeichnungen vergeben, darunter auch in jene Kategorie, die leider sehr oft übersehen wird. Die Auszeichnung für den besten internationalen Spielfilm, also jener Produktion, die außerhalb der Vereinigten Staaten hergestellt wurde. „Parasite“, „Roma“ und „Crouching Tiger, Hidden Dragon“ sind einige der bekanntesten Filme des letzten Jahrzehnts, die den Preis des „Auslands-Oscars“ einfahren konnten, aber, da sind wir uns sicher, es gibt weniger bekannte Titel, von denen Sie wahrscheinlich noch nie etwas gelesen bzw. die Sie noch nie gesehen haben!

Wir stellen Ihnen hier nun fünf internationale Oscar-Gewinner vor, die es auf jeden Fall wert sind, in ruhigen Stunden angesehen zu werden.

„Die offizielle Geschichte“,  (1985) – Argentinien

In diesem Drama steht die Beziehung einer Mutter zu ihrer Adoptivtochter während der schweren politischen Unruhen im Argentinien der 1980er Jahre im Mittelpunkt. Alicia, verkörpert von Norma Aleandro, spielt eine Mutter, die sich eines Tages zu fragen beginnt, woher ihre Adoptivtochter eigentlich stammen könnte: Wurde sie gar ihrer leiblichen Mutter gestohlen, die eventuell eine politische Gefangene der argentinischen Militärjunta gewesen war? Je mehr sie sich mit der Herkunft ihres Kindes auseinandersetzt, desto mehr kommt sie zur Überzeugung, dass Ihre Befürchtungen sich bewahrheiten könnten, vor allem auch, weil Sie annehmen muss, dass ihr eigener Ehemann Teil des Militärregimes ist, das hinter diesen Ungeheuerlichkeiten steht.
Während Alicia in diesem preisgekrönten Film versucht, dem Rätsel auf die Spur zu kommen, nimmt uns dieser Streifen mit auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle, und lässt uns in eine Mischung aus Thriller, Tragödie und moralischem Drama eintauchen. Die Hauptdarstellerin Aleandro gewann im selben Jahr auch die Auszeichnung für die beste Schauspielerin beim internationalen Filmfestival in Cannes für ihre herausragenden Leistungen, und die packende Handlung des Films führte zu vielen weiteren Erfolgen – alle selbstverständlich außerhalb Argentiniens, die dann mit der begehrten Oscar-Preisverleihung ihren Höhepunkt fanden.

„Alles über meine Mutter“, (1999) – Spanien

Pedro Almodóvars schwarze Komödie ist eigentlich ein Film, der allen Frauen dieser Welt gewidmet ist, und sich laut dem Regisseur auf eine Vielzahl menschlicher Emotionen, vorrangig auf die Liebe, den Verlust einer persönlichen Beziehung und auf das Wiedererwachen der verlorengeglaubten Lebensfreude konzentriert. Die Handlung des Films dreht sich um die Geschichte von Manuela, die angesichts des tragischen Todes ihres Sohnes versucht, bei alten Freunden, die sie aus früheren Jahren kennt, Trost zu finden. Ihre Reise führt sie nach Barcelona, ​​dem Ort ihrer gescheiterten Beziehung zu Ex-Ehemann Esteban, der sich im Laufe der Jahre zu einem Transsexuellen entwickelt hat, und der nun ein vollkommen anderes Leben führt.

Während ihres Aufenthalts in der katalanischen Hauptstadt findet sie Halt bei ihren starken Freundinnen, zuerst bei einer alten Bekannten – der transsexuellen Prostituierten „La Agrada“ – und später bei einer bekannten Schauspielerin, die ihren Sohn vergöttert hat. Und schlussendlich findet sie auch noch Zuspruch bei einer  jungen Nonne, die gekonnt von Penelope Cruz dargestellt wird.

Almodóvar verwebt gekonnt all diese herausfordernden Themen, um kraftvolle Bilder starker Frauen zu zeichnen. Für seine filmische Umsetzung erhielt er im selben Jahr sowohl die Auszeichnung für den besten Regisseur bei den Filmfestspielen in Cannes aber auch den prestigeträchtigen Oscar, genau elf Jahre nachdem er mit dem Streifen „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“  bereits eine vielbeachteten Tragikomödie geschaffen hatte.

„Gefährliche Züge“, (1984) – Frankreich

Das „Damengabit“ war der filmische Gesprächsstoff des vergangenen Jahres, denn diese Miniserie auf Netflix fesselte die Fernsehwelt vor allem auf Grund der unglaublichen Geschichte eines Wunderkindes, das ein Schachturniere nach dem anderen für sich entscheiden konnte, um schlussendlich der Beste in diesem Spiel zu werden. Aber auch „Gefährliche Züge“ aus dem Jahr 1984 befasste sich mit einem sehr ähnlichen Thema. Der junge Rebell Fromm trat gegen den etablierten Schachgroßmeister Liebskind an, der gleichzeitig auch sein ehemaligen Schachlehrer war.

Fromm zeichnet sich in diesem Streifen dadurch aus, dass er immer wieder auf seine Fähigkeit zurückgreifen kann, sich komplizierte Schachsequenzen zu merken. Diese Tatsache verschafft ihm einen enormen Spielvorteil, der mit dem Kartenzählen beim Blackjack verglichen werden kann. Die Rivalität der beiden Kontrahenten nimmt im Verlauf des Films zu, was gleichzeitig zu Momenten großer Spannung, aber auch zu einigen humoristischen Abschnitten führt.

Zwar könnten die vielen Szenen, die sich mit der Kunst des Schachspiels beschäftigen, möglicherweise nicht jedermanns Geschmack sein, sie sollten jedoch auf jeden Fall auf die veralteten 80er-Jahre-Outfits in diesem Film achten, durchaus bemerkenswert.

„Das Leben der Anderen“, (2006) – Deutschland

„Big Brother is watching you“, aber nicht nur mittels öffentlicher Überwachungskameras oder digitalen Spuren im Netz. Denn was passiert, wenn der „Große Bruder“ Sie in Ihrem eigenen Zuhause beschnüffelt und kontrolliert?

„Das Leben der Anderen“ zeigt die Schrecken und die Ängste im Stasi-Überwachungsstaat der DDR kurz vor dem Fall der Berliner Mauer. Ein erfolgreicher Dramatiker, gespielt von Sebastian Koch, geht eine Liebensbeziehung zu einer seiner Hauptdarstellerinnen, dargestellt von Martina Gedeck ein, die zufällig mit einem hochrangigen Stasi-Beamten namens Wiesler zusammenarbeitet. Von Eifersucht zerfressen, spioniert Wiesler die Wohnung des Dramatikers aus, in der sich das Liebepaar öfters ein Stelldichein gibt.  Der Stasi-Beamte ist fest entschlossen, sich bei seinem Nebenbuhler zu rächen, aber wie kann er es am besten anstellen?

Einer der Hauptgründe, warum dieser Thriller berechtigterweise den Oscar für den besten ausländischen Film erhielt, lag sicher darin, dass das Unterdrückungsregime der Stasi  so eindrücklich in diesem Film vermittelte wurde und dadurch das Publikum in seinen Bann gezogen werden konnte, vor allem jene, die keine Ahnung über die damaligen Zeiten und Zustände in Ostdeutschland hatten.

„Eine fantastische Frau“, (2017) – Chile

Diese internationale Koproduktion basiert auf dem Originaldrehbuch des chilenischen Regisseurs Sebastián Lelio, der es auch in diesem Film verstand, der eigenen Gesellschaft gekonnt einen Spiegel vorzuhalten und jene typischen Vorurteile offen zu legen, die sich im Leben einer Transfrau ergeben. In diesem bewegenden Drama wird das menschliche Bedürfnis nach Trauer verweigert und auf die vielen Hemmnisse, die sich für eine transgender Person ergibt, eingegangen.

Als ihr Geliebter Orlando, gespielt von Francisco Reyes, plötzlich an einem Aneurysma stirbt, muss sich Marina, dargestellt von Daniela Vega, mit der allumfassenden Feindseligkeit der eigenen Familie und jener der Behörden, die alle mit Argwohn und Ablehnung auf ihre Beziehung reagieren, auseinandersetzen. Sie wird nicht nur in aller Öffentlichkeit wegen ihres Geschlechts zum Gespött gemacht, sondern muss sich auch noch erniedrigende körperliche Untersuchungen unterziehen.

Der Film ist in vielerlei Hinsicht einzigartig und versucht mit Nachdruck, Marina’s Trauer gekonnt zu vermitteln. Eine faszinierende Tanzszene und eine impulsive Auseinandersetzung gegen extremes Wetter sind nur zwei Möglichkeiten, wie Marina diesen Kampf verkörpert. Schlussendlich wird uns ein spannender Film präsentiert, der diesen Auslands-Oscar wirklich mehr als verdient hat.

Über Autor kein 2888 Artikel
Hier finden Sie viele Texte, die unsere Redaktion für Sie ausgewählt hat. Manche Autoren genießen die Freiheit, ohne Nennung ihres eigenen Namens Debatten anzustoßen.