Ex-Präsident Nicolas Sarkozy in der Einzelzelle – Kein Luxusgut wird ihm verweigert

Nachbau einer Gefangenenunterkunft

Seit gestern, 21. Oktober, sitzt der 1955 in Paris geborene Politiker Nicolas Sarkozy im Gefängnis. Die Mehrheit der Franzosen findet das richtig, denn er ist zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er sich, der in den Jahren 2004/07 Staatspräsident Frankreichs war, seine Wiederwahl durch Millionenspenden des nordafrikanischen Diktators Muamar al-Gaddafi (1942-2011) hatte finanzieren lassen.

Was ihn in seiner Einzelzelle aber erwartet, ist keine harte Gefängnisstrafe, sondern ein Luxusleben hinter Gittern, verglichen zumindest mit dem, was ich 1962/64 als politischer Häftling im DDR-Zuchthaus Waldheim/Sachsen erlebte. Sein Luxusleben im Knast beginnt schon damit, dass er in einer Einzelzelle mit neun Quadratmetern lebt. Wir in Waldheim hausten zu viert in einer Zelle mit 9,2 Quadratmetern, so stand es draußen an der Zellentür.                                                                      Er hat ein Bett, keine Pritsche wie wir, mit bezogenem Kopfkissen und Zudecke. Der Zelle angeschlossen ist ein Badezimmer mit Dusche und Toilette. In Waldheim hatten wir keine Toilette, sondern einen stinkenden Kübel für vier Personen wie im 18. Jahrhundert, als das Gefängnis erbaut worden war. Einen Kühlschrank und einen Fernseher kann er sich für wenig Geld mieten. Telefonieren kann der prominente Häftling zu jeder Tages- und Nachtzeit, anrufen kann er freilich nur die mit der Gefängnisleitung vereinbarten Telefonnummern. Besuche darf er dreimal in der Woche empfangen, in Waldheim durften wir einmal in einem halben Jahr für eine halbe Stunde unsere Angehörigen sehen.

Nicolas Sarkozy, der sich für völlig unschuldig hält, hat sich drei Bücher mit in die Zelle genommen. Er rechnet also damit, dass er nur wenige Tage in seiner Zelle bleiben muss. Das Berufungsverfahren läuft schon. In dieser Woche noch will ihn der französische Innenminister besuchen, was den Druck auf die Justizbehörden erhöhen dürfte.

Über Jörg Bernhard Bilke 278 Artikel
Dr. Jörg Bernhard Bilke, geboren 1937, studierte u.a. Klassische Philologie, Gemanistik und Geschichte in Berlin und wurde über das Frühwerk von Anna Seghers promoviert. Er war Kulturredakteur der Tageszeitung "Die Welt" und später Chefredakteur der Kulturpolitischen Korrespondenz in der Stiftung ostdeutscher Kulturrat.