Bedeutet Fintech das Ende für die Kreditkarte?

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In einer Zeit, in der disruptive Technologien eine Branche nach der anderen umwälzen, hat sich die Kreditkarte erstaunlich gut gehalten. All die innovativen digitalen Zahlungsmethoden, die Verbrauchern heute zur Verfügung stehen, haben nichts an der Dominanz von Visa und Mastercard geändert. Weit mehr als 90 % aller Geschäfte akzeptieren diese Zahlungsmethoden, sowohl online als auch offline.

Doch aktuell sind Fintech-Unternehmen auf dem Vormarsch. Paypal, Klarna und Stripe haben schon jetzt riesige Marktanteile erobert. Apple und Google stehen mit eigenen Fintech-Lösungen in den Startlöchern. Und das Potenzial von Kryptowährungen ist noch nicht einmal ansatzweise realisiert. Könnte diese Entwicklung der guten alten Kreditkarte den Todesstoß versetzen? Oder profitiert sie am Ende sogar davon?

Verbraucher bevorzugen digitale Zahlungslösungen

Auf den ersten Blick ist die Lage klar: Gerade jüngere Verbraucher bevorzugen heute digitale Zahlungslösungen gegenüber der Kreditkarte. Immer öfter zücken sie an der Supermarktkasse das iPhone oder die Smartwatch zum Bezahlen, der Geldbeutel bleibt zuhause liegen.

Beim Online-Shopping setzt der Rechnungskauf mit Klarna oder PayPal neue Maßstäbe. Und unter Freunden ist es längst üblich geworden, Schulden mit dem eWallet zu begleichen. In Deutschland hat sogar nur jeder Dritte eine Kreditkarte, sie wird zudem nur bei jeder 67. Zahlung eingesetzt. Angesichts der großen Akzeptanz von Kreditkarten ist das bemerkenswert.

PayPal als größter Konkurrent

Der größte Konkurrent der Kreditkarte im Online-Geschäft ist aktuell PayPal. Bei der Akzeptanz in Online-Shops liefern sich beide ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Wenn beide Optionen zur Verfügung stehen, bevorzugen viele Kunden aber PayPal, das deutlich flexibler ist.

Lediglich im Bereich der Online-Casinos hat die Kreditkarte derzeit einen deutlichen Vorsprung vor PayPal. Das liegt aber nicht etwa daran, dass Casino-Kunden Visa oder Mastercard bevorzugen. Ganz im Gegenteil, ein Casino mit PayPal Einzahlung hat einen echten Wettbewerbsvorteil gegenüber seinen Konkurrenten. Vielmehr hat PayPal in der Vergangenheit freiwillig darauf verzichtet, sich auf diesem Markt zu engagieren.

Apple Pay und Google Pay an der Kasse

Eine neue Entwicklung könnte sogar dazu führen, dass die Offline-Zahlungen per Kreditkarte zurückgehen. Aktuell stecken Bezahlsysteme wie Apple Pay, Google Pay oder Samsung Pay zwar noch in den Kinderschuhen. Es ist aber gut möglich, dass sie die Kreditkarte bald überflügeln.

Dank NFC-Technologie sind sie schon jetzt theoretisch mit den meisten Kartenterminals kompatibel. Zukünftig könnten immer mehr Menschen beschließen, ihren Geldbeutel im Alltag zuhause zu lassen – und damit auch ihre Kreditkarte.

Koexistenz statt Verdrängung?

Diese Entwicklung stellt durchaus eine Bedrohung für das Geschäft der Kreditkartenfirmen dar. Allerdings muss sie nicht zwingend dazu führen, dass diese Zahlungsmethode verschwindet. Denn es gibt auch einige Aspekte, die der Kreditkarte zugutekommen.

So können Dienste wie PayPal oder Apple Pay mit einer Kreditkarte verknüpft werden. Dadurch werden die Kreditkartenfirmen an den Umsätzen digitaler Zahlungslösungen beteiligt und profitieren zumindest teilweise von deren Wachstum.

Zudem nimmt der Anteil an Bargeldzahlungen stetig ab. In einigen Ländern wie Schweden oder Großbritannien machen sie schon heute weniger als 1 % aller Zahlungen aus. Auch dieser Trend kommt teilweise der Kreditkarte zugute.

Auf absehbare Zeit ist also nicht damit zu rechnen, dass die Kreditkarte verschwindet. Das sehen übrigens auch die Börsen so: Während Fintechs wie PayPal kürzlich Federn lassen mussten, konnten sich die Papiere von Visa und Mastercard gut behaupten.

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