Die Deindustrialisierung Deutschlands beginnt

fabrik gebäude verlassen feuertreppe architektur, Quelle: 12019, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig

Schon 16 Prozent der Industriebetriebe Deutschlands sehen sich aufgrund der hohen Energiepreise zu einer Drosselung der Produktion oder gar zur Aufgabe ganzer Geschäftszweige gezwungen. Das ergibt sich aus einer am 25. Juli 2022 veröffentlichten Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Bei energieintensiven Betrieben lag der Anteil bereits bei 32 Prozent.

Ein Viertel der von den hohen Energiepreisen betroffenen Betriebe fuhr laut Umfrage die Produktion bereits zurück oder verlagerte die Produktion in andere Länder. Ein weiteres Viertel setze diese Schritte aktuell um. Die Hälfte der betroffenen Betriebe sei dabei, eine Drosselung oder Verlagerung der Produktion zu planen. Die Situation vieler Unternehmen könnte sich laut der DIHK-Umfrage im Laufe des Jahres weiter verschlechtern.

Die Umfrage zeigt – haben Sie das tatsächlich wahrgenommen (?): Wir erleben gerade den Beginn des Absturzes von wesentlichen Teilen der deutschen Industrie – insbesondere aufgrund der verfehlten Energiepolitik.

Während manche sehr deutlich den Beginn eines ökonomischen Niedergangs Deutschlands (und Europas) sehen und oftmals selbst schon spüren, halten andere Warnungen vor einer schleichenden Deindustrialisierung seltsamerweise für etwas Anrüchiges. Die DIHK-Umfrage objektiviert das Problem nun anhand von nüchternen Zahlen und Fakten: Von Populismus kann also keine Rede sein.

Dennoch aber sind große Teile von Politik und Gesellschaft in der „intellektuellen Verarbeitung“ selbst von einfachsten Zahlen und Zusammenhängen kaum noch vertraut. Zwar nehmen sie diese „im medialen Rauschen“ am Rande irgendwie wahr. Doch selbst wenn sie sie lesen, dann lesen sie oftmals belanglos über sie hinweg, so als hätten diese mit ihrem eigenen Leben, mit unserer Volkswirtschaft und mit der Zukunft der jungen Generation nichts zu tun.

Wollte man Karl Marx heranziehen, so könnte man sagen: Durch ständige ideologische Berieselung sind wir Deutschen inzwischen teilweise völlig entfremdet von uns selbst. Kaum anders ist es zu erklären, dass erhebliche Teile unserer Gesellschaft trotz extremer Alarmzeichen die existenzbedrohende Dramatik zwar irgendwie punktuell immer mal kurz sehen, blitzartig aber auch regelmäßig sofort wieder verdrängen und die Tragweite weder rational noch emotional verstehen bzw. verstehen wollen.

Große Teile unserer Gesellschaft sind blind angesichts dessen, was sich eigentlich klar erkennbar vor unseren Augen abspielt.

Daher noch einmal ganz nüchtern die Fakten:

Schon jetzt straucheln 16 Prozent aller Industriebetriebe Deutschlands. 32 Prozent aller energieintensiven Betriebe sind fast schon am Ende bzw. auf dem Absprung ins Ausland.

Wer sich mit den energieintensiven Branchen auch nur rudimentär auskennt, weiß, dass diese im Zweifelsfall einen nicht ganz unerheblichen Teil der übrigen Volkswirtschaft mit in den Abgrund ziehen können bzw. werden.

Um Politiker, Journalisten und viele andere Multiplikatoren und Entscheidungsträger unserer Gesellschaft mit den handfesten Problemen der deutschen Industrie zu konfrontieren, dokumentiert die Akademie Bergstraße in Kooperation mit dem Aktionskreis Energie und Naturschutz (AKEN) ausgewählte Fälle in einer neu eingerichteten Datenbank Deindustrialisierung.

Wir müssen endlich begreifen, dass es nicht so weitergehen kann wie bisher. Jeder in Deutschland muss jetzt im Zweifelsfall „über seinen ideologischen Schatten springen“, um dem Gemeinwohl zu dienen und um das Überleben dieser Volkswirtschaft in extrem schwierigen Zeiten zu ermöglichen.