FAZ zensiert Hans-Olaf Henkel

Zugspitze, Foto: Stefan Groß

Die FAZ.NET – Frankfurter Allgemeine Zeitung hat bei einem Leserbrief von Hans-Olaf Henkel, der sich mit der Geschichte der AfD und deren Abdriften ins rechtspopulistische Milieu befasst, den entscheidenden letzten Absatz weggelassen. In diesem geht es um die Mitschuld der Medien und um Fehler, die nicht wiederholt werden dürfen. Die Aufarbeitung dieses Themas scheint bei der FAZ offenbar immer noch am Anfang zu stehen.

Hier das von der FAZ zensierte Ende des Leserbriefes:

… Klar, wir machten zwei verhängnisvolle Fehler: Wir merkten es zu spät, und als wir es merkten, sind wir zu spät geflüchtet. Mit den Liberal-Konservativen Reformern (LKR) fangen wir jetzt wieder dort an, wo wir damals aufgehört haben, und inzwischen haben wir gelernt, wie man eine erneute Unterwanderung verhindert.

Folgendes wurde nicht abgedruckt:
Die Rolle der deutschen Medien durch ihre falsche Etikettierung am Anfang und damit auch ihre Mitverantwortung für die spätere Unterwanderung der AfD darzustellen, ist wohl von einem mit- beteiligten Journalisten etwas zu viel verlangt. Das besorgen hoffentlich Politikwissenschaftler, Meinungsforscher und Historiker.
Anbei der Leserbrief in voller Länge

Als Zeitzeuge kann ich bestätigen, dass Justus Bender im Auszug seines Buches („Was will die AfD?“) viele Hintergründe für den Erfolg der AfD und die inzwischen immer klarer zutage tretenden Zentrifugalkräfte innerhalb dieser Partei beleuchtet hat. Das ist ihm auch deshalb gelungen, weil er über sehr viel „Insider“-Information verfügte. Allerdings vermisse ich einen selbstkritischen Aspekt: Schon kurz nachdem Bernd Lucke und andere Gleichgesinnte die Partei begründeten, wurde sie erst von der politischen Konkurrenz und dann auch von den meisten Medien in eine Ecke gestellt, in die sie damals noch nicht gehörte, in der man in unserem Land immer schon jede Person, Organisation oder Partei angreifen, wenn nicht gar vernichten konnte. Zunächst wurde noch versucht – Gerhard Schröder hat es mit dem „Professor aus Heidelberg“ vorgemacht – uns als „Professorenpartei“ lächerlich zu machen. Als das nicht zog, wollte man uns als „Ein-Themen-Partei“ das Schicksal der „Piraten“ bereiten. Aber eine „Rechts-„ oder „Rechtsaußenpartei“ war die AfD damals noch nicht. Erst als prominente Vertreter der politischen Konkurrenz uns den Stempel „rechtspopulistisch“ aufdrückten und dieses Etikett dann medial vervielfacht wurde, begann das Unheil. Bender berichtet zu Recht, dass wir, wie andere neu gegründeten Parteien vorher auch, neben Spinnern, Karrieristen und Verschwörungstheoretikern auch Rechtsaußen anzogen. Sie waren am Anfang nicht nur eine klare Minderheit, wir hatten auch entsprechende Konsequenzen gezogen, um uns dieser zu entledigen. Auch gingen die ersten Wahlerfolge der AfD kaum zu Lasten der NPD. Das mediale Trommelfeuer deutscher Rudeljournalisten machte aus Lucke, mir und vielen plötzlich „Rechtspopulisten“, und solche sind dann auch in Scharen gekommen. Klar, wir machten zwei verhängnisvolle Fehler: Wir merkten es zu spät, und als wir es merkten, sind wir zu spät geflüchtet. Mit den Liberal-Konservativen Reformern (LKR) fangen wir jetzt wieder dort an, wo wir damals aufgehört haben, und inzwischen haben wir gelernt, wie man eine erneute Unterwanderung verhindert.

Die Rolle der deutschen Medien durch ihre falsche Etikettierung am Anfang und damit auch ihre Mitverantwortung für die spätere Unterwanderung der AfD darzustellen, ist wohl von einem mit- beteiligten Journalisten etwas zu viel verlangt. Das besorgen hoffentlich Politikwissenschaftler, Meinungsforscher und Historiker.

 

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