Notre Dame symbolisiert das europäische Christentum – Eine Kirche in Flammen

Fire Alarm, Foto: Stefan Groß

Millionen Menschen betrachten fassungslos die Katastrophe – die weltberühmte Kathedrale Notre-Dame steht in Flammen. Dabei gibt es besorgniserregende Parallelen zum Christentum und einen Hoffnungsschimmer, meint unser Autor Andreas T. Sturm.

Notre Dame als Symbol für das europäische Christentum

Montag, 15. April 2019. Seit knapp drei Stunden brennt die Kirche von Notre-Dame in Paris. Kurz vor 22 Uhr tritt ein Sprecher der Feuerwehr vor die Kameras und verkündet, dass die nächsten eineinhalb Stunden entscheidend dafür seien, ob das Gebäude ganz einstürze. Die Bilder erzeugen unendlichen Schmerz. Doch der Brand symbolisiert den Zustand des gesamten Christentums: Kirchenaustritte, Glaubensverlust und Kirchenschließungen gehören zu den täglichen Hiobsbotschaften; der Missbrauchsskandal ist keineswegs Ursache dafür, sondern Brandbeschleuniger.

Bei der Diskussion, ob das 21. Jahrhundert das Zeitalter der fortschreitenden Säkularisierung oder der Rückkehr der Religion sei, wird oft vergessen, dass sich die religiösen und spirituellen Entwicklungen zu einem Großteil außerhalb des Christentums abspielen und zumeist Funktionen übernehmen, die vorher das Christentum innehatte (Stichwort »Ersatzreligionen«).

Die Symbolik des Brands von Notre-Dame reicht so weit, dass das Feuer im Dachgeschoss begann und von dort ausbreitete; ein Brand in der obersten Etage mag schwieriger zu kontrollieren und wesentlich gefährlicher sein. Für die verschiedenen christlichen Kirchen lässt diese Parallele unterschiedliche Schlüsse zu.

Und die Moral von der Geschicht‘?

Doch was bleibt von diesem Abend, an dem ich für Live-Bilder auf CNN schalten muss, während die ARD Tier-Dokus aus der Konserve zeigt?

Der Wert einer Sache wird erst deutlich, wenn er nicht mehr da ist. Notre-Dame ist gleichermaßen ein nationales wie auch ein religiöses Symbol. Mit 13 Millionen Besuchern jährlich ist es die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Frankreich und verkörpert die nationale Identität Frankreichs und das kulturelle, christliche Bewusstsein Europas. Das atemberaubende Kirchengebäude ist dabei unabhängig vom christlichen Glauben ein Kunstschatz, doch es ist auch sichtbarer Ausdruck des christlichen Bewusstseins, welches weniger greifbar und doch tragend für unsere Gesellschaft ist. Dieses Bewusstsein ist gespeist von Tradition, privaten Erinnerungen, kollektivem Gedächtnis und wiederkehrenden Riten. Der schleichende Verlust ist genauso schlimm, er erzeugt nur weniger Widerstand und Trauer als ein plötzlicher Verfall.

Als Präsident Macron den Wiederaufbau versprach, sprach er vielen Millionen Menschen aus der Seele. Es wird spannend zu beobachten sein, ob dem Wiederaufbau des Gebäudes auch ein Wiederaufbau der christlichen Institutionen folgt.

Mittlerweile ist bekannt, dass einige wichtige Kunstschätze und Reliquien gerettet wurden. Doch als der Feuerwehrsprecher von der »entscheidenden Stunde« für die Grundmauern und die Fassade von Notre-Dame sprach, so hätte er dies auch für die christlichen Institutionen ausrufen können; und dabei geht es nicht darum nur einige Reliquien zu retten oder die bloße Fassade zu wahren, sondern an einer für die Zukunft eine grundlegend tragfähige Kirche zu arbeiten. Die französische Milliardärsfamilie Pinault (Inhaber der des Luxusmodekonzerns Kering mit Marken wie Gucci und Saint Laurent) versprach noch in der Nacht, als das Feuer noch brannte, 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Kathedrale. Für eine funktionierende kirchliche Institution bedarf es keiner Millionenzahlung, sondern einer Rückbesinnung auf die biblische Botschaft Jesu mit viel Herzblut, Engagement und Aufrichtigkeit, um verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Millionen Menschen betrachten fassungslos die Katastrophe – die weltberühmte Kathedrale Notre-Dame steht in Flammen. Dabei gibt es in besorgniserregende Parallelen zum Christentum und einen Hoffnungsschimmer, meint unser Autor Andreas T. Sturm.

Notre Dame als Symbol für das europäische Christentum

Montag, 15. April 2019. Seit knapp drei Stunden brennt die Kirche von Notre-Dame in Paris. Kurz vor 22 Uhr tritt ein Sprecher der Feuerwehr vor die Kameras und verkündet, dass die nächsten eineinhalb Stunden entscheidend dafür seien, ob das Gebäude ganz einstürze. Die Bilder erzeugen unendlichen Schmerz. Doch der Brand symbolisiert den Zustand des gesamten Christentums: Kirchenaustritte, Glaubensverlust und Kirchenschließungen gehören zu den täglichen Hiobsbotschaften; der Missbrauchsskandal ist keineswegs Ursache dafür, sondern Brandbeschleuniger.

Bei der Diskussion, ob das 21. Jahrhundert das Zeitalter der fortschreitenden Säkularisierung oder der Rückkehr der Religion sei, wird oft vergessen, dass sich die religiösen und spirituellen Entwicklungen zu einem Großteil außerhalb des Christentums abspielen und zumeist Funktionen übernehmen, die vorher das Christentum innehatte (Stichwort »Ersatzreligionen«).

Die Symbolik des Brands von Notre-Dame reicht so weit, dass das Feuer im Dachgeschoss begann und sich von dort ausbreitete; ein Brand in der obersten Etage mag schwieriger zu kontrollieren und wesentlich gefährlicher sein. Für die verschiedenen christlichen Kirchen lässt diese Parallele unterschiedliche Schlüsse zu.

Und die Moral von der Geschicht‘?

Doch was bleibt von diesem Abend, an dem ich für Live-Bilder auf CNN schalten muss, während die ARD Tier-Dokus aus der Konserve zeigt?

Der Wert einer Sache wird erst deutlich, wenn er nicht mehr da ist. Notre-Dame ist gleichermaßen ein nationales wie auch ein religiöses Symbol. Mit 13 Millionen Besuchern jährlich ist es die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Frankreich und verkörpert die nationale Identität Frankreichs und das kulturelle, christliche Bewusstsein Europas. Das atemberaubende Kirchengebäude ist dabei unabhängig vom christlichen Glauben ein Kunstschatz, doch es ist auch sichtbarer Ausdruck des christlichen Bewusstseins, welches weniger greifbar und doch tragend für unsere Gesellschaft ist. Dieses Bewusstsein ist gespeist von Tradition, privaten Erinnerungen, kollektivem Gedächtnis und wiederkehrenden Riten. Der schleichende Verlust ist genauso schlimm, er erzeugt nur weniger Widerstand und Trauer als ein plötzlicher Verfall.

Als Präsident Macron den Wiederaufbau versprach, sprach er vielen Millionen Menschen aus der Seele. Es wird spannend zu beobachten sein, ob dem Wiederaufbau des Gebäudes auch ein Wiederaufbau der christlichen Institutionen folgt.

Mittlerweile ist bekannt, dass einige wichtige Kunstschätze und Reliquien gerettet wurden. Doch als der Feuerwehrsprecher von der »entscheidenden Stunde« für die Grundmauern und die Fassade von Notre-Dame sprach, so hätte er dies auch für die christlichen Institutionen ausrufen können; und dabei geht es nicht darum nur einige Reliquien zu retten oder die bloße Fassade zu wahren, sondern an einer für die Zukunft grundlegend tragfähige Kirche zu arbeiten. Die französische Milliardärsfamilie Pinault (Inhaber der des Luxusmodekonzerns Kering mit Marken wie Gucci und Saint Laurent) versprach noch in der Nacht, als das Feuer noch brannte, 100 Millionen Euro für den Wiederaufbau der Kathedrale. Für eine funktionierende kirchliche Institution bedarf es keiner Millionenzahlung, sondern einer Rückbesinnung auf die biblische Botschaft Jesu mit viel Herzblut, Engagement und Aufrichtigkeit, um verlorengegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.

Und damit wird die Katastrophe um ein Gebäude ein Weckruf für das gesamte Christentum. Eines der ersten Bilder ins Innere der Kirche zeigt einen zerstörten Innenraum, einzig das goldene Kreuz hängt noch an seiner Stelle. Morgen sollen laut Präsident Macron die Wiederaufbauarbeiten beginnen. Doch wann beginnt die Institution Kirche damit?

Und damit wird die Katastrophe um ein Gebäude ein Weckruf für das gesamte Christentum. Eines der ersten Bilder ins Innere der Kirche zeigt einen zerstörten Innenraum, einzig das goldene Kreuz hängt noch an seiner Stelle. Morgen sollen laut Präsident Macron die Wiederaufbauarbeiten beginnen. Doch wann beginnt die Institution Kirche damit?