Ein Reförmchen ohne Einsparungen: Die Bürgergeld-Reform

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Politisch gesehen ist das nicht mehr als eine späte Korrektur offenkundiger Fehlanreize, keine Reform, sondern ein Reförmchen. Wo die Jobcenter bislang nicht richtig hingeschaut haben, sollen sie das künftig tun. Die 115.000 Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit sollten künftig ihre Ermessensspielräume komplett ausschöpfen. Die BfA muss komplett durchgeschüttelt und neu ausgerichtet werden. Das wäre die nötige Reform. Einsparungen erwarte ich von den Maßnahmen nicht.“

„Ich bin fest überzeugt, dass sich zehn Prozent in diesem System einsparen lassen müssen. Das ist ein Betrag, der muss möglich sein.“ #Friedrich_Merz wollte zehn Prozent der Bürgergeld-Kosten einsparen, das wären rund fünf Milliarden Euro gewesen. Davon ist nichts mehr übrig. Heute beschloss das Kabinett: Das Bürgergeld heißt jetzt Grundsicherungsgeld. Der Name ändert sich, sonst ändert sich wenig.

Die Bürgergeld-Reform (soll ab 1. Juli 2026 gelten) soll den Druck auf die Leistungsbezieher erhöhen. Besonders im Visier: Leistungsempfänger, die drei Termine im Jobcenter versäumen. Aber: Wie oft Termine versäumt werden, wird bei den Jobcentern bislang gar nicht registriert! Totalverweigerer dürften finanziell jedoch weniger ins Gewicht fallen als Leistungsempfänger, die regelkonform ihre Termine wahrnehmen und sich nicht energisch um einen Job bemühen.

Rund 5,2 Millionen Menschen beziehen Bürgergeld, davon etwa 1,4 Millionen Kinder. Den Steuerzahler kostet das mehr als 50 Milliarden Euro jährlich.

Bei Pflichtverletzungen droht heute eine Kürzung von bis zu 30 %. Mehr erlaubt das Bundesverfassungsgericht nicht. So bleibt es auch bei der Neuregelung, angeblich sollen Verstöße jedoch konsequenter geahndet werden – was abzuwarten bleibt. Vermögen soll früher und strenger angerechnet werden. Hat man bislang nicht genau hingeschaut? Unangemessen hohe Mieten sollen schneller beanstandet werden, Jobcenter sollen weniger Ermessensspielraum zugunsten der Leistungsbezieher haben und Vermittlung soll vor Qualifizierung gehen.

#Sylvia_Pantel, Bundesvize der WerteUnion: „Politisch gesehen ist das nicht mehr als eine späte Korrektur offenkundiger Fehlanreize, keine Reform, sondern ein Reförmchen. Wo die Jobcenter bislang nicht richtig hingeschaut haben, sollen sie das künftig tun. Die 115.000 Mitarbeiter der Bundesagentur für Arbeit sollten künftig ihre Ermessensspielräume komplett ausschöpfen. Die BfA muss komplett durchgeschüttelt und neu ausgerichtet werden. Das wäre die nötige Reform. Einsparungen erwarte ich von den Maßnahmen nicht.“ Eine weitere wichtige Maßnahme, so Pantel, wäre, die Jobcenter stringent unter eine Leitung zu stellen und nicht wie jetzt die Aufsicht zwischen Bundesanstalt und Kommunen aufzuteilen. Ob die Umstellung auf Grundsicherungsgeld in der Praxis tatsächlich etwas bewirke, sei eher fraglich.

Über Sylvia Pantel 29 Artikel
Sylvia Maria Pantel (1. Januar 1961 in Düsseldorf) ist eine deutsche Politikerin, die der Werteunion angehört und zuvor Mitglied der CDU war. Von 2013 bis 2021 vertrat sie die CDU im Deutschen Bundestag während der 18. und 19. Legislaturperiode. Bei den Bundestagswahlen 2013 und 2017 gewann Pantel den Wahlkreis Düsseldorf II und zog jeweils direkt ins Parlament ein. 2021 verfehlte sie jedoch sowohl das Direktmandat als auch den Wiedereinzug über die Landesliste der CDU Nordrhein-Westfalen, auf der sie Platz 40 innehatte. In der 19. Legislaturperiode war sie ordentliches Mitglied des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Darüber hinaus arbeitete sie als stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Gesundheit, im Ausschuss für Inneres und Heimat sowie im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Pantel engagierte sich viele Jahre als Kreisvorsitzende der Frauen-Union Düsseldorf und führte zudem den CDU-Ortsverband Düsseldorf-Rath. Sie gehörte dem Kreisvorstand des CDU-Kreisverbandes Düsseldorf an und war von 2013 bis 2021 Mitglied im Bundesvorstand der Frauen-Union. Außerdem ist sie Mitglied der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft, dem Arbeitnehmerflügel der CDU. In einem Interview mit der Rheinischen Post bekundete sie ihr Interesse an einer weiteren Bundestagskandidatur. Am 28. März 2024 erklärte Pantel ihren Austritt aus der CDU und trat anschließend der Werteunion bei. Zuvor hatte sie alle Parteiämter niedergelegt und einen Wechsel zur Werteunion unter der Führung von Hans-Georg Maaßen nicht ausgeschlossen. Heute ist Pantel Landesvorsitzende der Werteunion Nordrhein-Westfalen sowie stellvertretende Bundesvorsitzende. Für die Bundestagswahl 2025 kandidierte sie als Direktkandidatin im Düsseldorfer Süden.