Unsere Antwort auf die ARTE-Ausschreibung „Regisseurin gesucht“

17. November 2020 Autor kein 0

Zwei Monate zuvor hatte die langjährige ZDF-Reporterin Birte Meier in letzter Instanz erstritten, dass sie Auskunft über die Gehälter ihrer männlichen Kollegen erhalten muss. 2015 hatte die preisgekrönte Journalistin herausgefunden, dass sie für die gleiche Arbeit weniger Geld verdient als ihre männlichen Kollegen. Frauen* müssen endlich den Raum, die Sichtbarkeit und die Bezahlung bekommen, die Ihnen zusteht. #wirwarenimmerda […]

CORONA Filmbrancheninfos #88

14. November 2020 Peter Hartig 0

Es schien ja gut gemeint: Arte hatte im Oktober zum Wettbewerb „Regisseurin gesucht“ aufgerufen, weil „viel zu wenig Dokumentarfilme von Frauen auf Arte gezeigt werden.“ Das führte nicht nur bei Regisseurinnen zu „großer Irritation“. 625 Filmschaffende haben einen Brief mitunterzeichnet, den die Filmemacherinnen Pary El-Qalqili und Biene Pilavci gestern an den Sender schrieben. Sie bezweifeln, dass sich dadurch etwas ändern werde. Ihre Kritikpunkte:
# Die Regisseurinnen sind aufgerufen, unentgeltlich einen Film herzustellen.
# Das Motto „Unbeschreiblich weiblich“ reduziert die Regisseurinnen in ihrem Schaffen von vornherein auf die Themen der vermeintlichen „Weiblichkeit“ und des „weiblichen Blicks“.
# Der Sender bietet der Gewinnerin des Wettbewerbs einen Entwicklungsvertrag für ein 52-minütiges Format an. Die Ausschreibung fördert somit keine tatsächlich gleichberechtigte Teilhabe von Regisseurinnen, vor allem nicht auf einem Prime-Time Sendeplatz.
# Die Ausschreibung richtet sich explizit an Nachwuchsregisseurinnen –der Sender ignoriert die Existenz mehrerer Generationen qualifizierter Regisseurinnen.
Die Unterzeichnerinnen fordern darum eine „sofortige Überarbeitung“ der Wettbewerbs-Ausschreibung, denn sie „fördert eine (selbst)ausbeuterische Arbeitsweise, von der erneut diejenigen ausgeschlossen sein werden, die sich ein selbstfinanziertes Filmprojekt nicht leisten können.“ Sie erwarten, „dass Arte als europäischer Kultursender mit Vorbildfunktion Verantwortung für die Produktionsbedingungen übernimmt. Regie ist nicht unser Hobby, sondern unser Beruf.“ […]

Offenen Brief an ARTE – Unbeschreiblich Sexistisch

Wir erwarten des Weiteren, dass ARTE als europäischer Kultursender mit Vorbildfunktion Verantwortung für die Produktionsbedingungen übernimmt. Regie ist nicht unser Hobby, sondern unser Beruf. Die Ausschreibung fördert eine (selbst)ausbeuterische Arbeitsweise, von der erneut diejenigen ausgeschlossen sein werden, die sich ein selbstfinanziertes Filmprojekt nicht leisten können. […]

Reaktion auf ARTE-Wettbewerb: „Unbeschreiblich sexistisch“

“Wir sind im Jahr 2020 und haben immer noch mit strukturellem Ausschluss und Benachteiligung von Frauen* in der Politik, Wirtschaft und in der Film-und Fernsehbranche zu kämpfen. Als ich die Ausschreibung las, konnte ich es nicht fassen, dass wir als Regisseurinnen* dazu aufgerufen werden uns mit dem Thema ‘Unbeschreiblich weiblich’ auseinanderzusetzen. Wieso werden Regisseurinnen* hier in ihrem filmischen Schaffen von einem öffentlich-rechtlichen Sender auf ihr Geschlecht reduziert? Wenn ARTE tatsächlich etwas an der fehlenden Gleichstellung von Frauen* ändern möchte, dann muss eine 50/50 Quote umgesetzt werden. Nur mit klaren strukturellen Veränderungen, werden wir Regisseurinnen* in diesem Berufsstand gleiche Teilhabe erlangen. Von der Frage nach unzureichender Diversität vor und hinter der Kamera und struktureller Diskriminierung von Women of Color haben wir noch garnicht angefangen zu sprechen.” – Pary El-Qalqili, Autorin und Regisseurin […]