Opernball – Wien tanzt wieder

Sebastian Kurz mit Gerhard Schröder am Opernball 2019 (Pressefoto: Bundeskanzleramt)

Opernball am Dienstag. Juristenball am Samstag. Das sind die gesellschaftlichen Höhepunkte der Ballsaison in Wien. Aus Deutschland kommt Finanzminister Lindner. Jane Fonda ist der Stargast. Von Johannes Schütz.

Glücklich ist, wer vergisst“, die berühmte Polka aus der Fledermaus von Johann Strauß, bleibt weiterhin Leitmotiv in Wien.  Zwei Jahre war Pause. Aufgrund der Sanktionen, die die Seuche forderte.  Jetzt wird wieder getanzt in Wien. Damit herrscht noch einmal unbekümmerte Lustigkeit in der österreichischen Society.

Im Februar 2019 schien die Welt noch in Ordnung für die Mächtigen des Landes Österreich, die beim elitären Opernball ihren Auftritt zelebrierten. Damals kam Gerhard Schröder mit seiner koreanischen Frau Kim So-yeon, bekanntlich seine fünfte Ehe, nach Wien, er wurde bejubelt, als wäre er der deutsche Kaiser.  Am Opernball wurde Schröder vom damaligen Kanzler Kurz empfangen.

Doch schon im Oktober 2020 musste Kurz seinen Rücktritt erklären. Die strafrechtlichen Vorwürfe der Korruptionsstaatsanwaltschaft lauteten: Beihilfe zur Untreue und Bestechung. Der österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen zeigte sich sehr besorgt, ob der Sitten im Land. Jetzt muss Kurz fürchten, dass ihm die österreichische Justiz streng bestraft. Immerhin wurde der frühere Finanzminister Grasser, noch vor Sebastian Kurz der populäre „Sunnyboy“ der Boulevardmedien,  bereits zu einer Gefängnisstrafe von acht Jahren verurteilt.

Der aktuelle Kanzler Karl Nehammer ist offenbar weniger beliebt als Kurz oder Grasser. Die österreichischen Medien begannen rasch, ihn zu hetzen, ein Machtkampf brach in Österreich aus. Allerdings tritt Nehammer auch nicht als begehrter Eintänzer auf, vielmehr als pragmatischer Politiker. Mit dieser Haltung kann Nehammer in Wien, das glamourös sich präsentieren möchte, nicht auf Sympathien hoffen.

Gäste am Opernball 2023

Kanzler Nehammer lud den belgischen Premierminister Alexander De Croo als seinen Gast zum Opernball ein.  Aus Deutschland kommt in diesem Jahr  Christian Lindner, er begleitet den österreichischen Finanzminister Magnus Brunner.

Stargast ist allerdings Jane Fonda. Zwei Mal gewann sie den Oscar als beste Hauptdarstellerin, für Klute und Coming Home, weitere fünf Mal wurde sie nominiert.  Mit dem Film Barbarella wurde sie populär.  Sie galt damit als Playmate der Nation. Doch wollte Jane Fonda beweisen, dass sie eine Aktivistin ist, die für Politik sich interessiert. Mit ihrer Reise zu den Kämpfern des Vietcong, die sie 1972 unternahm, wurde sie in Amerika als Hochverräterin betrachtet.

Im Alter von 85 Jahren fand Jane Fonda jetzt doch noch zu Baumeister Richard Lugner.  Der österreichische Unternehmer sorgt seit 1992 für einen internationalen Stargast, der ihn zum Wiener Opernball begleiten soll, was stets Aufregung in den Medien auslöste.  1993 war der Stargast Joan Collins und 1994 kam Ivana Trump.

In diesem Jahr also Jane Fonda. Sie demonstrierte gleich bei ihrer Ankunft, dass sie noch immer Aktivistin sein will. Sie lehnte es entschieden ab, mit der Stretchlimousine zu fahren, die Richard Lugner für sie besorgte.  Offenbar möchte sie mit einem solchen Statussymbol nicht in Verbindung gebracht werden.

Juristenball in der Hofburg

„Der Juristenball ist zweifellos einer der nobelsten Bälle der Welt und
gleichzeitig das Ereignis der österreichischen Juristenszene schlechthin“,
schrieb Alexander Scheuwimmer, der Präsident des Juristenverbandes, im Programmheft für den Juristenball, der am 18. Februar 2023 in der  Wiener Hofburg seinen Platz erhält.

Seit Jahren strebte die österreichische Justiz, ein Event zu etablieren, das neben dem Opernball der Höhepunkt des Jahres werden soll. Die Elite der österreichischen Justiz soll dort ihre Erfolge feiern. 2019 wurde dafür Nicolas Cage als  Stargast engagiert, der mit dem damaligen Justizminister Moser scherzen sollte.

Den Ball eröffnen wird in diesem Jahr Justizministerin Alma Zadić. Es kommen ehemalige Justizminister, der Generalprokurator, der Präsident des Verfassungsgerichtshofs, Verfassungsrichter, der Präsident des Obersten Gerichtshofs, der Präsident der Notariatskammer, der Präsident des Österreichischen Rechtsanwaltskammertags, der Dekan der Juridischen Fakultät der Universität Wien. Dazu kommen noch die Sektionschefs des Justizministeriums. Auch Politiker werden gerne dazu eingeladen.

La Dolce Vita

Um Mitternacht sollen am Juristenball die Masken fallen. 2018  wurde als Mitternachtseinlage „The Rats are Back“ gewählt. 2019 Gregor Glanz genommen, mit seinem Programm „Cirque du Vegas“. Gregor Glanz wurde als  Bernd Brunmayr geboren und wechselte zwei Mal seinen Namen, damit er nicht erkannt werden kann. Er wàhlte als Künstlername Bernie Bennings, bevor er mit dem Aliasnamen Gregor Glanz untertauchte.

In diesem Sinne erhält der Juristenball jedes Jahr ein Motto. Für 2023 erklärte dazu Präsident Alexander Scheuwimmer im Programmheft:
„Das Motto war bald gefunden: LA DOLCE VITA – WIR FEIERN DAS LEBEN entspricht der Stimmung in unserem Land“.

„La dolce vita“ demnach, noch kurz vor dem Aschermittwoch, der über das lustige Treiben in Wien wohl gewittern muss.

Links:

Bericht vom Opernball 2018
Der Tanz der Justiz: Ballsaison in Wien
Tabula Rasa, 12. 2. 2018
www.tabularasamagazin.de/der-tanz-der-justiz-ballsaison-in-wien

Opernball 2019:
Der gesellschaftliche Höhepunkt in Wien
Tabula Rasa, 28. 2. 2019
www.tabularasamagazin.de/opernball-2019-der-gesellschaftliche-hoehepunkt-in-wien

Aschermittwoch 2020
Brief am Aschermittwoch: An die österreichische Justizministerin
Tabula Rasa, 27. 2. 2020
www.tabularasamagazin.de/brief-am-aschermittwoch-an-die-oesterreichische-justizministerin

Juristenball 2023
(Foto: Programm Juristenball)

Finanzen

Über Johannes Schütz 99 Artikel
Johannes Schütz ist Medienwissenschafter und Publizist. Veröffentlichungen u. a. Tabula Rasa Magazin, The European, Huffington Post, FAZ, Der Standard (Album), Die Presse (Spectrum), Medienfachzeitschrift Extradienst. Projektleiter bei der Konzeption des Community TV Wien, das seit 2005 auf Sendung ist. Projektleiter für ein Twin-City-TV Wien-Bratislava in Kooperation mit dem Institut für Journalistik der Universität Bratislava. War Lehrbeauftragter an der Universitat Wien (Forschungsgebiete: Bibliographie, Recherchetechniken, Medienkompetenz, Community-TV). Schreibt jetzt insbesondere über die Verletzung von Grundrechten. Homepage: www.journalist.tel