Von Erfurt in die Welt. Die Gemälde und Ölstudien des Nerly-Bestandes im Angermuseum Erfurt

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Friedrich Nerly. Von Erfurt in die Welt. Die Gemälde und Ölstudien des Nerly-Bestandes im Angermuseum Erfurt, Deutscher Kunstverlag, Berlin 2025, ISBN: 978-3-422-80257-5, 62 EURO (D)

Dieser opulente Katalog stellt die erste umfassende Publikation zum Erfurter Haupt-Nachlass des Landschaftsmalers Friedrich Nerly (1807–1878) dar. Bereits kurz nach seinem Tod traf das umfangreiche Konvolut in Erfurt ein und führte zur Gründung des Angermuseums. Der reiche Bestand an Gemälden und Ölstudien ermöglichte es in Verbindung mit dem Korpus an Zeichnungen, den Maler in all seinen Facetten zu erforschen. Seine Lebensreise führte ihn zunächst nach Hamburg zu dem Kunstpädagogen Carl Friedrich von Rumohr, der bald mit seinem Schüler nach Italien aufbrach. Hier fand Nerly seine neue Wahlheimat und schuf bereits in Rom spektakuläre Ölstudien. Seine Hauptschaffenszeit verbrachte er als „celebre pittore“ in Venedig, malte als erfolgreichster ausländischer Maler für die ganze Welt und erfand als Trendsetter das venezianische Mondscheinbild.

Dies ist die offizielle Publikation zur Ausstellung im Angermuseum Erfurt, vom 17. November 2024 bis 20. Juli 2025.

Das Buch beginnt mit fünf Essays. Zuerst wird eine Rekonstruktion der Gemäldesammlung der Erfurter Nerly Schenkung vorgestellt. Danach wird Nerly als „celebre pittore“ in Venedig skizziert, bevor Nerly und die Erfindung des venezianischen Mondschein-Bildes behandelt wird. Anschließend wird der Weg vom seinen Ölstudien zu fertigen Bildern dargestellt. Zum Schluss geht es um kunsttechnologische Untersuchungen, Konservierung und Restaurierung der Gemälde und Ölstudien.

Der dann folgende Katalog nimmt den meisten Raum ein. Er folgt einer chronologischen Anordnung und ist entsprechend den Reisen und Lebensstationen in folgende Hauptkapitel unterteilt: Lehrjahre bei Rumohr und Aufbruch nach Italien, der Kreis der frühen Freilichtmalerin Rom, Zwischenstopp in Mailand und die venezianischen Erfolgsjahre.

Ferner werden noch abgeschriebene Werke, ein Verzeichnis des Fehlbestandes und der veräußerten Ölgemälde und Ölstudien sowie ein Kurzbiografie präsentiert.

Im umfangreichen Anhang werden die Schenkungen des Nerly-Nachlasses durch Nerly d. J aus Venedig und Rom, Quellen und Literatur, Konkordanzen, ein Personenregister, die Kurzbiografien der Projektleiter und ein Abbildungsverzeichnis vorgestellt.

 

Dies ist eine ausführliche Retrospektive der Kunst Nerlys, die quasi wiederentdeckt wurde und in einem umfangreichen Zusammenhang gestellt wurde. Die Essays dazu sind informativ und zeigen einen Künstler, der Weltgewandtheit verkörperte und sinnliche Werke schuf. Die Illustrationen dazu sind gut gemacht und machen Lust auf die Ausstellung.

 

Über Michael Lausberg 613 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.