Appell contra Anklage

assange julian wikileaks protest empörung, Quelle: hafteh7, Pixabay License Freie kommerzielle Nutzung Kein Bildnachweis nötig

Der Westen erregt sich über die Unterdrückung von Meinungs- und Pressefreiheit in Russland – und Assange sitzt weiter im Gefängnis. Nun haben fünf große Medien öffentlich an die US-Regierung appelliert, die Strafverfolgung von WikiLeaks-Gründer Julien Assange endlich einzustellen. Doch Präsident Biden und sein Justizminister schweigen. Ein Kommentar von Helmut Ortner.

Schon 2010 hatten die fünf Redaktionen gemeinsam eine Reihe von Enthüllungsgeschichten über US-Kriegsverbrechen in Irak und Afghanistan veröffentlicht, die auf den WikiLeaks-Dokumenten basierten. Nun forderten die Chefredakteure und Herausgeber die USA auf, die Verfolgung von Assange wegen Veröffentlichung geheimer Dokumente endlich einzustellen. „Die Anklage gegen Assange ist ein gefährlicher Präzedenzfall und ein Angriff auf die Pressefreiheit“, heißt es offenen Brief, die von der „New York Times“, vom britischen „Guardian“, der französischen Zeitung „Le Monde“ sowie „El País“ aus Spanien und vom Nachrichten-magazin „SPIEGEL unterzeichnet worden ist. Ein dringender, notwendiger Appell.

Doch weder von US-Präsident Joe Biden Biden noch von seinem  Justizminister Merrick Garland gab es bislang eine Antwort. Ein beschämendes Schweigen, das in zweifelhafter Kontinuität mit Bidens Vorgängern Obama und Trump steht. Dabei könnten sie mit einer einzigen Unterschrift das Verfahren beenden. Assange wäre frei – nach sieben Jahren in der ecuadorianischen Botschaft in London und über drei Jahren in einem britischen Hochsicherheits-Gefängnis. Aber sie tun es nicht.

Seit 2001 diskutiert der US-Kongress den »International Press Freedom Act«, der bedrohten Jour­na­lis­t*in­nen weltweit Unterstützung und Schutz in den USA gewähren soll. Ein hehres Anliegen. Doch während sich die USA und der gesamte Westen über die Unterdrückung von Meinungs- und Pressefreiheit in Russland erregt (und dies zurecht!) – gilt Assange für die USA weiterhin als Staatsfeind. Eine skandalöse Einäugigkeit. Wie lange noch?

Und: es müssen endlich jene vor Gericht gestellt werden, deren Kriegsverbrechen in den von Wikileaks veröffentlichten Dokumenten bekannt wurden. Vor allem aber: die Anklage gegen Assange muss gestoppt werden, die Inhaftierung ein sofortiges Ende haben. Öffnet die Zellentür!

 

 

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Über Helmut Ortner 83 Artikel
Geboren 1950 in Gendorf/Oberbayern und aufgewachsen in Frankfurt am Main. Schriftsetzerlehre, anschließend Studium an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main, Schwerpunkt Grafik-Design. Es folgt Wehrdienstverweigerung – und Zivildienst. Danach journalistische Lehrjahre: Redakteur, Chefredakteur (u.a. Journal Frankfurt, Prinz). Ab 1998 selbständiger Printmedien-Entwickler mit Büro in Frankfurt. Konzepte und Relaunchs für mehr als 100 nationale und internationale Zeitschriften und Zeitungen, darunter Magazine wie Focus, chrismon, The European und Cicero, sowie Tages- und Wochenzeitungen, u.a. Das Parlament, Jüdische Allgemeine, Frankfurter Rundschau, Allgemeine Zeitung, Wiesbadener Kurier, Darmstädter Echo, De Lloyd Antwerpen, NT Rotterdam sowie Relaunchs in London, Wien, Sofia, Warschau und Dubai. Zahlreiche Auszeichnungen (u.a. European Newspaper Award, Hall of Fame, CP Award Gold). Daneben journalistische Beiträge zu politischen und gesellschaftlichen Themen, veröffentlicht in div. Tageszeitungen und Magazinen. Erste Buchveröffentlichung 1975, seither mehr als vierzig Veröffentlichungen. Übersetzungen in bislang 14 Sprachen (2018). Zahlreiche Preise und Einladungen: Stadtschreiberpreis der Stadt Kelsterbach, Lesereise Goethe-Institut Südamerika, Teilnahme an Buchmessen in Havanna, Istanbul und Buenos Aires sowie Lit.Col. Köln 2017. Zuletzt Lesereisen nach Lissabon, Turin, Tokyo. Helmut Ortner lebt und arbeitet in Frankfurt am Main und in Darmstadt. Er ist passionierter Radrennfahrer, Eintracht Frankfurt-Fan und Pat Metheny-Liebhaber.