Buchrezension: „Wie die einarmige Schwester das Haus fegt“

Lausbergs Buchtipp

Strand, Küstenlinie, Luftaufnahme, Quelle: Foundry, Pixabay Lizenz, Freie kommerzielle Nutzung, Kein Bildnachweis nötig

Cherie Jones: Wie die einarmige Schwester das Haus fegt. Roman, Culturbooks, Hamburg 2022, ISBN: 978-3-95988-185-2, 25 EURO (D)

Dies ist der gesellschaftskritische Kriminalroman von Cherie Jones, der 2022 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet wurde.

Barbados gilt als Perle der Karibik, dort blüht der ausländische Tourismus. Villen und Besitz der schönsten Strände sind meist den Reichen vorbehalten, während die einheimische Bevölkerung vom süßen Leben nur träumen kann. Der Alltag vieler Familien ist von prekären Jobs, Kriminalität, Drogen, Gewalt und Sexdiensten geprägt.

 Mit ihrem Mann Adan lebt sie in dessen heruntergekommenen Haus direkt am Strand, wo sie ein wenig Geld mit dem Flechten von Zöpfen für Touristinnen hinzuverdient. Adan, offiziell als Reparateur tätig, beschafft das zum Überleben Notwendige durch Drogenschmuggel und Einbrüche.

Verschiedene Personen der Unterschicht stehen für diese traurige Realität. Eine von ihnen ist Lala, die bei Urgroßmutter aufwächst, die als Sexarbeiterin nebenbei arbeitete. Sie verliebt sich in Adan und zieht in sein ärmlichen Haus. Die beiden heiraten, doch Lalas Traum von ein wenig Glück wird bald jäh zerplatzen. Adan verdient seinen Lebensunterhalt durch Drogengeschäfte und Einbrüche und erweist sich im Laufe der Zeit als aggressiv und gewalttätig.

Sie selbst will ehrlich Geld verdienen, indem sie Touristen die Haare flechtet und nimmt Adans Verhalten hin und schweigt darüber. Tone ist Adans Freund und Komplize bei seinen kriminellen Machenschaften, er verkauft sich bisweilen an reiche Touristinnen.

Ein anderes Leben führt Mira, die früher als Sexarbeiterin ihre Geld verdiente und nun aus dem Elend herausgekommen ist, indem sie einen reichen Freier heiratete. Als in ihr Haus eingebrochen wird, wird ihr Mann ermordet. Sie kennt das Gesicht des Mörders und lebt nun in Angst, selbst sein Opfer zu werden. Daraus entwickelt sich ein packender Kriminalfall.

Der Titel ist eine Metapher aus einer oft erzählten Geschichte auf Barbados, die Frauen dazu bringen sollen, ihrem Mann zu gehorchen.

Neben dem Krimi wird gleichberechtigt das traurige und oft hoffnungslose Leben von Personen aus der Unterschicht und ihre Beziehungen zueinander behandelt. Ein Schwerpunkt dabei ist Täuschung und Gewalt gegen Frauen, sowohl häusliche als außerhäusliche Gewalt.  Diese meist ungeschminkten Geschichten bieten einen intensiven Blick hinter der Fassade des Urlaubsparadiese, und lassen einen nachdenklichen, deprimierenden Beigeschmack.

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Über Michael Lausberg 546 Artikel
Dr. phil. Michael Lausberg, studierte Philosophie, Mittlere und Neuere Geschichte an den Universitäten Köln, Aachen und Amsterdam. Derzeit promoviert er sich mit dem Thema „Rechtsextremismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1971“. Er schrieb u. a. Monographien zu Kurt Hahn, zu den Hugenotten, zu Bakunin und zu Kant. Zuletzt erschien „DDR 1946-1961“ im tecum-Verlag.