CORONA – Filmbrancheninfos #37

In Hessen sollen ab Samstag die Kinos wieder öffnen – Und am Sonntag wird der „Deutsche Filmpreis“ nochmal gefeiert

Bild von Igor Ovsyannykov auf Pixabay

Zum Wochenende wird’s etwas ruhiger, zumindest was Nachrichten und Neuigkeiten angeht. Es wurde ja auch schon viel gesagt und beschlossen diese Woche. Ach ja: In Hessen sollen ab Samstag schon die Kinos wieder öffnen dürfen – sofern sie die Standards zum Gesundheitsschutz gewährleisten können. Und am Sonntag wird der „Deutsche Filmpreis“ nochmal gefeiert.

Die Brancheninfos erscheinen gleichzeitig auch auf unserem Blog out-takes zum Nachlesen. 

Die Situation von Hamburger Obdachlosen in der Corona-Krise hat der Filmemacher Leve Kühl festgehalten und „die Perspektive auf die Schwächsten der Gesellschaft erweitert“, lobt Klaas Heufer-Einlauf im Kommentar auf Youtube. Ein „sehenswerter Kurzfilm“, empfiehlt das Straßenmagazin „Hinz & Kunzt“

Und noch etwas Wichtiges gleich am Anfang: Am Sonntag ist der große Kinotagzum „Deutschen Filmpreis“. In diesem Jahr umständehalber online, dafür aber mit vollem Programm: Am 10. Mai ist über das Virtual Theatre Portal der Hauptgewinner „Systemsprenger“ 24 Stunden lang zu sehen. Begleitet wird das von 16 bis 20 Uhr mit Live-Filmgesprächen mit den Preisträger*innen. Ein Drittel der Einnahmen gehen direkt an mehr als 200 Kinos, die teilnehmen. Die Zuschauer*innen wählen beim Ticketkauf ihr Lieblingskino aus.

Zum Thema SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandards hat die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) „Empfehlungen für die Branche Bühnen und Studios für den Bereich: Probenbetrieb“ herausgegeben. Die Website bietet auch weitere Hilfen und Hinweise zur Arbeitssicherheit etwa des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales oder die Arbeitsschutzstandards der BGW für Friseurbetriebe

Drei Briefe von Leser*innen erhielten wir zu den Meldungen und Diskussionen der jüngsten Ausgaben:

Ich drehe seit 26 Jahren in der (nach der „Lindenstraße“) längstlaufenden deutschen TV-Serie: „Die Fallers“. Wir haben vor, ab 30. Juni die Drehaufnahmen wieder aufzunehmen. Hier werden alle Schauspieler gefragt, ob sie wollen – unabhängig von Alter oder Risikogruppe. Übrigens gab es die Diskriminierung älterer Schauspieler (oder eben gibt es die) auch außerhalb von Corona: Versicherungen sind nicht bereit, Akteure ab einem gewissen Alter zuzulassen. Ich habe das mit meinem Freund Lukas Ammann erlebt, der mit 100 Jahren von Margarethe von Trotta besetzt werden wollte. Doch es gelang ihr wegen seines Alters nicht, ihn bei der Produktion durchzusetzen. Grund angeblich: Die Versicherungen würden nicht mitspielen. Sehr traurig.
Peter Schell, Schauspieler 

Ich will keine Normalität haben. Wir brauchen Veränderungen. Alles andere ist eine menschliche Idiotie.
Adolfo Assor, Schauspieler 

Ich fand diese ersten Märztage sehr besonders. Alle verhielten sich anders. Alles war weniger. Es war freundlich und spannend. Es gab Ideen und noch keine Verbote, mehr Ruhe, weniger Verkehr, Besinnung. Mit hatte das richtig Hoffnung gemacht auf eine gute Veränderung. Die Menschen verhalten sich nämlich vernünftig. Und dass sie nun entweder zu den Rechten laufen (und dort interessanterweise nach Freiheit rufen) oder aber nach noch mehr Verboten und Einschränkungen (und damit als gesunde Demokraten gelten), hängt auch damit zusammen, dass Frau Slomka uns mit Grabesstimme Abend um Abend vorgeworfen hat, wir seien alle unsozial (dumm) und unvernünftig. Ich habe das gar nicht mehr angucken können und stattdessen holländisches Fernsehen geschaut. Dort waren alle Menschen überraschend schlau und solidarisch. Sagten jedenfalls Alle, die für die Nachrichten interviewt wurden.
Die seltsame Hysterie ist meiner Meinung nach die Gegenseite des allgemeinen Leugnens von Krankheit. In dem Maße, wie wir alle (auch ich), unsere gesundheitlichen Probleme leugnen, ist kaum bekannt, dass es bei vielen, allgemein harmlosen Krankheiten, auch Komplikationen geben kann, die ein Leben lang einschränken – und Wieviele unauffällig im Alltag mit gesundheitlichen Problemen kämpfen. Wir könnten zugeben, unter welchen Schmerzen oder Ängsten wir leiden, dass wir nicht aus Trägheit, sondern aus Krankheit dem Event fernbleiben, welche sonstigen inneren Probleme unser Leben dirigieren.
Dann würden wir anders miteinander umgehen im Alltag und uns jetzt nicht verhalten, als hätten wir zum ersten Mal die eine, einzige Krankheit und mit ihr die Inselsolidarität entdeckt.
Der neuerdings übliche Gruß „Bleiben sie gesund“ ist jedesmal so ein kleiner Schlag ins Gesicht. Woher will der Grüßende denn wissen, dass ich gesund bin? Bin ich das auf einmal, nur weil ich kein Corona habe? Leider nein. Mir wird lediglich mitgeteilt, dass das weiterhin nicht interessiert. Noch weniger als vorher.

Melanie Kleinsorg, Schauspielerin 

Entscheiden im Konjunktiv: Wie überstehen Rentals die Krise? „Film & TV Kamera“ sprach mit Günter Neuhaus vom Ludwig Kameraverleih und Niels Maier von Maier Bros. wir über den Shutdown, ihre Planungen für den Neustart und „mögliche Learnings“.

Um die mitteldeutschen Kinos in der Krise zu stützen, wird die Mitteldeutsche Medienförderung ihre Kinoprogrammpreise in diesem Jahr auf 300.000 Euro verdreifachen. Unterstützt werden alle Filmtheater, die sich beworben haben.

Kinovorführungen sind in Hessen bereits ab dem Wochenende möglich. Das ist bislang mit Abstand das früheste Wiedereröffnungsdatum für Kinos in Deutschland. Die Voraussetzungen könnten indes noch Kopfzerbrechen bereiten.

Leuchtende Leinwände: Das Autokino erlebt eine kleine Renaissance. Die Gunst der Stunde wollen auch im Norden ganz unterschiedliche Anbieter nutzen. Die Behörden sind nicht überall gleich wohlwollend, berichtet die „Taz“.

Der Kinderkanal von ARD und ZDF richtet anlässlich des Deutschen Diversity-Tages am 26. Mai einen Aufruf an Produktionsfirmen: Um Vielfalt in allen Angeboten zu zeigen plant der Sender eine Pilotstaffel eines neuen Sketch-Comedy-Formats mit dem Arbeitstitel „Die Schwarz-Weiß-Sketch-Comedy“, in der das Zusammenleben von Kindern unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft in Deutschland aus unterschiedlichen Perspektiven thematisiert werden soll.

Was machen Fernsehen, Radio und Streaming in den USA in Zeiten der Corona-Krise? Die „Medienkorrespondenz“ gibt einen Überblick: „Wachstum und Vakuum“

Im Allgemeinen Krankenhaus in Harburg mussten zwei Stationen wegen Corona schließen. Schuld war nach Recherchen des „Spiegel“ ein Pflegeheim. Es teilte nicht mit, dass eingelieferte Patienten mit dem Virus infiziert sein könnten.

Die Killer im Schatten von Covid-19: Krebs, Masern, Tuberkulose und Malaria – die Bekämpfung lebensbedrohlicher Krankheiten droht weltweit durch die Coronakrise zunichtegemacht zu werden. Mediziner und NGO befürchten Millionen Tote, berichtet „Der Spiegel“.

„Bunt blitzt das Meer“: Seit Schließung der Kinos bieten einige Filmmuseen kostenlos Retrospektiven im Netz an. Die „Taz“ taucht ein in Filmgeschichte und Experimente …

Die Bretter, die für Theatermenschen die Welt bedeuten … sie sind verwaist. Doch Schauspieler und Fans treffen sich trotzdem, nicht im Zuschauerraum – aber online!Bei legendären Inszenierungen berühmter Theater. Die Deutsche Welle führt durch die Programme.

Kreativ in der Krise. Berg malt, Langhoff spricht Gedichte. Wer spricht, ist der Schauspieler Tobias Langhoff, wer malt, ist der „Spiegel“-Redakteur Stefan Berg,der über sein Leben mit Parkinson ein Buch geschrieben hat. Gemeinsam haben die Freunde auf Soundcloud ein sehr eigenes Tagebuch der Corona-Zeitgeschaffen, berichtet Langhoff: „Jeden Abend habe ich ein Thema für den kommenden Tag in die Uckermark geschickt, und Stefan malte eines seiner wunderbaren Bilder. Anschließend habe ich ein ausgewähltes Gedicht, meist in der Landschaft der Mark Brandenburg, gelesen. Da wir das noch nie gemacht hatten, ist die Aufarbeitung nicht sehr professionell geworden. Es war ja erst nur als kleine Aufmunterung für enge Freunde gedacht und hat uns und auch ein paar Menschen Hoffnung und Anregung gegeben. 

Brancheninfo von crew-united und cinearte, erschienen auf out-takes.

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